Glander unter Druck

Beim TV Ratingen rumort es. Die Vorsitzende Silivia Glander und Schatzmeisterin Heidi Brebeck wollen auf der Mitgliederversammlung am 24. März wiedergewählt werden. Doch einige Mitglieder stellen unangenehme Fragen.

Die Diskussions- und Streitkultur ist beim TV Ratingen unterentwickelt. Das liegt auch daran, dass Horst Becker den Verein fast drei Jahrzehnte lang geführt und sich durchgesetzt hat. Mitgliederversammlungen gingen während seiner Ära ruck-zuck über die Bühne. Gute Bilanz, gute Stimmung, ein klarer Aufwärtstrend, Wiederwahl – das war's.

Image ramponiert

Heute ist das ganz anders. Wirtschaftlich stimmt die Bilanz, sportlich ist wenig Anlass zur Freude, nachdem die Handballer, das einzige Aushängeschild, abgestiegen sind und sich weiter im freien Fall befinden. Das allerschlimmste jedoch: Das Image des Vereins ist nach den juristischen Auseinandersetzungen mit Horst Becker und Willi Wülbeck, die allesamt verloren wurden, restlos ramponiert. Die einstmals heile Welt des Traditionsvereins ist zerstört. Erstmals seit Jahrzehnten wurden vor der Mitgliederversammlung mehrere Anträge eingereicht. Die Vorsitzende Silvia Glander solle den finanziellen Schaden beziffern, der dem Verein durch die Streitereien vor Gericht entstanden sei. Einige fordern, dass sie auf eine Wiederwahl verzichte und ihr Amt zur Verfügung stelle. Andere wollen, dass sie sich bei Horst Becker entschuldige und diesen für sein Engagement würdige. Gegen all das wird sie sich verwahren und die Forderungen zurück weisen. Doch dass einige Mitglieder überhaupt den Mund aufmachen und kritische Fragen stellen, ist mehr erstaunlich. Ein ganz deutliches Zeichen dafür, wie tief der Riss ist, der durch den Verein geht und wie sehr er einige schmerzt.

Einer, der solch einen Antrag formuliert hat, ist Helmut Büscher. Seit über 30 Jahren gehört er dem Turnverein an und treibt zweimal in der Woche gemeinsam mit seiner Frau Sport – Spinning, Rückengymnastik, Nordic Walking. "Ich möchte, dass Horst Becker aufgrund seiner Verdienste zum Ehrenvorsitzenden ernannt wird", sagt er. "Wenn der Vorstand das ablehnt, sollten die Mitglieder darüber entscheiden. Ich weiß aber auch, dass es noch andere Anträge gibt, in denen Mitglieder umfassende Informationen fordern."

Wer trägt die Kosten?

So zum Beispiel Gerd Thau, der in den 80er Jahren zweiter Vorsitzender und mit Horst Becker wahrlich nicht immer einer Meinung war: "Ich möchte wissen, wer die Kosten zahlt, die durch die juristischen Auseinandersetzungen entstanden sind? Ich habe meinen Antrag per Einschreiben geschickt, damit er auch ankommt." Ein Beweis dafür, wie sehr das Vertrauensverhältnis zwischen der Vorsitzenden Silvia Glander und – zumindest – einem Teil der Mitglieder gestört ist. KOMMENTAR

(RP)
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