Handball-Analyse Lazarov glänzt als Entscheidungsspieler

Ratingen · Der 32:31-Sieg der SG Ratingen über den TV Aldekerk bot Zuschauern beste Unterhaltung, Trainer Ace Jonovski war von der Abwehrleistung gar nicht angetan. Er hatte taktisch ebenso große Anteile am Erfolg, wie vor allem drei Spieler und der Einsatzwille aller.

 Filip Lazarov zeigte sein bestes Saisonspiel für die SG.

Filip Lazarov zeigte sein bestes Saisonspiel für die SG.

Foto: Fries, Stefan (frs)

Der Gedanke drängt sich nach dem 32:31 (15:15)-Sieg der SG Ratingen gegen den TV Aldekerk auf: Wo stünden die Ratinger, wenn Filip Lazarov die gesamte Saison in der Handball-Regionalliga diese Leistung gezeigt hätte? Zwei, drei Plätze höher als der aktuelle Rang fünf eventuell. Doch der Rück­raumspieler hat eben in dieser Spielzeit öfter enttäuscht als überzeugt, was sich aber generell über die Saison der Ratinger sagen lässt. Das nur an Lazarov festzumachen, wäre unfair.

Der 34-Jährige drehte aber gegen Aldekerk so auf, wie man es in dieser Spielzeit noch nicht von ihm gesehen hat. Die Ausbeute von sieben Toren verdeutlicht das nicht ansatzweise, zumal darin die fünf Siebenmeter enthalten sind, die er allesamt einwarf. Bei der 26:34-Niederlage eine Woche zuvor beim TV Korschenbroich war das noch das große Manko gewesen, Lazarov (2) und Alexander Oelze ließen insgesamt fünf Strafwürfe aus. Nun war der Nordmazedonier zu 100 Prozent sicher, aber auch das ist nur ein Teil dessen, was er zum Erfolg beisteuerte. Und daran hatten noch andere großen Anteil.

Torwart Nils Thorben Schmidt wehrte gegen Aldekerk 18 Bälle ab – das er einen aufs leere Tor vorbeiwarf, kann ruhig vernachlässigt werden, ohne seine starke Leistung wäre die Partie verloren gegangen. Dabei waren es nicht nur Paraden der Kategorie „Muss er halten“, sondern einige freie Würfe wie Gegenstöße. Gegen einen solchen zeigte „Toto“ nach rund sechs Minuten schon seine vierte Parade, es folgten weitere, unter anderem gegen Julian Mumme, mit der er das 24:24 verhinderte, oder erneut im Gegenstoß, als er das 31:31 vereitelte.

Trainer Ace Jonovski konnte sich weder über die vielen Paraden von Schmidt noch über den Sieg so recht freuen, die Masse an Gegentoren hatte dem ehemaligen Abwehrchef die Laune verhagelt. Zumal Schmidt ja auch nur zu einer solchen Menge an Paraden kam, weil die Ratinger den Gästen so viele Chancen ermöglichten. Jonovski hatte der offensiven 3-2-1-Deckung der Aldekerker zunächst eine neue Aufgabe gestellt und Thomas Bahn in den linken Rückraum beordert, weil dort zuletzt Lazarov das Spiel immer arg verschleppt hatte. Der Abwehrchef führte sich auch gleich mit dem 1:0 gut ein, doch dann gingen den Ratingern immer mehr die Lösungen gegen den aggressiven Gegner aus. Beim Stand von 6:9 (16:48 Minuten) nahm Jonovski seine erste Auszeit und brachte Lazarov für Bahn und Sam Schäfer für Lukas Plaumann. Das fruchtete. Nach dem 15:15 zur Halbzeit zog Jonovski das nächste taktische Mittel: Er brachte für Schmidt den siebten Feldspieler und sorgte so dafür, dass Aldekerk nicht mehr so offensiv verteidigen konnte, weil nun in Kai Funke ein zweiter Kreisläufer neben Christian Mergner auf dem Feld war. Das half auch Lazarov.

Rückraum Nach seiner Einwechslung warf Schäfer sieben Tore, er kam stets mit viel Wucht auf die Lücken in der Abwehr und leistete sich nur einen Fehlwurf und einen Ballverlust. Und Lazarov war vor allem in der zweiten Halbzeit der Entscheidungsspieler: Von halblinks zog er mit Ball an und hatte dann die Optionen, Funke am Kreis zu bedienen, selber abzuschließen, weiterzuspielen oder den Ball zurück auf linksaußen zu bringen – so kam dort auch Yannik Nitzschmann ins Spiel, der eine fehlerfreie zweite Halbzeit mit vier Toren bot. Und auch Lazarov war bei seinen Entscheidungen nahezu fehlerfrei, in den letzten zehn Minuten war er fast an jedem Treffer beteiligt: Siebenmeter zum 27:26 per Heber, Assists auf Schäfer (28:26) und Funke (30:28), selber Torschütze zum 31:29 und 32:30.

Rückzug Neben den Toren und Anspielen war Lazarovs wichtigste Aktion diese: 20 Sekunden vor dem Ende scheiterte Schäfer bei angezeigtem Zeitspiel am Pfosten, Aldekerk versuchte, per Gegenstoß den 32:32-Ausgleich zu erzielen, doch Lazarov war zurück und fing den Ball ab. Selbst wenn er nur zum Angriff-Abwehr-Wechsel auf die Bank laufen wollte – an der Stelle war er aus Ratinger Sicht goldrichtig, denn so war der Sieg gesichert. Überhaupt stimmte der Rückzug gegen die Gegenstöße häufig, neben Lazarov fing auch Nitzschmann einen langen Pass ab, Plaumann war einmal dran, hatte aber Pech. Davon hatte Etienne Mensger gleich eine doppelte Portion: Einmal kämpfte er vergebens gegen zwei Aldekerker, einmal rannte ihn Schäfer um und fing den weiten Pass ab. Einsatz und Laufbereitschaft stimmten bei der SG. Wo es in der Abwehr hakte, werden die Ratinger von Jonovski noch haarklein aufgezeigt bekommen.

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