"Eine schöne Zeit"

Interview mit Bernd Klotz, der den Fußball-Verbandsligist Ratingen 04/19 am Saisonende verlässt, über seine Freuden und Fehler.

Herr Klotz, Sie haben sich über die Kritik, die am Saisonende nach fünf Niederlagen in Folge aufkam, geärgert und sie als oberflächlich abgetan. Wieso?

Klotz Weil die vier, fünf Spiele kein Maßstab sind für die eineinhalb Jahre, die ich in Ratingen gearbeitet habe. Wir haben den Umständen entsprechend das Beste draus gemacht, zumindest eine dreiviertel Saison lang.

Wie sieht Ihre Bilanz aus?

Klotz Zwei Dinge standen doch im Vordergrund. Erstens: Vor der Saison musste der Etat nochmals um mehr als 30 Prozent reduziert werden. Daraus resultierte auch, dass wir auf junge Spieler setzen mussten. Zweitens: Unser Ziel war trotzdem der Klassenerhalt. Und obendrein haben sich die Spieler weiter entwickelt.

Das ist die eine Seite der Medaille. Aber die nackten Zahlen besagen auch, dass in die letzten zwölf Spielen nur noch sieben Punkte geholt wurden. Gehört das nicht zur Bilanz?

Klotz Doch, natürlich. Da muss man aber doch ganz nüchtern die gründe analysieren. Dass wir in der Rückrunde abgerutscht sind, ist Fakt. Fakt ist aber auch, dass wir im Winter mit Ergin Akyüz und René Sperling zwei gestandene Verbandsligaspieler verloren haben, ohne adäquaten Ersatz zu bekommen. Und seit Dennis Rossow sich verletzt gemeldet hat, haben wir kein Spiel mehr gewonnen. Diesenegative Serie zum Abschluss ist natürlich ein Wermutstropfen, aber die fünf Spiele können nicht kaputt machen, was wir in den letzten eineinhalb Jahren geleistet haben.

War es denn nicht ein Fehler, den Kettwiger Block zu sprengen?

Klotz Das ist auch so ein Märchen, das habe ich nicht getan. Ich will auch nicht einzelne Vorwürfe zurück weisen und ins Detail gehen. Mit geht es um das Gesamtbild.

Aber André Schwartz, der einzige Spieler im Kader, der 30 Jahre alt war, kam nicht mehr zum Einsatz.

Klotz André Schwartz ist ein super Typ, den ich wirklich schätze. Aber das ist für mich als Trainer bei der Bewertung nur ein Aspekt. Fakt ist auch, dass er in dieser Saison 13 Wochen verhindert war — sei es aufgrund seiner Verletzung oder weilo er in Urlaub war. Und als Trainer war mir immer wichtig, dass ich alle Spieler korrekt bewerte und gleich behandle und das entsprechend umsetze. Und weil sein Alter angesprochen wurde: Ich arbeite auch gerne mit Älteren. Die Zusammenarbeit im Vorjahr mit Di Nardo, Kusel oder Labiadh war prima. Aber diesmal konnten wird war aufgrund unseres schmalen Budgets eben nur junge Spieler holen.

Worüber haben Sie sich noch geärgert?

Klotz Die Geschichte mit den Co-Trainern darf so nicht stehen bleiben. Ralf Hartick war der Aufwand zu groß, weil er geschäftlich oft unterwegs war. Velimir Remus ist es nachher zu viel geworden, als er auch noch die Aufgaben des Zeugwarts übernehmen musste. Und Ingo Christ habe ich zum Weitermachen bewegt. Er ist später gegangen, weil er Speldorf ihm finanziell bieten konnte, was Ratingen nicht konnte.

Also alles bestens?

Klotz Keine Frage, der Abschluss ist ein Wermutstropfen. Aber er kann nichts daran ändern, dass die eineinhalb Jahre gut waren. Ich möchte sie nicht missen. Und Meinungsverschiedenheiten gehören dazu, die braucht jeder Verein. Und es ist doch das Schöne am Sport: Siege muss man gemeinsam feiern und mit Niederlagen umgehen und zusammen stehen. Es war eine schöne Zeit in Ratingen.

Thomas Schulze führte das Gespräch.

(RP)
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