Handball, Regionalliga Der Mann mit dem „Staubsauger“

Ratingen · Sechs Tore, ein Assist und einige starke Abwehraktionen hatte Stanko Sabljic im Gepäck: Der Zugang feiert beim 36:22-Heimsieg über Dinslaken ein gelungenes Debüt bei Regionalligist „interaktiv Handball“. Braucht er eine Pause, muss Rückraumspieler Tim Koenemann derzeit an den Kreis.

 Im Innenblock und am Kreis für „interaktiv Handball“ aktiv: Stanko Sabljic (2. von links) und Tim Koenemann (rechts) standen gegen MTV Rheinwacht Dinslaken erstmals zusammen auf dem Feld.

Im Innenblock und am Kreis für „interaktiv Handball“ aktiv: Stanko Sabljic (2. von links) und Tim Koenemann (rechts) standen gegen MTV Rheinwacht Dinslaken erstmals zusammen auf dem Feld.

Foto: Achim Blazy (abz)

Vor dem Anpfiff der Regionalliga-Partie zwischen „interaktiv Handball“ und dem MTV Rheinwacht Dinslaken bekam Stanko Sabljic erst einmal eine Einweisung von den Schiedsrichtern. Denn das Harz-Depot am Schuh ist in der Regionalliga nicht erlaubt – das hatte der Zugang vom Drittligisten Wilhelmshavener HV nicht auf dem Zettel gehabt, wie seine Gesten nahelegten. Schuh abwischen und weitermachen, war dann das Motto.

Und Sabljic, den „interaktiv Handball“ erst in der vergangenen Woche verpflichtet hatte, zündete Kostenpflichtiger Inhalt beim klaren 36:22-Heimsieg direkt. Nach rund zwei Minuten blockte der 2,02-Meter-Hüne den Wurf von Wael Ben Youssef so mächtig, dass der Ball direkt zur Vorlage für Etienne Mensger wurde, der den Gegenstoß mit seinem zweiten Treffer zum 2:0 abschloss. Zehn Minuten später hatte dann Sabljic sein erstes Tor für seinen neuen Klub erzielt – etwas untypisch im Gegenstoß, aber da den Kreisläufer niemand auf dem Weg nach vorne hindern mochte, nahm der die Einladung dankend an zum 8:3. Im nächsten Angriff holte er den Siebenmeter heraus, den Kapitän Alexander Oelze einwarf zum 9:3, zum 10:4 war Sabljic erneut selbst erfolgreich.

Insgesamt erzielte der Ex-Profi starke sechs Tore bei seinem Debüt, einen Fehlwurf hatte er nicht. Zu der Torausbeute und der guten Abwehrarbeit im Innenblock, während der er auch Würfe des noch etwas größeren Maximilian Reede wuchtig blockte, gesellte sich ein Assist: Hendrik Stock hatte Sabljic mittig am Kreis angespielt, alles Drehen brachte ihn aber nicht in Wurfposition – da sah er rechts außen den freien Mensger, bediente ihn mit einem Pass durch den Kreis, und der Linkshänder erzielte seinen fünften Treffer zum 18:13. Sabljics fünftes Tor wiederum erzielte er per Leger zum 23:15, erst danach, in den letzten knapp zehn Minuten, bekam er eine Pause.

Dann deckten Robert Markotic und Tim Koenemann im Innenblock, letzterer ging in der Offensive an den Kreis. Das ist nicht das eigentliche Arbeitsfeld des linken Rückraumspielers, der zuvor vier Treffer von seiner angestammten Position erzielt hatte. Da Sabljic aber derzeit der einzige gelernte Kreisläufer ist, weil Damian Janus verletzt ist und Bastien Arnaud sowie Krzysztof Misiejuk den Verein verlassen haben, muss Trainer Ace Jonovski improvisieren – und stellt dann den abwehrstarken Koenemann an den Kreis.

Der leistete sich dann von dieser Position seinen einzigen Fehlwurf im Spiel und erklärte nachher schmunzelnd: „Das passiert, wenn man zu viel Zeit zum Überlegen hat. Ich war ja glockenfrei – mit Kontakt hätte ich den wahrscheinlich reingemacht.“ Zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass der Bewegungsablauf mit drei Schritten Anlauf zum Sprungwurf aus dem Rückraum ein völlig anderer als am Kreis ist, wo es aus einer Drehung in den Sprungwurf geht.

Dass er nun auf der ungewohnten Position aushelfen muss, quittierte der Ex-Essener mit einem Schulterzucken. „Ich bin in die Rolle reingerutscht. Wenn es klappt, ist es ja gut. Ich freue mich über jede Einsatzzeit, vor allem im Angriff. Natürlich lieber im Rückraum, aber ansonsten spiele ich da, wo ich gebraucht werde – außer im Tor, das muss nun wirklich nicht sein“, so Koenemann lachend.

Sein Kapitän fasste die Situation am Kreis so zusammen: „Wir haben halt außer Tim keinen, der es machen kann, wenn Stanko mal raus muss“, sagte Oelze, der mit Sabljic schon beim Bergischen HC zusammenspielte und mit ihm den Aufstieg in die Bundesliga feierte. „Mit ihm haben wir einen richtigen Blocker in der Abwehr. Der kann auch mal auf sechseinhalb Metern stehen bleiben und hat trotzdem die eine Ecke, so dass der Torwart in die andere gehen kann“, erklärte Oelze und ergänzte über die Offensiv-Qualitäten des Zugangs: „Der fängt gefühlt jeden Ball. Als ob er einen Staubsauger in der Hand hätte.“

Sabljic fasste im Gespräch mit seinem neuen Verein zusammen: „In einigen Phasen war unsere Leistung noch nicht optimal, aber wir sind auf einem guten Weg. Wir brauchen sicher noch Zeit, um da hinzukommen, wo wir hin wollen. Aber wir arbeiten in die richtige Richtung, und ich bin mir sicher, dass wir mit Geduld unsere Ziele erreichen können. Das Wichtigste ist, dass wir gewonnen haben. Es ist auch schön, dass wir über weite Strecken das umgesetzt haben, was wir vorher besprochen haben. Es macht Spaß mit den Jungs.“ Und die hatten Spaß an ihm.

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