Lokalsport Aliens: Muss der Ex-Kapitän von Bord?

Ratingen · Jan-Philipp Priebsch trägt seit insgesamt sieben Jahren das Trikot des Eishockey-Oberligisten. Einen neuen Vertrag hat er jedoch noch nicht. Die Verantwortlichen mauern - haben sie ein Problem mit der Selbstständigkeit des Verteidigers?

 In der vergangenen Saison verbuschte Jan-Philipp Priebsch 26 Scorerpunkte - doch ob er bleibt, ist noch unklar.

In der vergangenen Saison verbuschte Jan-Philipp Priebsch 26 Scorerpunkte - doch ob er bleibt, ist noch unklar.

Foto: Blazy

Jan-Philipp Priebsch und die Ratinger Ice Aliens - ein Spieler und ein Verein, die scheinbar perfekt zusammenpassen. Zumindest, wenn es nach dem 28-jährigen Verteidiger geht. Schließlich sammelte der gebürtige Essener von 2004 bis 2006 am Sandbach seine ersten Erfahrungen im Seniorenbereich, schaffte in seiner Debütsaison mit den Aliens gleich den Aufstieg von der Regionalliga in die Oberliga, ehe er vor fünf Jahren nach Zwischenstationen in Kassel, Weiden und Hannover mit Zweitliga-Erfahrung nach Ratingen zurückkehrte. Aus privaten Gründen, aber vor allem aus seiner Verbundenheit zu den Ice Aliens kam für Priebsch anschließend kein Wechsel mehr in Frage - trotz der klammen Kassen des Oberligisten und der zwischenzeitlichen Schließung der Eishalle.

"Ich bin aus Liebe zum Verein geblieben", sagte Priebsch in einem Interview mit unserer Zeitung vor zwei Jahren. Bis heute ist diese Liebe nicht eingerostet, sondern hat sich von Saison zu Saison noch zusätzlich verstärkt. "Eishockey hat viel mit Herz zu tun. Ich habe jetzt insgesamt sieben Saisons für Ratingen gespielt, mit allen Höhen und Tiefen. Daher kennt man die Leute und ist hier einfach zu Hause", erklärt Priebsch.

Ob das Aushängeschild der Ice Aliens aber auch eine achte Spielzeit im Trikot der Ratinger erleben wird, ist derzeit noch offen. "Ich will natürlich gerne bleiben, aber bisher hat noch niemand angerufen und mir gesagt, wie es mit mir weitergeht. Die Aliens müssen jetzt den ersten Schritt machen", fordert Priebsch.

Doch die Verantwortlichen um den Vorsitzenden Kay Adam und Trainer Alexander Jacobs hüllen sich in Schweigen. Es gibt keine Aussagen über eine mögliche Vertragsverlängerung, nichts zu erfahren über den Stellenwert des erfahrenen Verteidigers für die Mannschaft. Es gebe nichts Konkretes oder Spruchreifes, heißt es auch nach mehreren Nachfragen nur von Vereinsseite. Ein abgesprochenes Statement, das an der sportlichen Zukunft von Priebsch in Ratingen Zweifel aufkommen lässt.

Gleichzeitig zeigt ein Rückblick auf die vergangene Spielzeit, dass es durchaus Anzeichen für eine Trennung vom Defensivmann gibt. Seit dem Trainerwechsel von Janusz Wilczek zu Alexander Jacobs führt nicht mehr Priebsch, sondern Benjamin Musga die Aliens als Kapitän auf das Eis. "Ich weiß nicht genau, warum diese Entscheidung getroffen wurde, aber ich habe sie akzeptiert. Vielleicht hängt es mit meinem Job zusammen", sagt Ratingens Nummer 55. Die Selbstständigkeit von Priebsch, der ein Fachgeschäft für Smartphones und Tablets in Essen betreibt, scheint ohnehin der Knackpunkt in der gesamten Vertragsgeschichte zu sein. Denn während Jacobs betonte, dass man kommende Saison professioneller auftreten wolle, kann Priebsch weitere Auswärtsfahrten aus beruflichen Gründen nur selten mit antreten. Somit würde der ehemalige Kapitän der neuen Ausrichtung des Vereins zum Opfer fallen.

Von 38 Spielen in dieser Saison verpasste Priebsch neun Partien, unterstrich aber in seinen Einsätzen seine Bedeutung für das Spiel der Ice Aliens. Als feste Größe in der ersten Defensivreihe konnte er insgesamt 26 Scorerpunkte (zehn Tore und 16 Vorlagen) verbuchen und war durch seine Erfahrung weiterhin ein Führungsspieler für die jungen Akteure im Ratinger Team. Es sind daher die reinen Fakten und die Rolle innerhalb der Mannschaft, die noch für einen Verbleib von Priebsch in Ratingen sprechen. Genau wie seine Liebe zum Verein. Und das ist viel wert.

(new)
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