Lokalsport SG Ratingen bricht in Neuss nach der Pause komplett ein

Neuss · Bis zur 29. Minute hält der Handball-Drittligist im Derby mit - danach brechen alle Dämme und die SG verliert 22:34 (13:15)

Die SG Ratingen hat in der Dritten Handball-Bundesliga ein wahres Debakel erlebt. Beim Neusser HV unterlag die Mannschaft von Trainer Richard Ratka dem Liga-Mitfavoriten Neusser HV 22:34 (13:15) - und brach dabei kurz vor und nach der Pause auf unerklärliche Weise komplett ein.

Natürlich kann man gegen eine stark besetzte Mannschaft wie Neuss verlieren. Das Ausmaß des Einbruchs überraschte dann aber doch. Denn anderthalb Minuten vor dem Pausenpfiff hatte Ratingen noch geführt. 13:12 stand es, alles war gut auf Seiten des Löwenrudels. Dann kassierte Arthur Giela eine Zeitstrafe - und bei der SG brachen alle Dämme. Die Ratinger Abwehr stand plötzlich unsortiert, kassierte Tor um Tor und in der 30. Minute ging Neuss durch Felix Handschke erstmals in Führung. Drei Sekunden vor dem Ende der ersten Hälfte versenkte Christopher Klasmann noch einen Distanzwurf am unteren linken Pfosten im Tor. Unnötig.

Es war jedoch nur der Vorbote einer schrecklichen zweiten Halbzeit. Schon direkt nach der Pause erzielte Neuss, zunächst in Überzahl, drei weitere Treffer in Folge zum 18:13, ein Rückstand, von dem sich das Löwenrudel nicht mehr erholte. Was folgte, waren einige Zeitstrafen, eine kaum noch vorhandene Deckung und unmotiviertes Angriffsspiel. Trainer Ratka saß nur noch auf der Bank und kratzte sich verwundert das Kinn. In der Schlussphase nahm das Debakel richtig unangenehme Ausmaße an. Weil Neuss traf, wie es wollte, nahm Ratka bei 17:26 in der 46. Minute noch einmal eine Auszeit. Mit mäßigem Erfolg: Im nächsten Angriff stellte Neuss die erniedrigende Zehn-Tore-Führung her, die bis zum Ende noch auf zwölf ausgebaut wurde.

Dabei hatte die Partie eigentlich gut angefangen. Die erste Hälfte im Neusser Hammfeld gehörte auf Ratinger Seite vor allem Simon Breuer. Der neue Spielmacher der SG traf gegen die aggressive Neusser Deckung, wie er wollte - glich damit allerdings bereits zu diesem Zeitpunkt einige Unkonzentriertheiten bei seinen Nebenleute aus. Malte Jaeger im Tor hielt stark, und bei vielen Fehlpässen auf beiden Seiten war es Breuer, der die Akzente setzte. Sieben der ersten elf Treffer erzielte der Zugang vom TuS Ferndorf, bevor ihn die Gastgeber fünf Minuten vor dem Pausenpfiff in Manndeckung und damit aus der Partie nahmen. Das Unheil mit sechs Gegentreffern in Folge kurz vor und nach der Pause brach der SG dann das Genick. Die Frage ist allerdings, ob Manndeckung gegen den Spielmacher und eine einzige Zeitstrafe kurz vor der Pause einen solchen Einbruch erklären können. "Das Ergebnis war natürlich viel zu hoch", sagte Breuer nach der Partie. "Wir haben gegen die Umstellung der Neusser kein Mittel gefunden, zu viele Strafen kassiert, das müssen wir uns vorwerfen."

SG: Stecken, Jaeger - Giela 1, Lenz 3, Breuer 7, Janus, Schütte 2, Schlierkamp 1, Bartmann 1, Schulz 7/4, Kasal, Eckervogt.

(RP)
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