Golf "Die Jungs sollen die Erste Golf-Liga erleben"
Ratingen · Der Captain der Männermannschaft des GC Hösel über den Bundesliga-Aufstieg, Kaderplanung und Geldprobleme im Oberhaus.
Herr Eirund, wie war denn die Siegesfeier nach dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte des GC Hösel, dem Aufstieg in die Erste Bundesliga?
Markus Eirund Vor allem nass! Wir haben in der Auermühle in Ratingen gefeiert. Leider kam ja dann um halb elf das große Gewitter. Das hat uns allen aber nicht viel ausgemacht, wir haben unseren Erfolg ausgekostet.
Wie muss man den Triumph der Mannschaft bewerten?
Eirund Ich bin seit elf Jahren Captain dieser Mannschaft. Seit sechs Jahren spielen wir Zweite Liga. In drei davon waren wir im Abstiegskampf. Der Aufstieg war nie ein Thema für uns, weil er uns unrealistisch erschien. Um so großartiger ist die Leistung dieser doch sehr jungen Mannschaft.
Bei den ersten beiden Spieltagen wurde der GC Dritter, gewann dann dreimal in Folge. Wie erklären Sie sich diesen Leistungssprung?
Eirund Den Jungs fehlte zunächst schlichtweg die Erfahrung. Im Winter trainiert man viel, das ist alles schön und gut. Aber wenn es dann auf den Platz geht, geht es an die Nerven. Beim ersten Spieltag in Duisburg waren alle Mannschaften schlecht. Beim Heimspieltag von Wasserburg Anholt haben wir aber eine richtig starke Leistung hingelegt. Nur: Anholt war an diesem Tag unfassbar gut. Da haben wir schon resigniert festgestellt, dass selbst unsere Topleistung nicht reicht.
Und dann?
Eirund Dann kam Bremen. Ein ungewöhnlicher Kurs. Wir sind das sehr strategisch angegangen und haben uns den ersten Tagessieg eingefahren. Auf unserer eigenen Anlage ist Anholt dann völlig eingebrochen, während wir den Sieg geholt haben. Um den Spieltag gab es Proteste, weil er nach den Einzeln wegen Regen abgebrochen wurde. Alle anderen Teams haben Protest gegen die Wertung eingelegt. Zum Glück ohne Erfolg.
Trotzdem hing der Aufstieg am Ende noch am seidenen Faden.
EIrund Anholt hat beim GC Bergisch Land wahnsinnig gut gespielt, zwischenzeitlich lagen wir nur auf Platz drei, dann wäre die große Rechnerei losgegangen. Zum Glück haben sie am Ende noch ein paar hohe Ergebnisse reingehauen. Und wir haben phänomenale Vierer gespielt. Vor allem Moritz Hausweiler, er war unser Mann des Tages.
Nun geht das Abenteuer Erste Bundesliga los. Wie wollen Sie die Saison bestreiten?
Eirund Ich habe mit dem Vorstand besprochen, dass die Spieler, die in dieser Saison maßgeblich am Aufstieg beteiligt waren, ihren Traum von der Ersten Liga leben und erleben dürfen. Dabei gehe ich gerne mit der Situation schwanger, dass wir Lehrgeld zahlen werden. Natürlich kommen jetzt die Anrufe von anderen Erstliga-Spielern, die zu uns wechseln wollen. Ich will aber keine Söldnertruppe.
Der Vorstand ist mit Ihrer Marschroute einverstanden?
Eirund Ist er, hat aber auch eine klare Zielvorgabe gemacht. Wir sollen in der kommenden Saison den Klassenverbleib schaffen, in ein paar Jahren dann um die ersten vier Plätze der Liga mitspielen.
Wie realistisch ist das?
Eirund Ich traue den Jungs zu, dass wir drin bleiben. Aber es wird sehr schwer, die Erste Liga ist eine ganz andere Hausnummer als alles, was wir bislang erlebt haben.
Wird das Umfeld nun auch wachsen?
Eirund Wir liegen hier ein wenig in der Zange zwischen dem GC Hubbelrath als Deutschem Meister oder dem Düsseldorfer Golf-Club. Bislang standen wir nicht so im Fokus, auch nicht bei Sponsoren. Wir haben den Aufstieg mit kleinstmöglichen Mitteln geschafft. Das wird aber nicht mehr reichen. Eine Erstliga-Saison kostet rund 75 000 Euro, das ist mehr als dreimal so viel, als wir bislang ausgeben.
Wie wollen Sie diese Beträge stemmen?
Eirund Auf der Kostenseite. Ich versuche, Verträge mit Ausrüstern oder Fahrzeugherstellern zu schließen. Damit könnten wir unsere Kosten senken, ohne selbst Geld einbringen zu müssen. Ansonsten wäre ein Sponsor, der Geld zahlt, wünschenswert. Da hat die Konkurrenz natürlich Vorteile. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen.
Auch was das Zuschauerinteresse angeht, haben Sie noch viel Arbeit.
Eirund Daran krankt es bei uns gewaltig. Wir können jeden Zuschauer per Handschlag begrüßen. Alle Versuche, mehr Fans auf die Anlage zu locken, sind fehlgeschlagen. Ich setze da auf die Erste Bundesliga: Das ist die einzige Liga, über die ernsthaft berichtet wird. Unser Name taucht nun zwangsläufig in allen Golfpublikationen auf. Das ist perfekte Werbung für uns.