Frauen-Fußball Anke Preuß greift in Frankfurt an

Ratingen · Die gebürtige Lintorferin schließt am Main die Lücke, die Fußball-Nationaltorhüterin Nadine Angerer hinterlässt. Ratingen spielt bei der U20-Vizeweltmeisterin weiter eine Rolle, doch vor einer Rückkehr in die Heimat hat sie viel vor.

Wenn morgen um 18 Uhr das EM-Viertelfinalspiel der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft gegen Italien angepfiffen wird, sitzt Anke Preuß vor dem Fernseher und drückt die Daumen. "Dafür nehme ich mir natürlich Zeit, trotz der Klausurenphase in der Uni", sagt die 20-Jährige. Das Lehramt-Studium in Germanistik und Bildungswissenschaften ist ihr sehr wichtig. Wichtig ist ihr aber auch der Job zwischen den Pfosten.

Wie im Studium hat sie auch dort Erfolge vorzuweisen: Im vergangenen Jahr wurde die Torhüterin U20Vizeweltmeisterin in Japan, im Frühjahr stieg sie mit der TSG Hoffenheim in die erste Liga auf und machte mit starken Leistungen auf sich aufmerksam. Die gebürtige Lintorferin weckte so das Interesse der erfolgreichsten Frauen-Fußballmannschaft des vergangenen Jahrzehnts. Preuß nahm den Zwei-Jahres-Vertrag beim 1. FFC Frankfurt an und will im Team des siebenmaligen Meisters den nächsten Schritt in ihrer Laufbahn machen.

"Der Verein hat viel erlebt. Das sieht man daran, welche Spielerinnen in Frankfurt gespielt haben und noch spielen. Davon kann man als junge Spielerin nur profitieren", erklärt Preuß. Die ehemalige Akteurin des FCR Duisburg tritt in große Fußstapfen. Sie schließt die Lücke, die Nationaltorhüterin Nadine Angerer nach ihrem Wechsel nach Australien in Frankfurt hinterlässt.

Vorerst wird sich Preuß hinter Desirée Schumann anstellen müssen. Damit hat sie aber kein Problem: "Zuerst geht es darum, mich in das Team zu integrieren und diese Saison hart an mir zu arbeiten." Mittelfristig will Preuß aber mehr. "Ich möchte das Niveau erreichen, eine Stammtorhüterin in der Bundesliga zu sein." Dabei helfen soll vor allem Torwarttrainer André Wachter. Auf die Zusammenarbeit mit dem gerade erst 24-Jährigen freut sich die heimatverbundene Preuß.

Auch wenn die Zeit es selten zulässt, kommt Preuß immer wieder gerne zurück nach Ratingen. "In der fußballfreien Zeit und an Feiertagen treffe ich mich dann mit der Familie und Freunden", erklärt Preuß, die beim Anblick ihrer ehemaligen Schule, dem Kopernikus-Gymnasium in Lintorf, Wehmut nicht verhehlen kann. "Ich kann mir später schon eine Rückkehr in meine Heimat vorstellen. Aber ich bin noch so jung, es gibt noch einiges auf der Welt zu entdecken", sagt sie.

Nun gilt die Konzentration ohnehin erst einmal dem 1. FFC Frankfurt. "Der Klub hat eine große Tradition", erklärt die siebenmalige Bundesligaspielerin. Auch das sei ein Grund für den Wechsel gewesen. Schließlich kann das künstlich erschaffene Konstrukt aus Hoffenheim mit Tradition nicht dienen. Zudem ist die Chance auf nationalen und internationalen Erfolg beim Verein am Main deutlich höher. "Frankfurt spielt immer oben mit. Titel sind natürlich eine schöne Sache. Da sagt man nicht nein."

Auch der Nationalelf traut Preuß zu, trotz des schlechten Starts bei der Europameisterschaft in Schweden weit zu kommen: "Noch ist alles möglich." In der Zukunft möchte sie dann nicht zwingend vor dem Fernseher sitzen, wenn die Damen mit dem Adler auf der Brust für Deutschland auflaufen: "Klar ist es auch ein Ziel von mir, dieses Trikot zu tragen. Dafür macht man schließlich Leistungssport."

(RP)
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