Motorsport Mit 80 immer noch heiß auf Geschwindigkeit

Ratingen · Heinz Kottmann ist Rennfahrer aus Leidenschaft. Dem Ratinger fällt es aber noch lange nicht ein, in den Rallye-Ruhestand zu gehen.

 Technisch perfekt: Rallyefahrer Heinz Kottmann war einst mit seinem Opel Kadett sehr erfolgreich unterwegs.

Technisch perfekt: Rallyefahrer Heinz Kottmann war einst mit seinem Opel Kadett sehr erfolgreich unterwegs.

Foto: RP/Sacha Dörrenbächer

Deutschlands ältester aktiver Rallyefahrer kommt aus Ratingen, denn Heinz Kottmann fährt auch mit 80 Jahren noch um die beste Zeit mit und wird dabei von seinem Sohn unterstützt. Guido Kottmann weist ihm auf schnellen Geraden und in rasanten Kurven auf dem heißen Sitz des Co-Piloten den Weg durchs unwegsame Gelände. Beide sind seit vielen Jahren Mitglieder des Motorsportclubs BTC Ratingen, der „Junior“ saß bei einer Orientierungsfahrt mit 14 Jahren das erste Mal neben seinem Vater im Cockpit – und von da an immer und immer wieder. „Wir fahren jetzt seit 30 Jahren zusammen“, stellt Guido Kottmann fest. „Um die zehn Veranstaltungen im Jahr“, ergänzt Heinz Kottmann.

Alles rund ums Auto, so lässt es wohl formulieren, war von Kindesbeinen an Heinz Kottmanns große Liebe – oder „Philosophie“, wie er es nennt. Der Vater lacht: „Der Guido hat den Virus auch bekommen.“ Und er erinnert sich: „Schon als Kleinkind hat er seine Spielzeugautos mit Wasserfarben bemalt, so dass sie einen Touch von Rallyeschmutz bekamen.“

Als Co-Pilot begleitet der gelernte Kaufmann auch andere Fahrer. Und der Senior? Er machte 1954 eine KFZ-Lehre bei Opel, später die Meisterprüfung und arbeitete viele Jahre als Werkstattleiter bei einem namhaften Autohaus in Düsseldorf. Kurz vor dessen Insolvenz 2002 nahm Kottmann den Hut und ging in Rente. Damals wie heute begnügt sich der „Motorsportverrückte“, wie Kottmann sich selbst bezeichnet, nicht mit nur einer einzigen erfolgreichen Sparte.

 Starkes Team: Heinz und Guido Kottmann können sich blind aufeinander verlassen.

Starkes Team: Heinz und Guido Kottmann können sich blind aufeinander verlassen.

Foto: RP/Sascha Dörrenbacher

1968 wird er Technischer Kommissar, was zusätzlich 20 Wochenenden im Jahr in Anspruch nimmt – neben den Rallye-Ausfahrten. „Teilweise musste ich schon mittwochs anreisen, da bleibt nicht viel vom Urlaub“, erzählt Kottmann. An dieser Stelle darf nicht unerwähnt bleiben, dass er und seine Frau seit nunmehr 60 Jahren verheiratet sind. „Sie hat schon manches Opfer gebracht“, gibt Kottmann zu. Nach wie vor seien seine Mutter und er sehr froh, wenn nach einer Rallye der Anruf kommt, dass alles gut und das Auto heil sei, erzählt der Sohn.

Das hat nicht immer geklappt. Drei relativ heftige Unfälle gab es: „Einmal gab es einen Bremsausfall. Ich habe noch versucht mit der Handbremse etwas auszurichten.“ Dann jedoch sei es rückwärts in den Wald gegangen und die Kottmanns hatten „einen Baum in der Heckscheibe“. Ein anderes Mal stand ein Baum im Handschuhfach. Heinz Kottmann erinnert sich: „Das war heftig.“ Körperlich sei nie etwas passiert, was Kottmann der hohen Sicherheit in den Autos zuschreibt.

Wenn der 80-Jährige heute mal nicht auf einer Rennveranstaltung weilt (mittlerweile mit einem BMW 318is der Serie E30), weiß er sich dennoch mit Autos zu beschäftigen. Beim BTC organisiert er natürlich fleißig Veranstaltungen mit. In der Werkstatt eines Freundes hilft er aus, schraubt und schweißt und erfüllte sich unlängst noch einen privaten Autowunsch. Nun gehört ihm ein BMW 535 Touring, „auch so ´ne Erfüllung“ für den sportlichen 80-Jährigen.

Sportlich muss er sein – allein schon deshalb, um den Gesundheitspass des Deutschen Motorsport-Bundes (DMSB) für Aktive über 75 Jahren zu bekommen. Der Check für lizenzierte Motorsport-Senioren findet jedes Jahr statt. In seinem Fall heißt das: Augen, Ohren und Herz, alles im Lot.

Wenn es nicht im Auto ist, sitzt Kottmann am liebsten auf dem Fahrrad. Zur täglichen Ausfahrt begleitet ihn auch seine Frau. Ein E-Bike komme ihm allerdings nicht ins Haus, sagt er bestimmt. Für die Straße hat er ein Rennrad, mit dem Mountain-Bike geht es in den nahen Aaper Wald.

Über das private Autofahren im Alter hat er sich längst Gedanken gemacht: „Generell will man niemanden bevormunden. „Aber einen freiwilligen Sicherheitstest, zum Beispiel beim ADAC, anhand dessen sich ältere Fahrer dann für oder gegen das Autofahren entscheiden könnten, fände er nicht schlecht.

Wer einmal Kottmanns Opel Kadett bewundern möchte, der ihn 25 Jahre begleitet hat und den er liebevoll pflegte, der muss sich ins „MAC Museum Art & Cars“ in Singen am Bodensee begeben. Vor drei Jahren ging es für seinen Liebling direkt von der Rallye aus ins Museum. „Da sind ein paar Tränchen geflossen“, gibt der passionierte Rennfahrer zu.

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