Sportkegeln Deutscher Vizemeister im Wartestand

Heiligenhaus · Nach dem Abbruch durch die Coronavirus-Pandemie hatte der Keglerbund zunächst entschieden, die Saison zu annullieren. Dagegen haben die Bundesligisten Einspruch eingelegt, auch die SK Heiligenhaus. Eine Klärung steht noch aus.

 Die „Red Lions“ der SK Heiligenhaus vor der Pandemie (von links): André Laukmann, Kapitän Marcel Grote, Knut Martini, André Schneimann, Holger Parassini, Alexander Ratzko und Kerim Demirbag.

Die „Red Lions“ der SK Heiligenhaus vor der Pandemie (von links): André Laukmann, Kapitän Marcel Grote, Knut Martini, André Schneimann, Holger Parassini, Alexander Ratzko und Kerim Demirbag.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Es war so knapp. In der Bundesliga der Sportkegler stand der letzte Play-Off-Spieltag an, die SK Heiligenhaus (SKH) führte die Tabelle vor dem Rekordmeister KF Oberthal an, der den letzten Heimspieltag ausrichten und dabei Deutscher Meister werden wollte. Dann kam die Coronavirus-Pandemie und brachte unter anderem den Sport zum Erliegen. Das war Mitte März, und der Deutsche Schere-Keglerbund (DSKB) hatte sich entschlossen, eine Entscheidung über das Verfahren mit der Saison bis Anfang Mai herbeizuführen.

Als klar war, dass der letzte Play-Off-Spieltag aufgrund der weiteren Hygieneregeln bis dahin nicht stattfinden konnte, diskutierte der DSKB drei Szenarien: komplette Annullierung der Saison, Abruch zum Stand nach dem dritten Play-Off-Spieltag und rückwirkender Abbruch nach 18 Spieltagen, also vor den Play-Offs. Da der Verband bei den beiden letztgenannten Szenarien fürchtete, sich rechtlich angreifbar zu machen, entschied er sich für die Annullierung der Saison. Und kassierte prompt einen Einspruch von seinen Bundesligisten, so dass er die Annullierung erst einmal zurückziehen musste.

Damit ist rund zwei Monate, bevor die neue Spielzeit beginnen soll, immer noch nicht klar, was mit der abgebrochenen passiert. „Dem Einspruch gegen die Annullierung wurde wegen eines Formfehlers stattgegeben, nicht wegen der inhaltlichen Begründung“, berichtet Marcel Grote, der Kapitän der SKH, die den Einspruch, den federführend Oberthal einlegte, wie etliche andere Bundesligisten unterstützt. „Das Gros der Mannschaften spricht sich dafür aus, die Saison nach 18 Spieltagen zu werten, weil die Play-Offs nicht zu Ende gespielt wurden“, sagt Grote. Das würde bedeuten: Oberthal wäre Meister, die SKH Vize, zudem sollten die Erstplatzierten der Zweiten Ligen aufsteigen und die neue Saison mit zwölf statt zehn Teams gespielt werden. „Das wäre die beste Lösung“, findet Grote.

Denn die Annullierung der Saison würde vor allem die Zweitliga-Meister treffen. „Die würden um den Lohn gebracht. Das ist nicht im Sinne des Sports“, betont der SKH-Kapitän und ergänzt: „Wir haben kein Problem damit, dass Oberthal dann Deutscher Meister und wir Vize wären. Zwar wären wir bei einem Abbruch nach drei Play-Off-Spieltagen Deutscher Meister gewesen, aber das wollten wir so nicht, weil wir davon ausgehen müssen, dass Oberthal zu Hause wieder an uns vorbeigegangen wäre.“ Auch wenn erst noch ein Rechtsausschuss des DSKB über den Einspruch und das weitere Verfahren mit der abgebrochenen Saison entscheiden muss, denkt Grote schon weiter: „Wir werden dann halt in der nächsten Saison einen neuen Anlauf unternehmen, zum ersten Mal Deutscher Meister zu werden.“ Bis zur rechtlichen Klärung ist die SKH also Deutscher Vizemeister im Wartestand.

Und auch das ist für den Klub der größte Erfolg bisher, zumal er noch einen Aufstieg feiern kann: Die Reserve hatte die Regionalliga regulär nach 18 Spieltagen als Tabellenführer beendet. „Unsere zweite Mannschaft ist in jedem Szenario, das mit den Bundesligen passieren kann, in die Zweite Liga aufgestiegen“, sagt Grote und ergänzt: „Darauf können wir nur stolz sein. Dass wir mit der Ersten um die Deutsche Meisterschaft und mit der Zweiten in der 2. Bundesliga spielen, ist mehr, als man bei Gründung des Vereins zu Träumen gewagt hat. Das ist ein Riesen-Erfolg und zeigt zum einen die gute Jugendarbeit von früher, zum anderen das, was wir in letzter Zeit auf die Beine gestellt haben, indem wir zum Beispiel mit dem vierfachen Weltmeister André Laukmann die Crème de la Crème des Kegelsports geholt haben.“

Die Pandemie hat im Übrigen die Kegler nicht so lange gelähmt wie andere Hallensportler. Seit Ende Mai ist die SKH wieder im Training, sie hat der Stadt Heiligenhaus und dem Ordnungsamt ein Hygienekonzept vorgelegt, dass diese abgesegnet haben. „Zum Beispiel geht jeder mit seinen Kugeln von Bahn zu Bahn“, erläutert Grote, „und der Mindestabstand ist dazwischen ja eh gewährleistet.“ Die neue Saison soll Anfang September starten, ab Mitte Juli beginnt der Vizemeister im Wartestand die intensive Vorbereitung darauf.

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