Lokalsport "Ich spiele, solange meine Knochen halten"

Ratingen · Milan Vanek ist mit 38 Jahren einer der Leistungsträger der Ice Aliens. Er fühlt sich in Ratingen unheimlich wohl.

 Milan Vanek an der Scheibe - in dieser Saison kann ihn der Gegner nur schwer vom Puck trennen.

Milan Vanek an der Scheibe - in dieser Saison kann ihn der Gegner nur schwer vom Puck trennen.

Foto: Achim Blazy

Eigentlich begann alles nur mit einem Scherz. Alexander Jacobs, Trainer der Ratinger Ice Aliens, telefonierte mit Milan Vanek. Der ist heute ebenfalls beim Eishockey-Viertligisten tätig. Zum Zeitpunkt des Telefonats spielte Vanek aber noch in Memmingen in Bayern. "Alex fragte mich, ob ich noch gute Spieler kenne, die er für die Aliens verpflichten könnte", sagte Vanek. "Wir haben über alles Mögliche gesprochen. Irgendwann meinte er als Scherz: Was ist eigentlich mit Dir? Und dann ging alles ganz schnell."

Der Vertrag für noch eine weitere Saison in Memmingen war eigentlich schon unterschriftsreif. "Aber ich musste nicht lange nachdenken. Meine Familie wohnt in Haltern, ich habe meine Kinder nur alle zwei Wochen gesehen. Spiele ich 700 Kilometer entfernt oder um die Ecke? Die Wahl war leicht." Und bereut hat sie der Angestellte einer Spedition noch keinen Moment. "Natürlich ist es immer einfach zu sagen, dass ich mich noch nie so wohl bei einem Verein gefühlt habe. Hier stimmt das aber tatsächlich. Das ist wie eine Familie her. Das Umfeld in Ratingen ist wirklich top. Hier machen alle einen riesen Job, und das ehrenamtlich."

Mit seinen inzwischen 38 Jahren und Stationen bis hin zur Ersten und Zweiten Liga ist Vanek einer der geborenen Anführer in der Mannschaft. "Ich denke, das bringen Alter und Erfahrung so mit sich. Wir Älteren versuchen, die Bande zusammen zu halten und für Spaß zu sorgen", sagt der gebürtige Tscheche. Hierarchisch vorteilhaft ist bestimmt auch die Tatsache, dass er gemeinsam mit Dennis Fischbuch der Top-Scorer der Aliens ist. "Wir ergänzen uns super auf dem Eis, verstehen uns auch privat gut", sagt Vanek. "Aber: Ohne die anderen Spieler in der ersten Reihe wären auch wir beide nichts. Es stimmt einfach in der Mannschaft." Ein Indiz dafür ist für den Stürmer, dass die Mannschaft alle zwei Wochen privat Essen geht. "Wir sehen uns so oft in der Woche", sagt Vanek. "Und trotzdem sind wir zehn bis zwölf Leute am Mittwochabend."

Dass die Mannschaft eher ziemlich jung ist, empfindet der Routinier als Bereicherung. "Mit den meisten jungen Leuten von heute kannst du ja echt nichts mehr anfangen", sagt er. "Bei uns ist das anders. Die haben alle Respekt, sind gut erzogen. Und es macht einen stolz, wenn man einem jungen Spieler einen Tipp gibt und dann sieht, dass dieser ihn auch befolgt und dadurch wirklich besser spielt."

Mit den Aliens hat Milan Vanek noch eine Menge vor: "Nach dem Spiel in Hamm, das von beiden Seiten ziemlich unrühmlich verlaufen ist, hat man gesehen, was in dieser Mannschaft steckt. Wir haben auf dem Eis eine Antwort gegeben." Das freilich ohne den Stürmer, der nach einer Spieldauerstrafe in Hamm gegen Dinslaken (6:0) gesperrt war. "Das war schon hart, von der Tribüne aus zusehen zu müssen", betonte Vanek. "Ich bin froh, jetzt wieder dabei sein zu können."

Jetzt, das ist heute gegen Neuss im Heimspiel und am Sonntag bei den Eisadlern Dortmund. "Ich erwarte zwei schwere Spiele", sagt Vanek, der aber noch weiter denkt: "Ich bin jetzt 38. Ich lebe Eishockey, halte mich fit. Und ich habe gesagt, dass ich spielen möchte, so lange die Knochen halten. Ein bisschen geht also noch - und das am liebsten bei den Aliens." Das Gute: Für den nächsten Vertrag müssten Vanek und Trainer Jacobs dann auch nicht mehr telefonieren. Letzterer könnte ihm das Papier dann einfach in die Hand drücken.

(RP)
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