Handball Jonovski stellt die SG auf Opladen ein

Ratingen · Der mazedonische Spielertrainer Ace Jonovski bereitet den Handball-Regionalligisten SG Ratingen auf das Duell beim verlustpunktfreien Spitzenreiter TuS Opladen vor. Weiß der Ex-Bundesligaspieler wirklich, was die Gegner beim Frühstück gegessen haben? Ein Ortsbesuch in der Sporthalle Gothaer Straße in Ratingen West.

 Spielertrainer Ace Jonovski (hinten links) bei der Videobesprechung vor dem Regionalliga-Spiel der SG Ratingen beim TuS Opladen. Vorne hören Kai Funke (links) und Petre Angelov zu.

Spielertrainer Ace Jonovski (hinten links) bei der Videobesprechung vor dem Regionalliga-Spiel der SG Ratingen beim TuS Opladen. Vorne hören Kai Funke (links) und Petre Angelov zu.

Foto: Georg Amend

Marcel Müller hatte seinem Trainerkollegen beim Handball-Regionalligisten SG Ratingen, Ace Jonovski, ein beeindruckendes Zeugnis ausgestellt: „Der weiß, was die Gegner morgens zum Frühstück hatten“, hatte Müller gesagt, als es um die Videobesprechungen vor den Spielen ging. Vor der wichtigen Partie des selbsternannten Aufstiegsaspiranten beim nach fünf Spieltagen verlustpunktfreien Tabellenführer TuS Opladen am Samstag (19.15 Uhr) ist es Zeit, die Aussage zu prüfen.

Jovovski ist am Mittwochabend entspannt, er lächelt. Das ist allerdings nichts Ungewöhnliches beim Mazedonier, der ist – wie die meisten Handballer – abseits der Platte ein ausgeglichener, ruhiger Mensch. „Wir gucken gleich ein spanisches Video“, sagt der Zwei-Meter-Hüne grinsend. Die Erklärung: „Ich habe das Videostudium bei meinem Mentor Raúl Gonzalez, dem Trainer von Paris St. Germain, gelernt. Ich war letztes Jahr drei Tage da, habe bei ihm geschlafen, war mit beim Training. Da konnte ich viel lernen.“ Gonzalez war von März 2017 und Februar 2019 auch Trainer der mazedonischen Nationalmannschaft, mit Jonovski als Abwehrchef.

Statt Paris geht es nun in Ratingen West in den Unterbau der Sporthalle Gothaer Straße in den VIP-Raum. „VIP-Raum, Video-Raum, egal“, sagt Jonovski grinsend. Dann setzt sich der 38-Jährige und ist ab diesem Moment ernst, konzentriert, fokussiert. Die Spieler kommen nach und nach dazu, Thomas Bahn und Nils Thorben Schmidt sind staubedingt etwas später dran. „Ok“, sagt Jonovski und fängt an mit dem Videostudium des TuS Opladen. Tagelang hat er aus drei Spielen des Tabellenführers – gegen Aldekerk, Korschenbroich und Tusem Essen II – Szenen zusammengeschnitten, es sind Stunden an Arbeit, Woche für Woche. „Es ist eigentlich die gleiche Mannschaft wie letztes Jahr – fast“, sagt der Trainer und zeigt Spielzüge des kommenden Gegners. Immer wieder hält er das Video an, erklärt, fährt mit dem Curser über den Bildschirm, um auf Abläufe der Angreifer oder Positionen der Verteidiger hinzuweisen.

Jonovski spricht seine Spieler, die auf den jeweiligen Positionen stehen werden, direkt mit Namen an, sagt, was er von ihnen erwartet. „Eddy“, sagt er zu Etienne Mensger, „Bleib an dem dran, bis zum Ende, bis zur Toilette. Das gilt für alle: Bei Opladen gibt es viele, bei denen man meint: Den hab’ ich, aber dann ziehen die immer noch weiter. Nie aufhören“, warnt der Abwehrchef der SG und ergänzt: „Wir müssen immer helfen, helfen, helfen. Die Gegner gehen viel ins Eins-gegen-Eins, wir dürfen diese Situationen nicht verlieren. Wir brauchen da Stop-Fouls und müssen immer rücken. Das ist das, was wir gestern noch verstärkt trainiert haben: die Seitwärtsbewegungen.“

Die erfahrenen Spieler Thomas Bahn und Alexander Oelze schalten sich zwischendurch kurz ein und ergänzen Jonovskis Ausführungen. Aus der hinteren Reihe flachst Linksaußen Yannik Nitzschmann an die Adresse von Mittelmann Oelze, der in der Regel von Defensivaufgaben komplett befreit ist: „Zweimal Abwehr gespielt und schon bist du Experte.“ Der Kapitän antwortet grinsend: „Das haben mir die Sechsjährigen beim Handball-Camp beigebracht.“ Gelächter im dunklen Video-VIP-Raum.

Es ist der einzige Moment in einer Stunde Videobesprechung, der die Konzentration kurz unterbricht. Jonovski geht noch weitere Abläufe der Opladener durch, zeigt ihre Über- und Unterzahlsituationen und zum Schluss noch einen Punkt, der mit „Kampf“ überschrieben ist. Gemeint sind damit Rudelbildungen auf dem Spielfeld, nachdem ein Opladener hart angegangen wurde. „Das passiert bei denen in jedem Spiel“, sagt Jonovski und hat aus zwei der drei Spiele auch Belege dafür. „Wir brauchen das nicht, aber wenn das passiert, will ich, dass nicht einer alleine da steht, sondern alle zusammen“, betont der Spielertrainer, der vor einer längeren Sequenz aus dem TuS-Spiel in Korschenbroich und ein paar Eindrücken von der Ratinger Partie aus der Vorsaison noch fragt: „Wer hat Fragen, bevor wir das oben in der Halle simulieren?“ Es gibt keine.

Was die Gegner zum Frühstück hatten, hat Ace Jonovski nicht verraten. Aber ansonsten hat er seinen Spielern viel an die Hand gegeben.

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