Lokalsport Portugiesische Dressurreiterin trainiert in Erkrath für die EM

Erkrath · Heiß brennt die Sonne vom Himmel über Erkrath. Der zwölfjährige Lusitano-Hengst Xiripiti hat sein Tagwerk bereits am frühen Morgen gegen 8 Uhr erledigt und steht nur noch für ein Foto zur Verfügung. Maria Caetano (28) sitzt jetzt auf Vendaval (übersetzt: der Sturm), ebenfalls Lusitano und Schimmel, aber erst acht Jahre alt und Verkaufspferd im Dressurstall Johan Zagers. Zurzeit wird er von der portugiesischen Reiterin mit den letzten Feinheiten der schweren Lektionen vertraut gemacht.

Maria Caetano reitet kurz Schritt, nimmt dann die Zügel auf und lässt den Hengst passagieren und piaffieren. Er macht das mit enormer Hinterhandaktion und viel Ausdruck. Johan Zagers nickt anerkennend und sagt: "Er hat das Zeug zu einem Grand-Prix- Pferd."

Johan Zagers ist der ehemalige Trainer der brasilianischen Equipe und seit zwei Jahren Betreiber des Dressurstalls Zagers in Erkrath mit 25 Boxen. Zagers hat selbst viele Schleifen in der schweren Klasse gewonnen und trainiert jetzt Reiter und Pferde, auch auf einer Anlage in Spanien, nahe Madrid. Außerdem handelt er mit Nachwuchspferden und beschäftigt sechs Mitarbeiter.

Maria Caetano hat er vor fünf Jahren auf einem Turnier in Frankreich kennengelernt, wo er mit den Brasilianern war: "Sie sprechen ja die gleiche Sprache und so kamen wir in Kontakt." Maria Caetanos Trainer ist ihr Vater Paulo Caetano, ein berühmter Stierkämpfer und Züchter von Stieren und Lusitanos. Seit dieser Zeit besteht der Kontakt und ein gegenseitiger Austausch. "Sie kennt sich mit Lusitanos besonders gut aus und deswegen gibt sie Vendaval jetzt den letzten Schliff." Maria Caetano reitet, seitdem sie laufen kann. "Mein Vater hat mich zu sich aufs Pferd gesetzt und spätestens mit drei oder vier Jahren habe ich mit dem Reiten angefangen." Die junge Frau ist Mitglied der vierköpfigen portugiesischen Mannschaft, gewann schon zahlreiche internationale Prüfungen und war mehrmals portugiesische Meisterin.

Drei Tage dauert die Fahrt im Pferdetransporter von Portugal nach Deutschland. "Wir fahren täglich zehn bis zwölf Stunden. Danach brauchen die Tiere ein paar Tage, um sich zu akklimatisieren." Das macht Xiripiti in Erkrath, auf der Anlage des Trainers und Grandprix-Reiters Johan Zagers.

Xiripiti, erzählt sie, ist sehr ausgeglichen. Es sei leicht, mit ihm zu reisen. Seine Lektionen beherrscht der Hengst längst. Jetzt gelte es, ihn bis zum Start im Grand Prix geschmeidig und gymnastiziert zu halten. Was sie sich von Aachen erwartet? "Eine Bewertung von mindestens 70 Prozent im Grand Prix und viel Publikum, das die Schönheit der Lusitanos zu sehen bekommt."

Die Portugiesen treten mit drei Lusitanos und einem Pferd anderer Rasse in Aachen an. Danach fahren sie eventuell noch zu anderen Dressurprüfungen in Deutschland. Bei der weiten Anreise bietet sich das an. Beide Lusitanos sind mit etwa 1,70 Stockmaß relativ groß und wirken fast schon wie deutsche Warmblüter. "Auch in Portugal weiß man, was Dressurrichter sehen wollen und züchtet entsprechend. Mittlerweile gibt es die Showpferde im alten, barocken Stil und die Sportpferde in der Lusitano-Zucht", referiert Zagers. Und was macht den Charme der Lusitanos aus? Maria Caetano ist um die Antwort nicht verlegen: "Sie kommen vom Stierkampf, daher stammen auch die Dressurlektionen. Sie präsentieren sich gern und sind stolz, wenn sie bewundert werden. Xiripiti geht vor Publikum viel besser und ausdrucksstärker als zu Hause."

Dann wird er vor der beeindruckenden Kulisse in Aachen sicherlich sein Bestes geben.

(RP)
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