Analyse Ratingen 04/19 hat mehrere Baustellen

Ratingen · Das unnötige 1:1 beim VfB Speldorf offenbarte Schwächen des Fußball-Oberligisten. Trainer Alfonso del Cueto bewahrt Ruhe.

 Angeschlagen: Daniel Rehag.

Angeschlagen: Daniel Rehag.

Foto: Achim Blazy

25 Minuten waren gespielt, als Marcel Grote sich gezwungen fühlte, seinen Mannen ein paar Anweisungen mitzugeben. "Kommt Jungs, spielt Fußball. Seid geduldig", rief der Torhüter lautstark über den Platz. Zu diesem Zeitpunkt lag das Ratinger Team beim VfB Speldorf mit 0:1 in Rückstand. Grotes verunglückter Klärungsversuch in den Fuß von Erhan Mutlu war der Grund. Am Ende reichte es immerhin zu einem Punktgewinn. Nach Melis' Ausgleichstreffer machte Grote seinen Fehler wieder wett, indem er einen fragwürdigen Handelfmeter zwei Minuten vor dem Abpfiff abwehrte. Freuen konnte sich dennoch keiner bei 04/19. Zu klar war die eigene spielerische Überlegenheit, die aber nicht in Zählbares umgemünzt wurde. Auch, weil das Team die erste Hälfte viel zu pomadig und überheblich anging. "Wir haben zwei Punkte verschenkt. Speldorf müssen wir eigentlich schlagen, aber wir haben die erste halbe Stunde verschlafen", erklärt Trainer Alfonso del Cueto.

In der Tat: Die Ratinger agierten von Beginn an, als wären sie bereits mit 3:0 in Führung. Ganz anders präsentierte sich Speldorf – aggressiv, bissig, defensiv gut geordnet. "Wir haben uns ein bisschen beeindrucken lassen", sagt del Cueto. Der ehemalige Ratinger Baris Atas lebte ein rigoroses Zweikampfverhalten in der Speldorfer Innenverteidigung vor. "Fußballerisch war das nicht gut vom VfB, aber die haben viele Kampfschweine", erklärt der Ratinger Coach. Damit liegt del Cueto richtig. Nach dem Fehler Grotes und dem daraus resultierenden 0:1 fand 04/19 trotz offensichtlicher spielerischer Überlegenheit keine Mittel, das kompakte Abwehrbollwerk zu durchbrechen. Flanken aus dem Halbfeld landeten im Nichts, viele Fehlpässe und zu wenig Bewegung ließen keinen Spielfluss zu und die Kreativabteilung nahm sich eine Pause. Ali Can Ilbay, Sascha Meier und Daniel Rehag gelang nichts Produktives. Rehag musste zudem früh verletzungsbedingt das Feld verlassen. "Das kennen wir schon. Ich habe nicht mit ihm telefoniert, aber er steht am Montag sicher wieder auf dem Trainingsplatz", kommentierte del Cueto.

Für Rehag kam Kris Leipzig. Der 22-Jährige nutzte seine Chance, sorgte mit Tempodribblings in der deutlich besser geführten zweiten Halbzeit immer wieder für Gefahr. "Das war stark. Er muss nur noch – wie viele bei uns – am letzten Pass arbeiten", sagt del Cueto. Leipzig wäre sicher eine Option für die Startelf, doch die Nummer 21 fährt ausgerechnet jetzt für zwei Wochen in den Urlaub.

Ebenfalls einen guten Eindruck hinterließ Yusuf Keser nach seiner Einwechslung. Den Ausgleich durch Yannic Melis bereitete der 20-Jährige durch ein starkes Solo und einen strammen Schuss, den der Speldorfer Torhüter nur abklatschen lassen konnte, vor. Rehag und Ilbay müssen nun um ihre Stammplätze zittern. "Bei uns kann einem immer der Rang abgelaufen werden, wenn die Leistung nicht passt", sagt del Cueto. Eine Warnung.

Das engste Duell liefern sich momentan Stefan Prengel und Stefan Rott um die linke Außenverteidigerposition. "Sie sind absolut auf Augenhöhe. Prengel kommt über den Kampf, Rott ist der bessere Fußballer. Ich werde von Spiel zu Spiel entscheiden", erklärt der Coach. Im Pokal am Mittwoch (19.30 Uhr) beim Mülheimer SV wird wohl wieder Prengel eine Chance bekommen.

An Torhüter Grote zweifelt del Cueto, trotz des bereits zweiten Patzers in dieser Saison, nicht: "Er weiß, was zu tun ist."

(RP)
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