Eishockey Ehrgeizig, aber realistisch

Eishockey · Interview mit Larry Suarez, der Trainer der Aliens, über Spieler mit großem Herz und Cracks mit wenig Ehrgeiz, über Fehleinschätzungen, typisch deutsches Gerede und das Vorbild Iserlohn.

 Larry Suarez, der Trainer der Aliens, spricht im Interview über Spieler mit großem Herz und Cracks mit wenig Ehrgeiz, über Fehleinschätzungen, typisch deutsches Gerede und das Vorbild Iserlohn.

Larry Suarez, der Trainer der Aliens, spricht im Interview über Spieler mit großem Herz und Cracks mit wenig Ehrgeiz, über Fehleinschätzungen, typisch deutsches Gerede und das Vorbild Iserlohn.

Foto: Blazy

Larry Suarez hat seine Meinung konkretisiert und mit einigen Fehleinschätzungen aufgeräumt. Der Coach hatte moniert, das 30 Prozent der Spieler die Leidenschaft fehle. Heute treten die Aliens in Bad Nauheim an, Sonntag kommt Frankfurt.

Herr Suarez, wie sieht es personell vor den beiden schweren Spielen aus?

Suarez Ackers hat eine Verletzung an der Hüfte. Wenn wir Glück haben, fällt er nur zwei Wochen aus, es können aber auch sechs Wochen werden. Zudem haben Kohmann und Priebsch die Grippe.

Apropos, warum geht der Mannschaft im letzten Drittel immer die Luft aus?

Suarez Weil immer die gleichen zehn, zwölf Leute spielen.

Warum spielen Sie denn mit zwei Blöcken?

Suarez Das tue ich nicht. Ich habe noch nie im Leben mit zwei Blöcken gespielt. Das ist totaler Quatsch. Wer so etwas sagt, hat keine Ahnung vom Eishockey. Ich spiele sogar mit vier Reihen.

Aber zehn, zwölf Spieler kommen häufiger zum Einsatz.

Suarez Ja, klar. Soll ich mit Schiefner, Bleyer, Lahmer, Migas oder Schumacher vier gegen fünf oder fünf gegen vier spielen? Wir dürfen nicht vergessen: Wir haben eine sehr, sehr junge Mannschaft. Acht Spieler könnten noch bei den Junioren spielen.

Sie haben gesagt, 30 Prozent der Spieler fehle Herz. Spielen die gegen den Trainer?

Suarez Gegen den Trainer spielen — so etwas gibt es nur hier, das ist typisch deutsches Gerede. Kein Spieler spielt für oder gegen den Trainer. Was wäre das für ein Charakter? Der Spieler wäre sofort weg.

Wie meinen Sie das denn dann?

Suarez Ich glaube, für 30 Prozent ist das nur Hobby, die leben nicht für den Sport. Sie gehen nach Hause und denken nicht mehr daran: wie konnte dies oder das passieren?

Wer gehört zu den 30 Prozent?

Suarez Das sage ich nicht. Die Spieler wissen es und einige Zuschauer sehen es.

Welcher Spieler hat denn ein großes Herz?

Suarez Okay, dann nenne ich mal einen Namen: Andre Oesterreich. Über ihn kann ich nur Positives sagen. Er macht, was er soll; er ist immer da; er spielt selbst, wenn es weh tut. Oder auch Shahab Aminikia, der hat Herz. Natürlich kassiert er auch Strafzeiten, aber er gibt alles. Der rennt durch die Wand für den Verein. Aber einige sind für sich hier, nicht um zu gewinnen.

Sind diese Spieler untauglich für die dritte Liga?

Suarez Ich bin ehrgeizig, bei einigen ist dieser Charakterzug nicht so ausgeprägt. Sie sind nicht böswillig, das ist einfach nicht so drin.

Sie sind mit Platz sieben nicht zufrieden?

Suarez Ich denke, wir stehen zurecht da. Monych ist verletzt, die Mannschaft die jüngste der Liga. Wir müssen realistisch bleiben, alle im Verein. Uns werden die Fans nach drei Siegen nicht die Bude einrennen. Wir dürfen keine Traumschlösser bauen. Ich finde, Iserlohn ist da ein Vorbild. Die spielen in der DEL, nie ganz oben, aber sie steigen auch nicht ab. Sie bauen keinen Eispalast, sondern arbeiten im Rahmen ihrer Möglichkeiten sehr solide und optimal. Das ist ein gesunder Verein.

Klingt, als hätten die Aliens in der Zwischenrunde keine Chance.

Suarez Nein, das sage ich nicht. Unser Ziel ist es nicht, in der Zwischenrunde Siebter zu werden. Im Januar geht es wieder bei Null los. Das ist eine neue Runde, mit einer völlig neuen Dynamik. Ich bin ehrgeizig, aber auch realistisch.

Thomas Schulze führte das Gespräch.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort