Eishockey "Keinen Bock auf Eishockey"

Interview mit Mike Krüger, dem Vorsitzenden der Ratinger Ice Aliens über den Zuschauerschwund, die wirtschaftlichen Folgen und das sportliche Abschneiden.

 Die Adler Mannheim konnten ihre Talfahrt nicht stoppen.

Die Adler Mannheim konnten ihre Talfahrt nicht stoppen.

Foto: GETTY IMAGES NORTH AMERICA, AFP

Zwei Jahrzehnte ist es her, das der damalige Löwen-Präsident Georg Dommel forderte, er wolle nicht 2000 Zuschauer in der Eishalle sehen, sondern 2000 Ratinger. Die sah er dann auch etwas später, als die Mannschaft erstklassig war. Ein gutes Jahrzehnt ist es her, dass die Ice Aliens vor einer ähnlich großen Kulisse in der unattraktiven vierten Liga, der Regionalliga, spielten.

Jetzt jagen die Außerirdischen dem Puck in der neu geschaffenen, attraktiven dritten Liga, der Oberliga, nach, doch die Zuschauerresonanz ist katastrophal. Den 3:2-Sieg gegen den Königsborner JEC sahen gerade mal 312 Zuschauer. Wir sprachen mit dem Vorsitzenden Mike Krüger über die Situation.

Herr Krüger, bei den Aliens die Lichter aus?

Krüger Nein, das kann ich definitiv ausschließen.

Aber mit 300 Zuschauern kann Ihre Kalkulation doch nicht aufgehen. Sehen Sie keine wirtschaftlichen Probleme auf den Verein zukommen?

Krüger Nein, denn unser damaliger Schatzmeister Rainer Merkelbach hat den Etat extrem niedrig angesetzt. Zum Spiel gegen Königsborn hatten wir nur 380 Zuschauer angesetzt, denn die Entwicklung war schon vergangene Saison abzusehen.

Woran liegt das?

Krüger Ich weiß es nicht. Die Zuschauer geben ihr Votum ab. Die Ratinger haben keinen Bock auf Eishockey.

Wie weit kann die Zahl noch sinken?

Krüger Ich denke, dass diejenigen, die heute hier waren, immer kommen. Das sind die Treuen. Sollten aber irgendwann nur noch 100 Zuschauer kommen, müssen wir einen Spieler abgeben. Aber das glaube ich nicht.

Ratingen galt als Eishockey-Stadt. Ist sie das noch?

Krüger Die Zeiten sind längst vorbei. Die Leute haben kein Interesse mehr am Eishockey. ich bin sehr enthusiastisch an die sache ran gegangen. Heute muss ich Rainer Merkelbach recht geben: Es interessiert sich keiner mehr für die Aliens, Eishockey ist out. Und das geht nicht nur uns so, sondern der DEG, Köln, Krefeld und allen anderen genauso. Ich weiß nicht, was die Fans für ein Problem haben.

Was können Sie tun?

Kürger Ich bin froh, dass wir wieder zwei neue Sponsoren gewonnen haben. Wir arbeiten ständig daran. Sportlich haben wir auch alles getan, waren drei Wochen lang Tabellenführer, aber es hat sich keiner für uns interessiert. Wir haben Banner aufgehängt, eine eigene Radio-Sendung, ein Fan-Radio. Mehr ist einfach nicht drin, denn alle anderen Aktionen kosten Geld. Das haben wir aber nicht. Und wenn wir es für Aktionen hätten, käme auch keiner mehr.

Wie lautet Ihr Fazit?

Krüger Wir haben für unsere finanzielle Möglichkeiten ein gutes Team zusammengestellt, dass im Kampf um den vierten Platz voll im Soll liegt. Wir haben aber nicht das Geld wie Duisburg, um einen ehemaligen NHL-Torhüter zu verpflichten. Aus unseren Möglichkeiten machen wir das Beste. Ich bin Realist.

Thomas Schulze führte das Gespräch.

(RP)
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