Fußball 04/19 will nicht das Testobjekt der Liga sein
Ratingen · Die Auftaktpartie der Fußball-Oberliga gegen den Wuppertaler SV wird verschoben. Die Polizei wollte das Spiel als Versuch nutzen, mit gewaltbereiten WSV-Fans umzugehen. Ratingen macht da nicht mit.
Heute vor einer Woche war die Welt bei Ratingen 04/19 noch in Ordnung. Die Kreispolizei und Verantwortliche beider Vereine trafen sich im Ratinger Stadion zur Sicherheitsbesprechung. Ergebnis: Das Spiel zwischen 04/19 und dem Wuppertaler SV kann in Ratingen stattfinden. Doch seit Montag hat sich das Blatt gewendet. Die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) erklärte die für Sonntag angesetzte Begegnung zum Hochsicherheitsspiel. Weder Ratingen noch der angedachte Ausweichspielort Velbert sind Optionen. Das Spiel wird auf Wunsch der Ratinger verschoben.
"Von Seiten der Polizei wurde mehrfach betont, dass dieses Spiel quasi der ,Test' für das Wuppertaler Fanverhalten bei Auswärtsspielen in der Oberliga sei", heißt es in einer Mitteilung des Vereins. Und weiter: "Aufgrund der polizeilichen Auflagen und den Ordnungsverfügungen der Stadt Velbert sehen wir in uns in der Kürze der Zeit leider außerstande, die geforderten umfangreichen Maßnahmen umzusetzen. Ferner sind wir nicht bereit, auf dem Rücken und unter Verantwortung unseres Vereins ein solches ,Testspiel' durchzuführen."
Einen Tausch des Heimrechts, um das Spiel doch am Sonntag stattfinden zu lassen, lehnten die Wuppertaler ab. "Wir verstehen das. Sie wollen ebenfalls eine generelle Lösung", sagt Ratingens Vorstandsvorsitzender Jens Stieghorst. Damit betrifft das Problem nicht nur Ratingen, sondern die gesamte Oberliga. Wo sollen Spiele gegen Wuppertal künftig stattfinden? Die ZIS tagte gestern mit dem Fußballverband Niederrhein und Offiziellen des WSV, das Ergebnis ist offen. "Wenn wir schon in unserem Stadion nicht spielen dürfen, wird es in dieser Spielklasse schwer, überhaupt ein Heimspiel gegen Wuppertal austragen zu dürfen. Wir sollten in Ratingen spielen können. Ich wehre mich auch gegen die Dämonisierung der Wuppertaler Fans. Die ZIS hört den szenekundigen Leuten aus Wuppertal gar nicht zu", erklärt Stieghorst. Die Polizei sieht das anders: "Wir rechnen damit, dass der WSV 150 bis 200 gewaltbereite und gewaltsuchende Leute mitbringt", erklärt Frank Sobotta, von der Pressestelle der Kreispolizei Mettmann.
Auch finanziell bereitet der Problemfall Wuppertal den Vereinen Kopfschmerzen. Als der Spielplan veröffentlicht wurde, rechnete Stieghorst noch mit einem Gewinn. "Hätten wir in Velbert gespielt, wären wir ohnehin schon von einem Plus in ein Minus gerutscht," erklärt er. Weniger Fans wären gekommen, zudem hätte der eigentliche Heimverein, die SSVg Velbert, die kompletten Einnahmen aus dem Catering bekommen.
Velbert schied als kurzfristig eingesetzter Ersatzspielort aber aus, da Zeit fehlte. "Bei einem Spiel der Sicherheitskategorie vier muss die Stadt Velbert einen Parkplatz mieten, den Gästeingang abtrennen, eine mobile Kasse aufstellen, und Barken auf den Straßen errichten", beschreibt Stieghorst. Zehn bis 14 Tage Vorbereitungszeit wären nötig gewesen. "Die ZIS entscheidet das von oben und sagt: ,Viel Glück damit'", sagt der Vorsitzende.