21. Mehrkampf-Meeting In Ratingen Auch Kazmirek löst das London-Ticket

Ratingen · Trotz einer Fußverletzung schafft der 26-Jährige fast 8500 Punkte und reist mit Sieger Rico Freimuth zur Weltmeisterschaft.

 Mit voller Wucht zum WM-Ticket: Kai Kazmirek übertrifft die Norm in Ratingen trotz nicht ausgeheilter Knöchelverletzung deutlich.

Mit voller Wucht zum WM-Ticket: Kai Kazmirek übertrifft die Norm in Ratingen trotz nicht ausgeheilter Knöchelverletzung deutlich.

Foto: Achim Blazy

Ratingen Marco Buxmann kommt aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus. "Ich habe es in den Listen nachgeschlagen", sagt der Meeting-Direktor. "Aber wir hatten hier in Ratingen noch nie eine Veranstaltung mit solchen Punktzahlen." Gleich drei Männer im Bereich der 8500 Zähler - das gab es in Ratingen noch nicht. "Es ist überhaupt erst fünfmal vorgekommen, dass die Marke geknackt wurde", sagt Buxmann. Und nun kamen Rico Freimuth (8663) und Kurt Felix aus Grenada (8509) drüber - und auch Kai Kazmirek fehlten mit 8478 Punkten nur 22 zur Marke, die "Weltspitze" bedeutet.

Die 8478 Punkte Kazmireks sind jedoch um so überraschender, wenn man sich den Fuß des 26-Jährigen anschaut. Der rechte Knöchel ist bandagiert und immer noch etwas dick. "Ich habe in den letzten Tagen alle Disziplinen einmal angetestet", sagt der Polizist, der vor ein paar Wochen direkt vor dem Wettkampf in Götzis umgeknickt ist. "8478 Punkte sind meine zweitbeste Leistung überhaupt", sagt Kazmirek. "Ich bin schon ziemlich überrascht. Aber ich wollte volles Risiko gehen, bei jeder Disziplin. Auch wenn die Schmerzen noch da sind."

Die Taktik ging auf. Im Diskuswurf hat er einen großen Schritt nach vorn gemacht, im Stabhochsprung egalisierte er mit 5,20 seine beste Höhe. "Ich bin restlos zufrieden", sagt er. "Ich habe jetzt noch genug Zeit und wenn der Fuß abheilt, sind bestimmt noch hundert Punkte mehr möglich."

Arthur Abele hingegen hatte in Ratingen ein richtig gebrauchtes Wochenende. Der sonst so emotionale Athlet wirkte seltsam zurückhaltend, unglücklich - und blieb auch in seinen Leistungen weit hinter den Erwartungen zurück. Beim Kugelstoßen stieß er im Einwerfen noch an die 16 Meter, im Wettkampf fehlte plötzlich ein Meter. Und als im Hochsprung schon bei 1,86 Metern Schluss war, war deutlich: Hier stimmt etwas nicht. Abele gab auf - es war die Achillesferse. Schon vor anderthalb Jahren musste der Ulmer lange nach einem Riss der Ferse pausieren. Nun schmerzte die andere Seite. Nach Rücksprache mit Trainer Sebastian Hallmann entschied sich Abele zum Rückzug - und verpasst damit die Weltmeisterschaft in London.

Abele war nicht der einzige prominente Ausfall an diesem Wochenende. Noch früher erwischte es Leonel Suarez aus Kuba. Der zog sich beim Weitsprung einen Muskelfaserriss zu - und muss nun hoffen, ohne Norm für die WM nominiert und rechtzeitig wieder fit zu werden.

Für Abele und Suarez sprang jedoch Kurt Felix in die Bresche. Der Athlet aus Grenada stellte mit 72,80 Metern einen neuen Meeting-Rekord im Speerwurf auf - und verdrängte damit ausgerechnet Abele aus den Rekordbüchern, der die Bestmarke im Vorjahr aufgestellt hatte. Felix war nicht nur im Speerwurf der Beste des Wochenendes: Auch im Weitsprung, Hochsprung (mit Kazmirek) und im Kugelstoßen ließ der wuchtige Athlet die Konkurrenz hinter sich.

(RP)
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