Serie Fußballfans aus Ratingen, Teil 1 Mit Fortuna von der Oberliga bis nach Europa?

Hösel · Ratingen ist eine fußballbegeisterte Stadt – mit breit gefächerten Sympathien. In unserer Serie berichten Anhänger unterschiedlicher Vereine über die Liebe zu ihrem Klub, ihre schönsten Fan-Erlebnisse, -Rituale und -Träume.

 Marc Losch ist Fan von Fortuna Düsseldorf und grüßt mit seinem Hösel-Banner, hier vor dem Haus zum Haus in Ratingen, Freunde in aller Welt.

Marc Losch ist Fan von Fortuna Düsseldorf und grüßt mit seinem Hösel-Banner, hier vor dem Haus zum Haus in Ratingen, Freunde in aller Welt.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Geboren in Düsseldorf, Baujahr 95, der Vater eingefleischter Fan – die Leidenschaft für den Verein aus der Nachbarstadt wurde Marc Losch quasi in die Wiege gelegt. Trotzdem musste er sich damit erst einmal behaupten. „Zu Schulzeiten war ich der einzige mit Fortuna-Trikot“, erinnert sich der von Kindheit an in Hösel wohnende Fußballfreund. 

Als der heute 24-Jährige seine erste Stadionluft schnupperte, war die Fortuna nämlich noch in den Niederungen der Viertklassigkeit unterwegs. Das bedeutete: Heimspiele in Flingern, auswärts ging’s nach Verl oder Velbert. „Das sind Erinnerungen, die im Kopf geblieben sind“, verrät Losch, „man weiß, wo man herkommt.“ Nicht zuletzt deshalb sei Fortuna für ihn ein „eingeschworener Haufen“. 2009 erlebte er dann eines seiner bis heute persönlichen Fan-Highlights: Den Aufstieg in die 2. Liga, den er als „Meilenstein“ bezeichnet.

2012, im Jahr von Fortunas Bundesliga-Rückkehr, vereinte er Lieblingsklub und Heimatkiez auf einer Zaunfahne, die seitdem die Stadien der Republik ziert und mit ihrem Besitzer auch schon ordentlich herumgekommen ist, beispielsweise nach Berlin, Freiburg oder München. „Allianz Arena – da hab ich früher von geträumt“, sagt Losch und gesteht: „Ich hätte nie daran geglaubt, mit Fortuna die Bundesliga zu erleben.“

Doch mittlerweile stehen regelmäßig große Spielorte an, und mit ihnen eine ebensolche Medienpräsenz für das eigene Banner. „Die ‚Ratingen‘-Fahne ist ein Vorbild“, so Losch mit Blick auf jenes andere Stück Stoff, das es seit Jahren häufig auch bei TV-Übertragungen in den Blickpunkt schafft. „Ein guter Gag ist, wenn wir es schaffen, unsere Fahnen zusammen aufzuhängen, so dass dann ein ‚Ratingen Hösel‘ zu lesen ist.“

Um sich einen passenden Platz für den „Hösel-Gruß“ in alle Welt zu sichern, ist auch ein gewisser Aufwand nötig, denn die sichtbaren Stellen sind in vielen Stadien rar gesät. „Man kennt die Örtlichkeiten und reist früher an“, so Losch. Und das reiche häufig für „Reichweite“, wenn nicht gerade die Ultras ihre großen Fahnen einfach darüber hängen. Bei Stadiongängen pflegt er noch ein weiteres stoffliches Ritual: Egal bei welchem Wetter – er trägt immer die gleichen zwei Schals, von denen sein Vater schon einen getragen hat.

Losch, der selbst als Fußballer für den SV Hösel aktiv ist, hat seit zehn Jahren eine Fortuna-Dauerkarte und fährt zu jedem Spiel, wenn die Zeit es zulässt. Mit ihm bilden acht Mann eine Höseler Fortuna-Truppe, die übrigens kein eingetragener Fan-Club ist. Und auch das hat mit der Fahne zu tun, wie er augenzwinkernd erklärt: „Es heißt ja, wenn ein Fan-Club-Banner entwendet wird, dann muss man sich auflösen. Aber als Nicht-Fan-Club müssten wir das auch dann nicht.“

Ein paar der Freunde leben mittlerweile weit in der Welt verteilt. „Und die sagen, wenn die unser Banner sehen, werden sie daran erinnert, wo sie herkommen.“ Dass Ratingen insgesamt eine bunt gemischte Fan-Struktur von Anhängern vieler Vereine hat, empfindet Losch als belebend. „Es gibt viele Derbys, und man hat immer was zu bequatschen. Und in Hösel gilt diesbezüglich sowieso ‚leben und leben lassen‘.“

Für seinen Herzensverein heißt sein aktuelles Ziel „Klassenerhalt“, aber perspektivisch hat er eine Wunsch-Vorstellung: „Mein größter Traum ist es, mit Fortuna international unterwegs zu sein.“ Wie das gehen soll? „Wenn man sich irgendwann etabliert hat, könnte man in einer guten Saison die Euro-League-Quali anpeilen“, sagt er und schiebt schmunzelnd nach: „Warum nicht, wenn man doch schon von Liga vier in Liga eins aufgerückt ist?“. Doch sollte es stattdessen für Fortuna wieder runter gehen, versichert Marc Losch trotzdem „immer dabei zu bleiben“ – mit seinen zwei Schals und der Fahne.

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