Handball Arthur Giela ist die Lebensversicherung der SG

Ratingen · Der 25-Jährige ist mit seiner Wurfkraft der beste Spieler des Handball-Drittligisten. Der Familienmensch fühlt sich in Ratingen wohl.

 Pure Power: Arthur Giela (Mitte/mit Ball) ist unverzichtbar für Ratingen - was auch Kreisläufer Sebastian Bartmann (rechts) genau weiß.

Pure Power: Arthur Giela (Mitte/mit Ball) ist unverzichtbar für Ratingen - was auch Kreisläufer Sebastian Bartmann (rechts) genau weiß.

Foto: Dietrich Janicki

Manchmal wünscht sich Arthur Giela fünf bis zehn Zentimeter mehr. Das ist nur ein kleines Maß, doch beim Handball-Spieler der SG Ratingen würde es den Unterschied zwischen der Dritten und womöglich gar der Ersten Bundesliga bedeuten. Für einen Rückraum-Spieler ist der 25-Jährige mit seinen 1,83 Metern eigentlich etwas zu kurz geraten. Doch genau dieser Umstand ist das Glück der SG Ratingen, die heute (18 Uhr) beim Tabellenletzten HSG VfR/Eintracht Wiesbaden antreten muss.

Arthur Giela ist die Lebensversicherung des Aufsteigers in der rauen Dritten Liga. Seine Wurfgewalt ist in dieser Klasse fast konkurrenzlos, sein Durchsetzungsvermögen im Zweikampf inzwischen ligaweit bekannt - so bekannt, dass der ehemalige polnische Junioren-Nationalspieler in fast jedem Spiel in Mahndeckung genommen wird. "Klar, das ist schon nervig", sagt Giela, "denn du wirst ja quasi aus dem Spiel genommen und kannst der Mannschaft nicht großartig helfen. Auf der anderen Seite ist das aber auch eine Auszeichnung. So viele Spieler werden in dieser Liga ja nicht persönlich gedeckt."

Die "Auszeichnung" ist das Ergebnis harter Arbeit. Giela spielt Handball, seit er vier Jahre alt ist. Als er D-Jugendlicher war, trainierte er bereits unter seinem Vater in der C-Jugend. Fast jeden Tag stand er auf der Platte. Woher sein wuchtiger Wurf kommt, kann er sich aber selbst nicht so recht erklären. "Ich habe nie großartig Krafttraining gemacht", sagt Giela, "aber da ist ja auch viel Technik bei, scheinbar habe ich das gut gelernt."

Er sagt selbst, dass "mein Wurf der einzige Grund ist, warum ich im Rückraum spiele". Seine Trainer hätten früher immer mal wieder drüber nachgedacht, ihn aufgrund seiner Körpergröße auf die Außenpostionen zu stellen. Doch dort wären diese "Kanonenkugeln" und seine Dynamik eben verschenkt. Deshalb landete Giela am Ende doch immer wieder hinten. Ihn freut das: "Außen wäre nichts für mich, da läuft das Spiel zu oft an einem vorbei. Im Rückraum habe ich alles vor mir, kann das Spiel gestalten. Es macht mir Spaß, selber entscheiden zu können, wie es läuft."

Dass Giela überhaupt in Ratingen gelandet ist (im Sommer 2013), hatte ein bisschen mit Zufall zu tun. Beim jetzigen Erstligisten Bergischer HC stand er im Zweitliga-Kader, riss sich dann jedoch das Kreuzband. Die Rückkehr war schwierig. "Der BHC stand unter dem Druck, aufsteigen zu müssen. Da ist dann nicht viel mit Einsatz von Nachwuchsspielern", sagt Giela. Über mehrere Stationen landete er bei der SG - weil er einige Teamkollegen kannte und wegen Trainer Pascal Mahé, der ihn in der Jugend ausgebildet hat.

Die Zusammenarbeit war jedoch nur von kurzer Dauer. Gielas Vertrauter Mahé ging, Richard Ratka kam. Doch für den Polen mit doppelter Staatsbürgerschaft war das kein Grund zur Sorge: "Als ich hörte, dass Richard Trainer wird, war ich sehr gespannt. Er hat mehr Erfahrung als wir alle zusammen. Und von ihm lerne ich immer noch täglich Kleinigkeiten dazu, er macht mich immer noch besser."

So gut, dass andere Vereine auf den 25-Jährigen aufmerksam geworden sind. Ein Angebot eines polnischen Erstligisten hat es gegeben. Giela hat allerdings abgelehnt. "Ich bin zu sehr Familienmensch, ich muss das Zuhause in der Nähe haben. Sonst fühle ich mich nicht wohl", betont der Rückraumspieler. Trainer Ratka sagt: "Arthur ist für uns nicht zu ersetzen, wenn er ausfällt."

Sicherlich könnte Giela wohl auch in der Zweiten Liga spielen: "Ich möchte aber nicht zu diesen Handballern gehören, die mit 30 plötzlich dastehen und nicht wissen, was sie tun sollen." Also hat er frühzeitig eine Ausbildung absolviert und arbeitet bei einem Werkzeugvertrieb. "Ehrlich gesagt, ist die Dritte Liga von der Belastung her das Maximum. Mehr ist nicht drin, wenn ich nebenbei arbeiten gehe", erklärt der Rückraumspieler. Und so kann sich die SG darauf freuen, ihre Lebensversicherung noch eine ganze Weile im Team zu haben.

(RP)
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