Fußball Glenz steht oft alleine da

Morgen steigt das Spitzenspiel der Fußball-Niederrheinliga. Herbstmeister Ratingen 04/19 erwartet den Spitzenreiter VfB Homberg. Dabei trifft Torhüter Marco Glenz auf seinen alten Klub.

Als Marco Glenz Sekunden vor dem Pausenpfiff beim 2:1-Sieg in Goch an einem Freistoß vorbei segelte und die Ratinger den Ausgleich kassierten, stand er natürlich im Mittelpunkt der Kritik. In der Pause sprach Trainer Karl Weiß das auch deutlich an. Der 24 Jahre alte Torhüter ließ aber nicht etwa den Kopf hängen, sondern schüttelte das ab und bot nach der Pause eine solide Leistung, ohne sich jedoch großartig auszeichnen zu können.

"Er hat sich nicht verkrochen, sondern gut reagiert", sagt Trainer Karl Weiß, der ihn auch morgen im Spitzenspiel gegen den VfB Homberg bringen wird. "Er wird sich gegen seinen alten Klub steigern." Dass Glenz seine Nummer eins ist, hat einen einfachen Grund: "Er spricht mehr. Und weil wir eine ruhige Mannschaft haben, ist das wichtig, dass einer von hinten Regie führt."

Tatsächlich kommen seine Kommandos laut und deutlich. Dabei ist er alles andere als ein Großmaul, eher ein sensibler, eigenartiger Typ. So wie seine Berufswahl. Marco Glenz ist Erzieher und arbeitet in einem Kindergarten. Obwohl er von dummen Sprüchen bislang verschont geblieben ist, weiß er, dass er als junger Mann in diesem Bereich ein Exot ist. "Ich habe früher schon auf meine beiden jüngeren Geschwister aufgepasst und mir später als Babysitter mein Taschengeld verdient", sagt er. "Und dann habe ich mich dazu entschieden, dass professionell zu machen. Ich finde es schön, Kinder zu begleiten und ihre Entwicklung zu sehen."

Morgens Kindergarten, abends Training — ist doch kein großer Unterschied, oder? "Doch", widerspricht Glenz. "Aber Fußball ist verrückt und ich finde es ein begeisterndes Spiel. Man weiß nie, was passiert. Ich finde das Spiel, das Miteinander, faszinierend. Wenn ich nicht mehr Fußball spielen könnte, wäre ich richtig traurig."

Marco Glenz ist ein guter Torhüter. Deshalb hatte die Fortuna ihn auch an den Flinger Broich geholt, wo ihm der ganz große Durchbruch jedoch verwehrt blieb. Erschüttert hat das den jungen Mann nicht, der sich beim Angeln an Rhein und Ruhr entspannt. "Da sitze ich gern mal zwei Tage oder auch am Kanal", sagt er.

Die These, dass Torhüter eine Macke haben, bestätigt er gern: "Bei mir trifft das auf jeden Fall zu. Wer stellt sich schon in die Kiste, steht da allein und schreit rum? Oder wer lässt sich schon aus fünf Metern abschießen?" Trainer Karl Weiß, mit dem er schon in Kettwig zusammen gearbeitet hat, schätzt Glenz und dieser den Coach: "Weil er vom Fußball besessen ist. Das vermittelt er uns. Er fordert viel, will immer das Beste rausholen."

Das wollen die beiden auch morgen (19.30 Uhr) gegen Homberg. "Eine tolle Konstellation", sagt Glenz. "Mit einem Sieg können wir wieder Tabellenführer werden." Karl Weiß erwartet ein ähnlich enges Spiel wie in der Hinrunde. "Hoffentlich mit dem gleichen Ausgang", sagt er. Da gewannen die Ratinger in letzter Minute 1:0.

(RP)
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