Handball Mit-Aufsteiger zeigt SG die Grenzen auf

Ratingen · Im Duell mit dem SV Zweibrücken läuft der Handball-Drittligist durchgängig einem Rückstand hinterher. Die 24:27-Niederlage ist hochverdient: Denn keiner nimmt bei den Löwen das Heft in die Hand.

Handball: Mit-Aufsteiger zeigt SG die Grenzen auf
Foto: Achim Blazy

Verhaltener Jubel brandete schon auf in der Sporthalle am Gothaer Weg, als Ben Schütte den Ball nahm und sich auf den Weg machte. Der Handballer der SG Ratingen hatte freie Bahn zum Tor des SV Zweibrücken, 23:26 stand es für die Gäste, noch 2:20 Minuten waren zu spielen. Sekunden später schlug Schütte die Hände vor dem Gesicht zusammen. Er hatte den Ball im Allgeingang vertändelt. Ein Anfängerfehler, der einem ehemaligen Erst- und Zweitligakapitän eigentlich nicht passieren darf. Doch der Ballverlust war sinnbildlich für das, was die SG bei der verdienten 24:27-Niederlage gegen den Mitaufsteiger ablieferte.

"Normalerweise müsste ich als einer der Erfahrenen vorangehen und einen kühlen Kopf bewahren", sagte Schütte nach der Partie. "Aber wir haben mit dilettantischen Fehlern den Sieg verschenkt." Trainer Richard Ratka hatte eine einfache Rechnung parat. Drei Siebenmeter vergab seine Mannschaft in der ersten Hälfte nacheinander. Dazu kamen zahlreiche schlecht zu Ende gespielten Angriffe oder leichtsinnig verworfene Bälle. "Das sind acht Tore, die uns durch unsere eigene Schuld in der ersten Halbzeit fehlten. Und dann gehst du eben nicht mit 11:13 in die Pause, sondern mit einer Führung."

So war es aber nicht. Während sich das Löwenrudel bei den eigenen Angriffen ziemlich ungeordnet wirkte und viele Tore eher Zufallsprodukte waren, kombinierten sich die Gäste, ebenfalls Löwen genannt, zielsicher durch die Ratinger 5:1-Deckung. Schnelle Positionswechsel und das vielfache Einbeziehen der Außen überforderte das Heimteam immer wieder. Und dann war da noch Jerome Müller. Der 17-jährige Junioren-Nationalspieler spielte Katz und Maus mit den Ratingern und erzielte 13 (!) Treffer. Allein seine drei Tempogegenstöße anfangs der ersten Hälfte waren eine Augenweide - einmal warf Torhüter Ladislav Kovacin den Ball über das komplett Spielfeld, Müller nahm ihn in der Luft an und versenkte ihn im Tor. Kempa-Tor mal anders.

Obwohl die SG kurz vor Schluss schon mit sieben Toren zurücklag, kämpfte sie sich noch einmal heran. "Auch wenn ich mir nicht so recht erklären kann, wie wir das geschafft haben", erklärte Schütte. Trotz der "geschenkten" Aufholjagd reichte es eben wieder nicht. "Diesmal waren wir näher dran als sonst, wir haben bis zum Schluss mitgehalten", sagte Schütte. Das muss aber gegen einen Mitaufsteiger, der trotz der reiferen Spielanlage kein Überflieger-Team (im Kader standen mehrere 17-Jährige) nach Ratingen schickte, schon Pflicht sein, will man in der Dritten Liga eine Chance haben.

So blieb die frustrierende Erkenntnis, dass es wieder nicht reichte. "Der Druck war zu groß", sagte Trainer Ratka - und das nach einer Partie am vierten Spieltag. "Und dann sind wir von Anfang an nur hinterhergelaufen." Das Problem des mangelnden Systems sieht Ratka ebenfalls. "Wir hatten keine richtige Vorbereitung, das kann man nicht so schnell aufholen." So langsam wird es aber Zeit.

(RP)
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