Handball SG hat viel Spaß gegen Bundesligisten

Ratingen · Die Niederlage war mit 18:35 hoch - doch darum ging es im Spiel gegen Minden nicht. Der Handball-Drittligist gab alles.

 Dominik Kasal (r.) und Sebastian Bartmann (l.) gaben gegen Minden alles, waren mit dem Gegner jedoch schlicht überfordert.

Dominik Kasal (r.) und Sebastian Bartmann (l.) gaben gegen Minden alles, waren mit dem Gegner jedoch schlicht überfordert.

Foto: Achim Blazy

Spätestens, als Frank Koch in der Sporthalle an der Gothaer Straße aufs Feld lief, war klar: Das hier ist kein normales Handballspiel. Koch ist Handball-Torhüter, aber mit Verlaub, seine besten Jahre liegen eine Weile hinter ihm. Nun durfte der Torhüter der dritten Mannschaft der SG Ratingen, mit leichtem Bauchansatz und angerautem, schütteren Haar, dafür aber breit grinsend, für ein paar Minuten für die "Erste" auflaufen. Gegen GWD Minden. Einen Bundesligisten. Koch hielt keinen Ball, aber das war zu diesem Zeitpunkt ohnehin egal. 18:35 (9:18) verlor die SG gegen den Erstligisten. Und trotzdem war keiner so richtig sauer.

Nun kann man sich natürlich fragen, ob ein Freundschaftsspiel, in dem eine Mannschaft komplett chancenlos ist, wirklich Sinn macht. "Ich fand es toll", sagt aber Dominic Kasal. "Wir haben gegen Champions-League-Sieger und Nationalspieler alles gegeben. Uns war klar, dass wir keine Chance haben. Aber wir wollten lernen." Lernen konnte die SG vor allem von der Wurfgewalt der Gäste. Auf die Kanonenkugeln des norwegischen Nationalspielers Christoffer Rambo hatte die SG-Deckung keine Antwort. Auch auf die schnellen Spielzüge oder Effetwürfe nicht.

Es waren Nadelstiche, die Ratingen setzen konnte. Arthur Giela zum Beispiel, der sich in den ersten Minuten mehrfach gegen die starke Mindener Abwehr durchsetzte, dann aber wegen eines Pferdekusses rausmusste - ein Aderlass. "Ohne ihn war es natürlich noch schwieriger", sagt Trainer Richard Ratka. "Aber auch das müssen wir lernen." Der Trainer geht davon aus, dass Giela kommende Woche beim Spiel gegen Krefeld (Samstag, 18 Uhr, Gothaer Straße) wieder auflaufen kann.

In Puncto Abgeklärtheit war das Löwenrudel dem abstiegsbedrohten Bundesligisten natürlich drückend unterlegen. Wo Minden fast jeden Angriff erfolgreich abschloss, vergaben die Ratinger viele - auch einfache - Würfe. Ben Schütte zum Beispiel scheiterte mehrfach frei vor dem Tor. "Ich habe früher mit Torhüter Gerrie Eijlers zusammengespielt, wollte ihm unbedingt ein Tor reinlegen, das hat leider nicht geklappt", sagte Schütte.

Nach der kurzen, ausgeglichenen Anfangsphase zog Minden einmal kurz das Tempo an und war weg. Von 2:3 ging es über 4:10 zum 9:18-Pausenstand. Nach dem Seitenwechsel traf Ratingen dreimal in Folge, bevor Minden mit acht Treffern nacheinander wieder klare Verhältnisse schuf. Die Partie plätscherte nun vor rund 200 Zuschauern Richtung Ende - Ratka wechselte selbst Anthony Pistolesi, der in dieser Saison kein einziges Spiel in der Dritten Liga absolvierte, kurz vor dem Ende ein.

"Für mich war es ein entspanntes Spiel", sagte Ratka. "Das Ergebnis war egal, für viele unserer Jungs war es ein Highlight und vor allem sehr lehrreich, gegen Minden anzutreten." Für Ratka selbst war es ein schöner Nachmittag, schließlich war er selbst lange als Trainer für die Mindener aktiv. Auf das Wiedersehen mit Manager Horst Bredemeier hatte er sich besonders gefreut - die beiden tauschten vor der Partie einige Herzlichkeiten aus. Ein gelungener Nachmittag. Und nach dem Ergebnis fragte hinterher ohnehin niemand mehr.

(RP)
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