Eishockey Mit dem Puck durch den Parcours

Eishockey · 46 Mädchen und Jungen nehmen an dem Trainingscamp der Ice Aliens teil, das von Trainer Janusz Wilczek geleitet wird. Der ehemalige NHL-Star Andrej Trefilov schult die jungen Torhüter.

 46 Mädchen und Jungen nehmen an dem Trainingscamp der Ice Aliens teil.

46 Mädchen und Jungen nehmen an dem Trainingscamp der Ice Aliens teil.

Foto: GETTY IMAGES NORTH AMERICA, AFP

"Aua." Auch wenn Indianer und erst recht Eishockey-Torhüter keinen Schmerz kennen — für einen Moment bleibt dem zehnjährigen Oliver die Luft weg. Der Kleinschüler-Keeper der Außerirdischen hat einen Puck auf den Bauch bekommen — an sich kein Problem, aber gerade diesmal war seine Schutzausrüstung verrutscht.

"Als Torwart hört man irgendwann auf, die blauen Flecke zu zählen", lacht Lars Wünsche, wohl einer der besten Torleute, die je in Ratingen gespielt haben, als er seinen Nachwuchs-Kollegen zur Bande begleitet. Und auch Oliver kann schon wieder hinter der vergitterten Helmfront lächeln, als Mutter Eva Wiese zu ihrem Filius eilt. Einen kräftigen Schluck aus dem Trinkflasche, ein tiefes Durchatmen und schon geht's wieder raus auf das Eis zwischen die Pfosten.

Lars Wünsche kann mit seinem Torwart-Training beim Feriencamp der Ice Aliens weiter machen. Und auch Eva Wiese sieht das Ganze eher locker: "Oliver wollte schon immer ins Tor, das gehört dann dazu."

Und mit Verletzungen kennt sie sich aus, spielt doch auch ihr älterer Sohn Stefan in der Knabenmannschaft der Außerirdischen: "Rippenprellungen, Verdacht auf Schlüsselbeinbruch, Gehirnerschütterung — das haben wir schon alles durchgemacht. Daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt." Und auch Oliver ist nur Minuten nach seinem Schreck wieder voll auf der Höhe, wirft sich in jeden Puck, als gehe es um den Meistertitel.

Er ist einer von 46 Mädchen und Jungen zwischen fünf und 16 Jahren, die in dieser Woche jeden Tag von morgens bis zum frühen Abend auf dem Eis in der Halle am Sandbach stehen. Janusz Wilczek, Nachwuchs-Chef der Aliens, leitet mit seinem mehrköpfigen Trainerteam das Camp, an dem nicht nur Spieler aus Ratingen teilnehmen. Auch aus Solingen, Neuss, Bergisch Gladbach und Duisburg sind Nachwuchsspieler dabei.

"Wir haben drei Gruppen, in denen die Spieler in ihren Altersgruppen aufgeteilt worden sind, so dass wir altersgemäß mit ihnen arbeiten können", erläutert Wilczek, muss aber sofort wieder los. Gerade stehen die Kleinschüler auf dem Eis, die bis zu zehn, elf Jahre alt sind. Wilczeks Hilfe ist gefragt. Er gibt Tipps, muntert auf, wird aber auch einmal lauter. "Ruhe jetzt", ruft er energisch, als sich die 15 Kinder an der Taktiktafel versammelt haben und er die nächste Übung erklärt. Spätestens da hören alle gebannt zu, wollen nichts verpassen.

Und dann gehts los. Mit dem Puck am Schläger geht's zum Slalom-Parcours. Das sieht einfach aus, fordert aber Konzentration und Koordination. Aber der Nachwuchs fegt übers Eis wie die Wilden. Max ist einer von ihnen und zeigt vollen Einsatz. Das geht an die Kondition. "Können wir gleich noch mal eine Trinkpause machen", fragt er Wilczek. Klar geht das. Der erfahrene Jugendtrainer weiß: "Das sind fünf Tage höchste Anstrengung für die Teilnehmer, weil sie fast den ganzen Tag auf dem Eis stehen."

Aber es wird nicht nur auf dem Eis gearbeitet: Kondition und Koordination stehen hier auf dem Trockenen an. Und natürlich das obligatorische Warmmachen für die Einheiten auf dem Eis. Und die haben gerade für die Nachwuchs-Torhüter, die in der Saison bis zu fünf Mal die Woche trainieren, in dieser anstrengenden aber faszinierenden Woche ein ganz besonderes Highlight parat: Andrej Trefilov, Ex-NHL-Torwart und auch beim großen Nachbarn DEG zwischen den Pfosten, arbeitet mit seinen potenziellen Nachfolgern. Und spätestens in den Momenten sind dann auch beim kleinen Oliver alle blauen Flecken und Prellungen vergessen.

(wol)
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