Absage auch in der Regionalliga Corona bremst Handballer aus

Ratingen · Ein positiver Befund bei Alexander Oelze sorgt für die kurzfristige Absage des Regionalligaspiels der SG Ratingen beim HC Weiden. Auch der TuS 08 Lintorf musste seine Verbandsligaspiele verlegen. Die Ämter reagieren unterschiedlich.

 Ausgebremst, diesmal nicht von einem Gegenspieler, sondern von einem positiven Corona-Befund: SG-Kapitän Alexander Oelze.

Ausgebremst, diesmal nicht von einem Gegenspieler, sondern von einem positiven Corona-Befund: SG-Kapitän Alexander Oelze.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Es ist 17.38 Uhr am Samstag, als Alexander Oelze angerufen wird. Der Kapitän der SG Ratingen ist auf dem Weg zum Spiel der Handball-Regionalliga, das rund zwei Stunden später beim HC Weiden angeworfen werden soll, als ihn das Gesundheitsamt anruft: Eine Routine-Untersuchung, der er sich als Lehrer einer Schule in Haan unterzogen hat, hat einen positiven Befund auf das Coronavirus zutage gefördert. Ab da glühen die Telefondrähte, die Partie in Weiden wird kurzfristig abgesagt, der neue Termin ist noch offen.

Bastian Schlierkamp beschreibt: „Wir hatten Spieler, die standen schon vor der Halle. Da hat das Hygienekonzept sehr gut gegriffen, dass alle draußen warten müssen, bis man sich als Mannschaft geschlossen anmeldet.“ Der SG-Geschäftsführer findet es durchaus bemerkenswert, dass ein (Gesundheits-)Amt an einem Samstagabend anruft. „Zum Glück passierte das noch, bevor wir in die Halle gegangen sind und weitere Kontakte mit anderen Spielern und Verantwortlichen hatte, auf die das dann ja auch Auswirkungen gehabt hätte. Sportlich ist es ein bisschen schade, weil wir gut drauf waren, aber ich glaube, sowohl wir als auch die Gastgeber sind froh, dass der Anruf nicht später kam.“

Oelze hat keine Symptome, es gehe ihm gut, versichert er. „Er ist ja auch nicht zum Arzt gegangen, weil er sich schlecht gefühlt hätte. Es war eine Routine-Untersuchung, die er als Lehrer alle 14 Tage in der Schule wahrnehmen kann. Und je mehr getestet wird, desto mehr positive Befunde gibt es“, sagt Schlierkamp, der allerdings auch Zweifel an den Testungen nicht verhehlt: „Ich glaube nicht, dass die immer valide sind. Bei uns hatte Robert Markotic auch eine Routine-Untersuchung in der Schul-Assistenz, und danach hieß es, dass der Abstrich nicht ausreichend gewesen wäre, um valide zu sein. Und von Filip Lazarov wissen wir, dass zum Beispiel in Mazedonien anders getestet wurde als in Deutschland. Der Abstrich muss relativ tief erfolgen und an den Schleimhäuten kräftig gekratzt werden – das kann nicht jeder. Ich glaube nach wie vor nicht, dass der positive Test bei Filip vor der Saison gestimmt hat.“

So oder so mehren sich sportartenübergreifend die Absagen und Spielverlegungen aufgrund von positiven Befunden. „Dass diese Saison eine Belastungsprobe werden würde, war ja allen klar“, sagt Schlierkamp lakonisch. Ärgerlich ist allerdings, dass es auch nach Monaten der Pandemie keine allgemeingültigen Regelungen gibt, wie mit den Positiv-Getesteten umzugehen ist. „Da bleibt es jedem Gesundheitsamt selber überlassen, wie es das handhabt“, sagt Schlierkamp mit lautlosem Seufzen. In seinem Kader haben so fast ein Dutzend verschiedener Gesundheitsämter das Sagen, da die Spieler in unterschiedlichen Orten wohnen. „In Solingen hieß es zum Beispiel, dass gemeinsames Training mit Ali (Oelze, Anm. d. Red.) noch nicht ausreicht, um als Erstkontakt gewertet zu werden, problematischer sei eher die gemeinsame Zeit in der Kabine“, schildert Schlierkamp wissend, dass das andere Ämter anders sehen.

Auf deren Informationen muss die SG nun warten, bevor klar ist, wie sie weiter vorgehen kann. In jedem Fall hat sie nun eine Woche trainingsfrei, was aber in den Herbstferien normal ist. Neben den Ämtern hat die SG am Samstag auch umgehend den medizinischen Notfalldienst, den Mannschaftsarzt und die Arbeitgeber der Spieler informiert. „Da sind wir unserer Pflicht nachgekommen“, sagt Schlierkamp, der als geschäftsführender Gesellschafter des Vereins Interaktiv selber Arbeitgeber einiger Spieler ist und ihnen nur raten kann: „Kontakte minimieren, bis klar ist, was die Gesundheitsämter entscheiden“.

Interessant ist im Übrigen die Zeitschiene: „Momentan rechnen Behörden mit einer Inkubationszeit von 48 Stunden – das hat mich auch überrascht und passt irgendwie nicht mit der Quarantäne von 14 Tagen zusammen“, sagt Schlierkamp. Aufgrund dieser 48-Stunden-Regelung hatte aber Oelzes Befund keine Auswirkungen für den letzten Gegner der SG, BTB Aachen, Samstag vor einer Woche. Ebenso verhält es sich mit dem Aufeinandertreffen der SG-Reserve mit dem TuS 08 Lintorf am selben Tag: Als dort in der vergangenen Woche ein Positiv-Befund bei einem Lintorfer auftauchte, waren mehr als 48 Stunden zum Spiel vergangen. Seine folgenden Verbandsligaspiele der ersten und zweiten Mannschaft sagte der TuS 08 ab. 

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