Energiekrise und Eishockey Bemerkenswerte Unkenntnisse

Meinung · In der Ratssitzung am Donnerstag sorgten erst die Schilderungen von Präsident Rainer Merkelbach dafür, dass die Situation der Ratinger Ice Aliens mit drohender Insolvenz wegen des fehlendes Eises allen klar wurde. Dennoch war die Veranstaltung teilweise grotesk. Ein Kommentar.

 Jede Menge Ausrüstung für Eishockey-Spieler ist am Sandbach vorhanden, nur kann die Sportart aktuell eben ohne Eis nicht ausgeübt werden.

Jede Menge Ausrüstung für Eishockey-Spieler ist am Sandbach vorhanden, nur kann die Sportart aktuell eben ohne Eis nicht ausgeübt werden.

Foto: Achim Blazy (abz)

Die Ratssitzung am Donnerstag war aus mehreren Gründen bemerkenswert. Dass Bürgermeister Klaus Pesch den Vorsitzenden der Ratinger Ice Aliens bittet, seine Sicht der Dinge zur späteren Eisbereitung am Sandbach darzulegen, ist fair. Das aber zu einem Zeitpunkt zu tun, zu dem rund die Hälfte der Ratsmitglieder gar nicht im Saal ist, mag formal richtig sein, weil Rainer Merkelbach als Gast eben in einer Unterbrechung der Sitzung reden muss, es zeugt aber auch von der Ignoranz gegenüber einer der populärsten Sportarten Deutschlands.

Bemerkenswert ist auch, dass das Gros des Rates offensichtlich keine Ahnung von den Konsequenzen hatte, die die Umsetzung der Beschlussvorlage gehabt hätte. Dass ein solches Datum festgelegt wird, um mit der Eisbereitung zu beginnen, zeugt von absoluter Unkenntnis sportlicher Zwänge. Am 30. September sollen die Aliens in die Regionalliga-Saison starten, das Datum „frühestens ab 21.9.“ für die Eisbereitung würde bedeuten, dass die Spieler in diese ohne jegliche Vorbereitung geschickt würden. Bei einer Sportart, in der der Untergrund eben nicht simuliert werden kann, stiege das Verletzungsrisiko überproportional.

Zum Punkt Unkenntnis noch dies: Erst die sachlichen, aber inhaltlich emotionalen Worte Merkelbachs öffneten den meisten Ratsmitgliedern wohl die Augen: Würde der Beschluss so umgesetzt, bedeutete das nicht einfach nur Einschränkungen für einen Verein – es wäre das Aus einer Sportart in Ratingen, die die Stadt einst in ganz Deutschland populär gemacht hat als Erstliga-Standort. Auch wenn die Aliens in diese Sphären nicht vorstoßen werden – sie leisten eine enorme Arbeit mit Hunderten Nachwuchsspielern, deren Eltern übrigens potenzielle Wähler sind.

Und erst, als die Erkenntnis eingesickert war, dass es um Insolvenz und Abschaffung einer Sportart geht, rückte das Thema so emotional in den Fokus, dass darüber zweieinhalb Stunden diskutiert wurde. Um dann festzustellen, dass kein Zahlenwerk vorliegt, auf dem eine Entscheidung getroffen werden kann. Die Unkenntnis der tatsächlichen Fakten ist in jedem Fall: bemerkenswert. Eigentlich sogar: grotesk.

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