Handball SG Ratingen: Zuversicht trotz vieler Ausfälle

Ratingen · Der Aufsteiger in die Dritte Liga muss auf eine ganze Reihe Spieler verzichten. Trainer Ratka glaubt dennoch an den Klassenverbleib.

Dunkle Wolken hängen über dem Ratinger Löwenbrunnen, noch vor ein paar Minuten goss es wie aus Eimern. Das Bild passt zur Saisonvorbereitung der Handballer der SG Ratingen - denn trotz aller Euphorie über den Aufstieg in die Dritte Liga herrscht bei der Spielgemeinschaft aktuell alles andere als eitel Sonnenschein.

Zumindest aus sportlicher Sicht. Denn Trainer Richard Ratka muss gleich eine ganze Reihe von Ausfällen verkraften. Bei Marcel Müller zum Beispiel ist nicht sicher, ob er jemals wieder Handball spielen kann. "Marcels Meniskus ist kaputt. Er wurde bereits zweimal operiert. Wegen seiner beruflichen Karriere will er kein Risiko eingehen, es kann sein, dass er deshalb komplett ausfällt", sagt Trainer Richard Ratka. Auch Spieler-Manager Bastian Schlierkamp muss wohl operiert werden. "Dann würde ich auch für ein Jahr ausfallen", sagt der Betroffene.

Alexander Schult leidet immer noch an den Folgen seines Bruchs im Sprunggelenk. "Er hat noch eine Platte im Fuß und fällt die komplette Hinrunde aus", berichtet Ratka. Und es geht weiter: Torhüter Jens Bothe muss an der Leiste operiert werden, Dominic Kasal am Meniskus. Und auch Anthony Pistolesi fehlt.

Dennoch lässt sich der Coach seinen Optimismus nicht nehmen. "Ich bin noch nicht besorgt", sagt Ratka. "Ich muss zusehen, dass ich die Spieler fit mache, die da sind. Wenn ich mich nur darauf konzentriere, wer verletzt ist, bringt mich das nicht weiter. Ich bin froh, dass Bastian einen großzügigen Kader zusammengestellt hat, da lässt sich einiges ausbügeln."

Trotzdem muss der Trainer ganz schön improvisieren. "In der Zentrale sind wir gerade angesichts der Verletzungen völlig nackt. Da müssen wir vielleicht mit einer anderen Taktik mit zwei Kreisläufern spielen. Das tut schon weh. " Nachverpflichtungen sind, das stellt Schlierkamp direkt klar, eher nicht möglich. "Unser Etat ist ausgereizt", sagt der 31-Jährige. "Wenn noch jemand kommt, dann muss es genau passen und darf eigentlich nichts zusätzlich kosten. Da ist unser Spielraum natürlich arg begrenzt."

Von einem Himmelfahrtskommando im Hinblick auf die Dritte Liga will aber keiner der Verantwortlichen sprechen. "Wir haben die Qualität, um den Klassenverbleib zu schaffen", betont Trainer Ratka. "Aber allen muss klar sein, was da auf uns zukommt. Wir werden viele Spiele verlieren, müssen direkt vom ersten Spieltag an um jeden Punkt kämpfen. Für die Spieler, die jetzt vier Jahre in Folge aufgestiegen sind, wird das natürlich eine Umstellung. Aber ich habe genug Erfahrung im Abstiegskampf, man muss sich halt realistische Ziele setzen: Ich denke, wir können zehn bis zwölf Spiele gewinnen."

Bastian Schlierkamp weiß, dass die SG im Grunde noch kein Drittligist ist. "Unser Umfeld muss noch mitwachsen", betont er. "Wir sind kein regulärer Drittligist." So gibt es regelmäßig Ärger mit der Stadt wegen der Benutzung von Harz in der Halle. "Das sind Probleme, mit denen sich unsere Konkurrenz erst gar nicht herumschlagen muss", sagt Schlierkamp. Normale Drittligisten geben im Schnitt zwischen 100 000 und 300 000 Euro für den Jahresetat aus. Dem Vernehmen nach liegt die SG noch unter der Untergrenze - und will trotzdem überleben. "Einige Spieler erhalten kein Geld von uns. Wir bieten ihnen dafür die Möglichkeit, sich bei uns auch beruflich weiterzubilden", sagt Schlierkamp. So sind Akteure wie Ben Schütte im Marketing des Vereins angestellt und spielen quasi nur nebenbei für den Drittligisten. Denn die Sponsorenlandschaft bei der SG ist noch etwas überschaubar. "Wir haben keine gewachsenen Strukturen, da es die SG erst seit vier Jahren gibt", sagt Schütte. "Da stehen die Geldgeber halt nicht Schlange, im Gegenteil: Wir müssen hartnäckig sein."

Für Trainer Ratka hängt viel von den Zuschauern ab. "Es gibt ein Zuschauerpotenzial, das haben wir in der Relegation gesehen", sagt der Trainer. "Jetzt müssen wir die Leute in die Halle bekommen - damit kann man Sponsoren gewinnen." Den Verantwortlichen ist aber klar, dass sich die SG dafür erst einmal mehr in der Stadt verankern muss. "Wenn man zehn Leuten auf dem Marktplatz unseren Namen nennt, wissen vielleicht zwei oder drei, worum es geht. Das müssen wir ändern", sagt Schlierkamp. Beim Foto-Shooting vor dem Löwenbrunnen blieben bereits einige Passanten stehen. Ein Anfang, so scheint es, ist gemacht.

(RP)
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