Eishockey "Ich bin aus Liebe zum Verein geblieben"

Ratingen · Der 26 Jahre alte Kapitän der Ice Aliens spricht über die problematische Saison, die junge Mannschaft, die plötzlich ohne Eishalle da steht, über die Niederlagen in der Hauptrunde, die Perspektiven in der Relegation und den Auftakt in Herne.

Jan-Philipp Priebsch, Sie haben zweite Liga gespielt. Wieso tun Sie sich das in Ratingen an?

Priebsch Nachdem mein Vater gestorben war, wollte ich mich mehr um die Familie kümmern. Ratingen ist da in der Nähe. Ich hatte Potenzial gesehen und war bereit, mich zu engagieren.

Sie hätten im Sommer aber gehen können, denn es gibt andere Oberligisten in der Nähe.

Priebsch Warum sollte ich?

Weil die Kasse in Ratingen leer war und es nicht viel zu verdienen gibt.

Priebsch Ganz direkt gesagt: Es gibt gar nichts, wir spielen umsonst. Aber ich bin aus Liebe zum Verein geblieben, weil ich ihn mag, weil ich ihm sehr verbunden bin. Die Aliens waren meine erste Seniorenstation. Ich helfe auch in schlechten Zeiten.

Sie sind Kindergarten-Kapitän. Warum haben Sie sich anfangs geziert?

Priebsch Ich habe mich nicht geziert, sondern war überrascht und musste abwägen, ob ich die zusätzlichen Aufgaben, die mit solch einem Amt verbunden sind, mit meinem Job vereinbaren kann. Da kann man nicht als Letzter kommen und Erster gehen, da trägt man Verantwortung und muss auch Vorbild sein.

Wie fühlt man sich nach hohen zweistelligen Niederlagen?

Priebsch Wir haben eine sehr junge Mannschaft. Jeder wusste, wie es läuft und dass wir auch mal hoch verlieren und in der Hauptrunde nicht allzu oft gewinnen. Unser Ziel war es immer, mit Kampfgeist das beste daraus zu machen. Wir sind in jedes Spiel gegangen mit dem Ziel, eine Überraschung zu landen.

In der Relegationsrunde werden sie häufiger gewinnen.

Priebsch Ja, das werden jetzt enge Spiele auf Augenhöhe. Da müssen wir zusammenstehen und alles geben. Dann haben wir sehr gute Chancen, zu gewinnen und den Klassenerhalt zu erreichen.

Auch ohne Training? Wann findet das nächste Training statt?

Priebsch Das wissen wir nicht. Sobald wir irgendwo eine Stunde auf das Eis können, werden wir per Mail benachrichtigt.

Reicht denn die Spielpraxis ohne Training aus?

Priebsch Nein, das Problem ist nicht die Fitness, die holen wir uns in einem Studio. Aber uns fehlt die Routine, das Feeling für die Scheibe. Im Training werden Zweikämpfe, Unter- und Überzahl trainiert, da wird mit der Scheibe gearbeitet. Die hat man im Spiel nur wenige Sekunden am Schläger.

Freitag müssen die Aliens zum Auftakt der Relegationsrunde in Herne antreten. Der dickste Brocken?

Priebsch Ja, denn Herne ist souverän Meister geworden. Trotzdem glaube ich, dass es ein offenes Spiel wird. Mehr als Vollgas geben und unseren Siegeswillen unter Beweis stellen, können wir nicht. Aber das werden wir in jedem Spiel machen. Wir wollen unter die ersten Vier.

Was wünschen Sie sich 2013 mit Blick auf die Aliens?

Priebsch Dass alles wieder rund läuft, dass die Eishalle wieder geöffnet wird, es aufwärts geht und der Verein wieder an alte Erfolge anknüpfen kann.

THOMAS SCHULZE FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP/ac)
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