Handball-Analyse Ranken lassen den TuS-Nachwuchs gedeihen

Lintorf · Die Reserve des TuS 08 Lintorf ist Spitzenreiter der Handball-Landesliga, das Topspiel gegen die HSG Mülheim verdeutlichte anschaulich, was diese Mannschaft so stark macht: Jugend und Erfahrung sind in einem ausgewogenen Verhältnis vorhanden.

 A-Junior Thierry Greday (am Ball) ließ sich von der HSG Mülheim kaum stoppen und erzielte neun Tore für die Reserve des TuS 08 Lintorf.

A-Junior Thierry Greday (am Ball) ließ sich von der HSG Mülheim kaum stoppen und erzielte neun Tore für die Reserve des TuS 08 Lintorf.

Foto: Ja/Blazy, Achim (abz)

Mit dem 30:30 (17:13) im Topspiel der Handball-Landesliga hat Spitzenreiter TuS 08 Lintorf II den Tabellendritten HSG Mülheim auf Distanz gehalten, der Vorsprung beträgt weiter fünf Punkte. Zwar kam Bayer Uerdingen auf zwei Zähler heran, der Tabellenzweite hat aber auch ein Spiel mehr absolviert.

Zusammenfassung Die TuS-Reserve startete stark gegen Mülheim, lag nach 24 Minuten 16:10 vorne, A-Junior Jan Faßbender hatte da schon alle seine sechs Treffer erzielt. Durch ein paar Fehlwürfe sorgten die Lintorfer indes dafür, dass Mülheim zur Halbzeit noch auf Tuchfühlung war. Nach dem Seitenwechsel schmolz der Vorsprung auch bedingt durch zwei Zeitstrafen in Folge von 20:15 (36.) auf 21:19 (40.). Mülheim kam durch das Lamentieren über den sehr entspannten Schiedsrichter Kevin Oberhauser in Emotionen, nutzte das aber und ging beim 28:27 (56.) erstmals in Führung. Thierry Greday erzielte den 30:30-Ausgleich für den TuS, Mülheims Mittelmann Edin Mesevic, der den Lintorfern in Hälfte zwei einige Probleme bereitet hatte, beging danach einen Schrittfehler, der letzte Angriff der Hausherren verpuffte aber: Greday wurde festgemacht, Kreisläufer Pascal Diemers musste von neun Metern direkt werfen, der Ball wurde gehalten, Ende.

Mischung Gegen Mülheim standen fünf A-Jugendliche für die Lintorfer Reserve bereit (siehe Info-Kasten), die alle erst in diesem Jahrtausend geboren wurden. Die ältesten TuS-Akteure sind die Torhüter: Joannis Fudukidis ist 37, Sven Voigtländer 33 Jahre – beides ist für Torhüter nur bedingt ein Alter, in dem sie kürzertreten müssten. Außer ihnen waren drei Spieler im Kader, die in den späten 80er Jahren geboren wurden und vier in den frühen 90ern. Dass die Mischung stimmt, zeigten nicht nur wichtige Paraden von Voigtländer, sondern auch die Offensive, im Folgenden an zwei Beispielen belegt.

Daniel Ziebold Der 31-Jährige gilt als verlängerter Arm von Trainer Ralf Trimborn, organisiert nicht nur die Abwehr, sondern auch das Angriffsspiel. Die fünf Tore, die er erzielte, geben seine Leistung nur in Ansätzen wieder, der Rechtshänder sucht die Spielzüge aus, initiiert sie, bereitet Tore vor, wirft selber welche und nimmt durch Zweikämpfe auch mal Zeit von der Uhr. Einmal übertrieb er gegen Mülheim, als er einen erweiterten Gegenstoß mit einem Pass hinter dem Kopf krönen wollte, der Ball aber weit im Aus landete. Dafür war Ziebold auch als erstes wieder hinten und stoppte den HSG-Linksaußen vor dem Tor. Trimborn sagt über seinen Rückraumspieler: „Er ist der Kopf der Truppe, alle hören auf ihn“ und ergänzt dann blumig: „Er gehört zu den Erfahrenen, die die Ranken bilden, an denen der Nachwuchs gedeiht.“

Thierry Greday Wie weit der 18-Jährige schon ist, hat er auch schon im Verbandsliga-Team des TuS und in der Regionalliga-A-Jugend des TV Ratingen gezeigt. Gegen Mülheim war er bärenstark, traf etwa nach Wiederbeginn dreimal in Folge, unter anderem zum 20:15 über das sogenannte falsche Bein per Stemmwurf – kraftvoll, mutig, technisch stark. Greday ließ sich auch nicht von einigen harten Attacken an seinem Spiel in die Tiefe der Abwehr hindern. Ausgebildet wurde der Rechtshänder, der im gesamten Rückraum spielen kann, ursprünglich in Lintorf, dann wechselte er zum ART Düsseldorf, kam aber zurück, als daraus die Rhein Vikings wurden, die ihm in der Jugend-Bundesliga keine Perspektive bieten mochten. „Thierry hat hier wieder Lust am Handball gefunden“, sagt Trimborn, der auch sein Trainer in der A-Jugend ist. „Er bekommt viele Einsätze und ist Gold wert, weil er so variabel ist. Er hat wieder den Mut, im Angriff Lösungen zu erzeugen.“

Ausblick Die Lintorfer Reserve schickt sich nachhaltig an, den Aufstieg zu schaffen, wodurch der TuS in der nächsten Saison in beiden Verbandsliga-Gruppen vertreten sein könnte. Die Mischung stimmt bereits und wird bald noch aufgewertet: Gerrit Kuhfuß, der mit der HSG Krefeld in Liga zwei aufgestiegen war, bevor er kürzertreten wollte, hat seine Aushilfe bei Drittligist Leichlinger TV bald beendet. „Im Training ist er schon Gold wert für uns“, sagt Trimborn. Kuhfuß wird den Spitzenreiter gewiss nicht schlechter machen.

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