Enrico Dietrich siegt im Halbmarathon Ratingen hat einen Deutschen Meister

Ratingen · Enrico Dietrich holte in Freiburg den Titel im Halbamarathon der Altersklasse 35. Der Langstreckenläufer bleibt auf dem Teppich.

 Enrico Dietrich spult in der Woche etwa 120 bis 150 Trainingskilometer ab.

Enrico Dietrich spult in der Woche etwa 120 bis 150 Trainingskilometer ab.

Foto: Falk Janning (jan)

Zu allererst ist Enrico Dietrich daran gelegen, seinen Erfolg ein wenig im richtigen Kontext zu platzieren. „Ja, ich bin Deutscher Meister“, sagt der Leichtathlet des TuS Lintorf. „Aber von der echten Deutschen Spitze bin ich dennoch meilenweit entfernt. Dabei muss der 35-Jährige sein Licht gar nicht so unter den Scheffel stellen. Denn Dietrich gewann in Freiburg seinen nationalen Titel im Halbmarathon über gut 21 Kilometer in seiner Altersklasse zwischen 35 und 39 Jahren – und das in einer Zeit von 1:08:13 Stunden. „Ich wollte unter 1:10 bleiben“, sagt der Sieger. „Mit allem unter 1:09 wäre ich glücklich gewesen. So gesehen ist die Zeit natürlich großartig.“

Vor allem angesichts der Tatsache, dass Dietrich den Halbmarathon eigentlich gar nicht als seine Lieblingsdistanz sieht. „Ich laufe alles von zehn Kilometern bis zum Marathon. Aber beim halben hat es irgendwie noch nie richtig funktioniert“, betont er. „Bis jetzt jedenfalls. Allerdings bin ich gerade wohl in der besten Form meines Lebens.“

Eine Medaille hatte sich Dietrich vor dem Rennen in Freiburg ausgerechnet. „Aber es ist ja immer so einer Sache, welche Athleten am Start sind, wer in guter Form und wer vielleicht in eine andere Altersklasse gerutscht ist“, sagt er. „Man beobachtet das Teilnehmerfeld und die mögliche Konkurrenz schon, daher hatte ich mir durchaus was ausgerechnet.“

Dass Dietrich zur deutschen Spitze gehört, ist durchaus verwunderlich – schließlich begann der Bankkaufmann, der im Devisengeschäft arbeitet, erst mit 26 Jahren mit seinem Sport. „Ich habe damals an einer Firmenstaffel teilgenommen und Blut geleckt, wollte danach unbedingt einen Marathon laufen“, sagt er. „Als ich das geschafft hatte, war mein nächstes Ziel, unter drei Stunden zu bleiben. Nach zwei weiteren Marathons hatte auch das geklappt – und dann war ich süchtig.“

Und so verbringt Dietrich jede freie Minute auf der Strecke. „Ich spule in der Woche zwischen 120 und 150 Kilometer ab“, sagt er. Seine Lebensgefährtin unterstützt ihn dabei. „Manchmal treibt sie mich sogar in die Schuhe. Das geht aber alles nur, solange man keine Kinder hat.“ Insofern hat die Altersklasse für Dietrich auch weniger mit dem biologischen Alter zu tun: „Es sind die Lebensumstände. 20- bis 25-Jährige haben in der Regel einfach mehr Zeit zum trainieren, während man ab einem gewissen Alter mehr Verantwortung, mehr Arbeit und eine Familie hat. Da bleibt die Zeit zum Trainieren auf der Strecke.“

Für Dietrich ist das ein stressiges Leben. Sein Haupt-Arbeitsort ist nämlich Frankfurt. „Da nehme ich die Laufklamotten oft genug mit hin“, sagt er. „Aber die ganze Pendelei kostet natürlich auch Zeit. Für mich heißt regenerieren daher auch hauptsächlich schlafen gehen und früh aufstehen.“

Im TuS Lintorf ist Dietrich auch Trainer, versucht, den Laufnachwuchs zu verbessern. „Ich versuche, die Jüngeren zu begeistern, kleine Tipps zu geben, die Auswirkungen auf die Zeiten haben“, sagt er. „Mein wichtigster Ratschlag ist aber, dass man sich nicht verbrennen darf. Man muss die Balance halten. Ich kann in meinem Alter das gleiche Tempo gehen wie einer, der Anfang 20 ist. Ich brauche nur einen Tag länger zur Regeneration, das ist der Unterschied.“

Hungrig nach Erfolg ist Dietrich weiterhin. Und so steht auch bereits die nächste große Meisterschaft auf dem Plan: In zwei Wochen findet der Düsseldorf-Marathon statt. „Dort werden auch Deutsche Meisterschaften ausgetragen“, sagt er. Wirklich aussprechen will er es nicht. Aber man merkt Dietrich in seinen Erzählungen an: Eine Meistertitel macht Hunger auf mehr.

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