Serie Urgesteine im Ratinger Sport (1) „Ich werde den Verein nicht mehr wechseln“

Serie | Hösel · In unserer neuen Serie widmen wir uns Sportlern, die das Gros ihrer Karriere bei einem einzigen Verein Ratingens verbracht haben. Den Anfang macht Sebastian Reckzeh, der seit zehn Jahren Torwart beim Fußball-Bezirksligisten SV Hösel ist.

 Sebastian Reckzeh ist mit seinen 35 Jahren der erfahrenste der drei Keeper des Fußball-Bezirksligisten SV Hösel.

Sebastian Reckzeh ist mit seinen 35 Jahren der erfahrenste der drei Keeper des Fußball-Bezirksligisten SV Hösel.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Sebastian Reckzeh hatte zuletzt viele stressige Tage hinter sich. Das hat nichts mit den Weihnachtsvorbereitungen zu tun, auch nicht mit Corona, der Fußballtorwart des SV Hösel hat sich in seiner Heimatstadt Velbert ein Haus gebaut. Zwei Jahre erstreckten sich die Bauarbeiten, aber in diesen Tagen war es endlich soweit. Der Einzug mit Ehefrau Diana und Tochter Mia ging endlich über die Bühne. „Allein dieser Papierkrieg – es war schlimm“, schildert der 35-Jährige die vergangenen beiden Jahre. Aber jetzt ist endlich Ruhe eingekehrt, das neue Reich bietet rund um die Uhr ein ganz neues Familienleben.

Sebastian Reckzeh steht schon zehn Jahre beim SV Hösel zwischen den Pfosten, er gehört ohne Zweifel zu den besten, die je am Neuhaus als Keeper tätig waren. In der Saison 2010/11 standen die Blau-Weißen wieder einmal tief im Bezirksliga-Abstiegskampf. Die Hinrunde war gelaufen, es sah traurig aus, tief unten im Tabellenkeller. Damals entdeckten die Höseler Sascha Eckhoff, einen Ex-Profi, Mitte 30, Vollblutstürmer, und der schoss dann in der Rückrunde Tore am Fließband. Und da auch auf dessen Verbindung hin Reckzeh beim Traditionsklub gelandet war, stand plötzlich eine starke Truppe auf der Matte. Die Bezirksliga wurde locker gehalten, Eckhoff verzog sich später aufs Altenteil, aber Reckzeh blieb dabei. Bis heute, sieht man einmal von der Saison 2015/16 ab, als er ein Jahr beim SV Velbert spielte.

In der Jugend spielte der nun 35-Jährige bei einigen Velberter Fußballklubs, dann bei RW Oberhausen II (Verbandsliga). Aber zwei Fußbrüche stoppten die angestrebte Profi-Karriere. Er war damals im Gartenbau tätig, und sein Chef machte ihm unmissverständlich klar, dass er im Job keine Verletzungspausen mit „Gelben Scheinen“ duldet. Seit einigen Jahren ist Reckzeh nun nach zweijähriger Ausbildung im Essener Justizvollzug tätig. Das heißt: Früh-, Spät- und Nachtschicht. Arbeit am Wochenende und an den Feiertagen ist selbstverständlich. Im Justizvollzug ist er im Schwerpunkt im sportlichen Bereich tätig, also genau passend für ihn als aktiver Fußballkeeper.

Aber am Neuhaus muss er inzwischen, vor allem zeitlich bedingt, um die „Nummer 1“ zwischen den Pfosten mächtig kämpfen. Sebastian Herzog, 19 Jahre alt aus der eigenen Jugend, ist hoch veranlagt, und der vier Jahre ältere Sebastian von der Groeben ist längst erstaunlich weit in der Entwicklung. Da wurde unter Torwarttrainer Christian Timp vorzügliche Arbeit geleistet. 

„Egal, wer spielt“, sagt dazu Sebastian Reckzeh, „bei uns zählen nur die Punkte. Neid gibt es nicht, jeder freut sich, wenn das Tor sauber bleibt.“ Auf ihn kommt dabei eine zusätzliche Verantwortung zu, denn alle erhoffen sich, dass er seine Erfahrung weitergibt an die beiden Nachwuchskeeper. „Ich habe ja schon bei einigen Vereinen gespielt“, sagt der Schlussmann aus Velbert dazu, „aber nirgends war es derart vertraulich wie in Hösel. Ich werde den Verein auch nicht mehr wechseln. Sollte man mich im kommenden Sommer weiter brauchen, hänge ich ohne zu zögern noch ein Jahr dran.“ Am „Brauchen“ zweifelt wohl niemand rund um den Sportplatz Am Neuhaus.

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