Lokalsport Ratinger Fechter sind absolute Spitze

Ratingen · Die TV-Kämpfer sind gerade bei den Deutschen Meisterschaften unterwegs. Zuletzt räumten sie einige Medaillen ab.

 Sofia Polenske (l.) und Lisann Fröse (r.) kreuzen unter dem wachsamen Auge von Trainer Vitaly Chernous die Klingen.

Sofia Polenske (l.) und Lisann Fröse (r.) kreuzen unter dem wachsamen Auge von Trainer Vitaly Chernous die Klingen.

Foto: Falk Janning

Vitaliy Chernous, Fechttrainer des TV Ratingen, klatscht in die Hände. Beinarbeit ist angesagt. Etwa 20 Mädchen und Jungen stellen sich paarweise auf und rücken mit schnellen Schritten vor und wieder zurück. In der Turnhalle der Anne-Frank-Schule herrscht absolute Ruhe, niemand spricht. Nur das Quietschen der Sohlen auf dem Parkett ist zu hören. Mit ausgestrecktem Arm bewegen sich die jungen Sportler des TV Ratingen aufeinander zu. Mann gegen Mann, taktieren, fintieren, angreifen, parieren und zustoßen - reine Trockenübungen. Dann wird die Planche, die Fechtbahn, aufgebaut - samt elektronischer Trefferanzeige. Die Mädchen und Jungen tragen nun Schutzmasken über ihre Gesichter, dazu Fechtjacken, passende Hosen, Brustschutz und Handschuh - alles in strahlendem Weiß.

Der Coach gibt die Kommandos. Fechten hat sein Leben geprägt. Vitaliy Chernous gehörte als Aktiver zu den weltbesten Florettfechtern und kämpfte für das ungarische Nationalteam. Als Coach brachte er nach dem Ende seiner Aktivenkarriere den Düsseldorfer Eero Lehmann zur Weltmeisterschaft und zu den Olympischen Spielen 2000 in Sydney. Heute ist er mit Herz und Seele Trainer beim Ratinger TV und macht den Nachwuchs fit.

Der 64-Jährige hat großen Anteil daran, dass der Ratinger TV zu einer viel beachteten Fecht-Hochburg im Land geworden ist, die Säbelmannschaften der weiblichen A-Jugend und der Schüler vom Kreis Mettmann für ihre Erfolge geehrt werden.

Im vergangenen Jahr waren die Schüler (Jahrgänge 2005 bis 2003) erstmals in der TV-Vereinsgeschichte Rheinische Mannschafts-Landesmeister geworden. Für Furore sorgten unter anderem Lisann Fröse, Sofia Polenske, Lisa Rütgers und Marietta Meka, die bei der Deutschen A-Jugendmeisterschaften in Nürnberg als große Außenseiterinnen die Bronze-Medaille holten und für eine echte Sensation sorgten. Die Mädchen-Säbel-Mannschaft besiegte dabei die Teams aus den Fechthochburgen Tauberbischoffsheim und Eislingen.

Das Quartett hat während des vergangenen Jahres so viele Punkte gesammelt, dass es in der Rheinland-Rangliste komplett unter den ersten Acht rangiert. Lisann Fröse führt die Rangliste als Erste an, Marietta Meka ist Zweite. Der Erfolg der Jugendlichen sei das Ergebnis von großem Fleiß und Disziplin, so Chernous - viermal wöchentlich trainiert er seine Schützlinge. Die sind fasziniert von der Sportart. "Fechten ist anstrengend, für den gesamten Körper, aber vor allem auch für den Kopf, weil es ständige Konzentration erfordert. Fechten beansprucht nicht nur Muskeln, sondern auch den Geist", sagt Lisann Fröbe. "Genau das ist aber die Faszination."

Auch bei der Deutschen Einzelmeisterschaft waren sie und ihre Kameradinnen im vergangenen Jahr erfolgreich: Alle vier Sportlerinnen landeten unter den besten 24 A-Jugendlichen. Lisann Fröse erkämpfte sich einen siebten Platz. "Bemerkenswert ist das Alter der Fechterinnen", sagt Chernous, "Lisann, Sofia und Lisa gehörten zum jüngeren Jahrgang bei der A-Jugend, ihre Konkurrentinnen waren teilweise zwei Jahre älter. Das ist im ersten Jahrgang eine unglaubliche Leistung."

Zuletzt bereiteten sich die Sportler auf die nächste Auflage der Deutschen Meisterschaft in Esslingen vor, die noch bis einschließlich heute läuft. Dort wollen sie ihren Vorjahreserfolg wiederholen, vielleicht sogar noch besser abschneiden. "Ich träume im Einzelwettbewerb von einer Medaille und einem Platz unter den ersten Drei", sagt Lisann Fröse selbstbewusst. "Das Zeug dazu hat sie", meint der Trainer über die Zehntklässlerin. Sie ist derzeit die stärkste aus dem erfolgreichen Quartett, aber auch ihre Kameradinnen haben noch viel Potential nach oben. Der Coach ist sicher: "Sie werden sich alle noch gewaltig steigern und haben das Zeug, sich in der nationalen Spitze zu etablieren."

(jan)
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