Lokalsport "Ohne Ehrenamtler sterben die Vereine"

Kreis Mettmann · Staatssekretärin Andrea Milz sprach im Kreis Mettmann über den Breitensport und seine Probleme.

 NRW-Staatssekretärin Andrea Milz

NRW-Staatssekretärin Andrea Milz

Foto: Ralph Matzerath

Was Karl-Heinz Göbel vom Stadtsportverband Monheim ganz besonders unter den Nägeln brennt, ist der fehlende Schwimm-Unterricht in den Grundschulen. Seit der Bürgermeister verfügt habe, dass Monheimer Kinder bis 16 Uhr den Offenen Ganztag besuchen müssten, sei keine Zeit mehr da, nachmittags Schwimmen zu lernen, kritisiert Göbel. Bei der für Sport und Ehrenamt zuständigen NRW-Staatssekretärin Andrea Milz rennt er offene Türen ein. Sie war am Mittwoch auf ihrer Rundreise durchs Land beim TV Ratingen (siehe Lokalteil) und in Langenfeld zu Gast und traf bei der dortigen Sportgemeinschaft (SGL) mit Vertretern des Kreissportbundes und einzelner Vereine zusammen. "Mich interessiert die Basis - und nicht, was man weit weg in Düsseldorf sagt", betont Milz.

Dass immer mehr Grundschüler am Ende der vierten Klasse nicht schwimmen können, ist auch eines ihrer Themen. Dass es allerdings in Monheim keinen Weg geben soll, dieses Problem mit Schulleitern und Vereinen anzugehen, konnte sie nicht glauben. "Das muss lösbar sein. Es kann doch Teil der Nachmittagsbetreuung neben den Hausaufgaben sein, dass man gemeinsam ins Bad fährt", sagt sie.

Doch das Thema ist offenbar vielschichtig. Es geht um Transport und Hallenstunden sowie vor allem um qualifizierte Übungsleiter und Betreuungskräfte. Denn vor dem richtigen Schwimmunterricht sei bei vielen Kindern erst mal eine "Wassergewöhnung" erforderlich, erläutert Milz, für die eines ganz klar ist: "Das muss eine schulische Pflichtveranstaltung sein, am liebsten in Kooperation mit den Sportvereinen." Allerdings sei das Sache des Schulministeriums: "Dafür ist ein Erlass erforderlich. Das kann ich nicht machen." Auf diesem Weg sei dann zudem die Finanzierung abgesichert. Die Vereinsvertreter stimmen zu: "Qualifizierte Trainer für diese Aufgabe können wir nicht mit 15 Euro pro Stunde abspeisen."

Milz führt Erfolge nach einem Jahr im Amt an: Es gebe acht Millionen Euro mehr für den Landessportbund. Sie sei dabei, die Trainerfinanzierung auf neue Beine zu stellen, sodass es auch Zuschüsse für B-Kader und darunter gebe. Vor allem die Inklusion liegt ihr am Herzen. "Manche Eltern trauen ihren Kindern gar nicht zu, dass sie Sport treiben können", meint Andrea Milz. Deshalb richte sie jetzt Behinderten-Sportfeste aus: "Es gibt noch viel zu viele Hemmschwellen auf diesem Gebiet."

Dass der Sport auf breiter Ebene nur durch viele Ehrenamtler funktioniert, scheint immer noch nicht allen Sporttreibenden klar zu sein. Die Zeiten ändern sich. Unermüdliche Kämpfer wie der Langenfelder Karl-Heinz Bruser, der seit 30 Jahren ohne Honorar als Sportfunktionär in der Stadt, im Kreis und in seinem Verein SGL, arbeitet, sterben offenbar aus. "Ehrenamtler bleiben heute in der Regel zwei Jahre bei der Stange", sagt Milz, "darauf müssen wir uns einstellen und neue Anreize schaffen. Denn wenn es keine Ehrenamtler mehr gibt, setzt das große Vereinssterben ein."

(RP)
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