Fußball "Flasche leer"
SSVg-Trainer Mesut Güngör benutzte das legendäre Zitat von Giovanni Trappatoni,um die enttäuschende Leistung seiner Mannschaft nach der 0:1-Niederlage gegen den FC Kray zu beschreiben.
Krasser hätte der Gegensatz nicht sein können. Bei herrlichem Spätsommerwetter, das über 200 Zuschauer angelockt hatte, bot der Fußball-Landesligist SSVg Heiligenhaus eine erbärmliche Vorstellung. Die Niederbergischen verloren gegen den FC Kray völlig verdient mit 0:1 (0:1).
Dass der Tabellenzweite über die stabilste Abwehr der Liga verfügt, war an der Tabelle abzulesen. Nur fünf Gegentore hatten die Essener in den sieben Spielen zuvor kassiert. Und auch gestern stand die Null. Doch was viel schlimmer war: Die Gastgeber hatten keine einzige Chance.
Kollektiver Tiefschlaf
Wer kein Tor schießt, kann nicht gewinnen. Und wer hinten schläft, kann noch nicht einmal einen Punkt retten. So fiel das Tor des Tages in der 39. Minute nach einem Freistoß. Der Ball kam lang, die Heiligenhauser befanden sich in einem kollektiven Tiefschlaf, die linke Seite war völlig blank und die Gäste nahmen das Geschenk natürlich an. "Natürlich sieht Göksu da schlecht aus, aber er war es nicht allein. Es gab überhaupt keine Staffelung", meinte Trainer Mesut Güngör.
Der knappe Sieg der Essener war allerdings hochverdient. Sie hatten nicht nur die Angriffsreihe der Gastgeber bestens unter Kontrolle, sondern bestimmten auch das Spielgeschehen im Mittelfeld. Und sie hatten durchaus die Chance, einen zweiten Treffer zu erzielen.
Was die Heiligenhauser boten, war auf ganzer Linie enttäuschend. Dass Stefan Kratofiel nach einer Stunde bei einem Schussversuch aus der Drehung volles Risiko ging und dabei neben den Ball trat, war unglücklich, aber passte an diesem Nachmittag ins Gesamtbild.
Nach der enttäuschenden Vorstellung — hier wird ausdrücklich das Wort Leistung vermieden — nahm Mesut Güngör kein Blatt vor den Mund. Aber zunächst gratulierte er den Gästen: "Die Mannschaft, die hier mehr investiert hat und die bessere Spielanlage hatte, hat verdient gewonnen."
Aber dann ging er mit seiner Mannschaft hart ins Gericht und kündigte für morgen eine deutliche Aussprache an: "Die erste Halbzeit war grottenschlecht. Kein Biss, keine Ideen, das war sehr traurig. Wenn man mindestens einen Punkt will, dann muss das auch zu sehen sein. Ich werden die Spieler am Dienstag fragen, wie es um ihre Leidenschaft steht, ob sie sich mit dem Verein identifizieren? Wir hatten uns viel vorgenommen, aber das waren nur Phrasen. Davon war nämlich nichts zu sehen. Um es mit Trappatoni zu sagen: Flasche leer. Ab sofort stecken wir im Abstiegskampf."