Handball "Ich kann nicht alles einfordern"

Ratingen · Der Trainer des Handball-Oberligisten SG Ratingen erzählt nach gut 100 Tagen im Amt, was für ihn die schwierigste Umstellung im Amateurbereich ist, was noch falsch läuft – und spricht über einen Aufstieg in die Dritte Liga mit dem Klub.

 Nach drei Monaten im Amt sagt Richard Ratka, Trainer der SG Ratingen: "Ich erlebe jeden Tag neue Dinge und lerne dazu."

Nach drei Monaten im Amt sagt Richard Ratka, Trainer der SG Ratingen: "Ich erlebe jeden Tag neue Dinge und lerne dazu."

Foto: Achim Blazy

Sie sind jetzt gut 100 Tage Trainer des Handball-Oberligisten SG Ratingen. Bereuen Sie mittlerweile Ihren Wechsel vom Profi- in den Amateursport? Oder sind Sie glücklich mit der Aufgabe?

Ratka Ich kann noch keine Bewertung abgeben, für ein Fazit ist es noch zu früh. Ich erlebe jeden Tag neue Dinge und lerne dazu. Natürlich ist das hier eine ganz andere Herangehensweise an den Handball. Und ich begleite das jeden Tag.

Welcher ist für Sie der größte Unterschied? Wo mussten Sie sich umstellen?

Ratka Bei der Verfügbarkeit der Spieler: Jeder Spieler arbeitet oder studiert nebenbei. Und immer wieder gibt es private Termine, die mit dem Training kollidieren. Das wirkt sich zum Beispiel auch darauf aus, wie lange ein Spieler mit einer Verletzung ausfällt. Ein Profi kann sich den ganzen Tag behandeln lassen, ein Amateur muss trotzdem arbeiten gehen. So dauert es eben länger, bis eine Zerrung auskuriert ist.

Ärgert Sie das?

Ratka Ich akzeptiere es natürlich. Es bleibt mir nichts anderes übrig. Ich weiß genau: Es geht halt nicht anders, weil Handball für die Spieler ein Hobby ist.

Mussten Sie sich bei den Schiedsrichtern umstellen?

Ratka Da gab es bislang überhaupt keine Probleme, das klappt viel besser, als mir vorher von einigen gesagt wurde. Wir sind immer fair behandelt worden.

Woran müssen sich die Spieler bei Ihnen gewöhnen?

Ratka Im Moment sehe ich Nachholbedarf darin, dass wir wirklich jeden Gegner ernst nehmen. Aber auch dabei gilt: Ich kann nicht einfach alles fordern. Wenn ein Spieler in der Nacht vor einem Spiel durcharbeiten musste, dann schlafen muss und nachmittags zum Spiel kommt, dann ist er eben nicht so leistungsfähig wie ein völlig ausgeruhter Spieler. Das ist doch völlig normal. Da tu ich mich eher schwer damit, wenn Spieler private Termine nicht an den Trainingsplan anpassen. Das habe ich anders gelernt. Aber das alles hat auch seinen Charme.

Zu Saisonbeginn wollten Sie noch nicht abschätzen, wozu Ihre Mannschaft in der Lage ist. Jetzt haben Sie als Aufsteiger nach fünf Spielen 8:2 Punkte. Wozu ist Ihre Mannschaft denn nun in der Lage?

Ratka Eine Prognose ist noch immer schwierig. Es gibt so viele Unwägbarkeiten. Ich weiß ja nicht, wie häufig mir nur die halbe Mannschaft zur Verfügung steht. Als Aufsteiger stehen wir natürlich gut da, und wir werden uns langfristig auch oben in der Liga etablieren. Aber wir haben jetzt auch noch nicht gegen Spitzenmannschaften wie Langenfeld, Aldekerk oder Borussia Mönchengladbach gespielt. Das kommt jetzt alles noch. Das sind die Teams, die oben erwartet wurden und die sich oben auch etablieren.

Wollen Sie in die Dritte Liga?

Ratka Es ist unser langfristiges Ziel , in die Dritte Liga aufzusteigen.

Welche Fortschritte hat Ihre Mannschaft in den drei Monaten gemacht?

Ratka Die Spiel-Abstimmung wird immer besser. Und unsere Defensive ist relativ stabil. Damian Janus und Sebastian Bartmann machen das sehr ordentlich, auch auf den Halbpositionen sind wir gut besetzt. Das Manko ist unser Angriffsspiel. Artur Giela fehlt einfach, Bastian Schlierkamp hat in der Schulter immer wieder Probleme, und Julian Pflugfelder hört vorerst ganz auf mit Handball. Das sind Umstände, die es sicher nicht einfacher machen.

Woran müssen Sie noch arbeiten?

Ratka Wir müssen dringend vorne Kontinuität reinbringen, eine Linie reinkriegen. Der Mannschaft fehlt noch die Führungspersönlichkeit. Aber man kann auch nicht erwarten, dass alles nach zwei bis drei Monaten schon perfekt ist.

ANDREAS GRUHN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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