Fußball 04/19 will Klassenerhalt sportlich schaffen

Ratingen · Sollte Rot-Weiß Essen seine U23 noch während der Saison aus der Fußball-Oberliga zurückziehen, kann Ratingen nicht mehr absteigen.

 Gas geben und noch so viele Punkte wie möglich holen - das fordert Blerim Rrustemi von sich und seinen Teamkollegen.

Gas geben und noch so viele Punkte wie möglich holen - das fordert Blerim Rrustemi von sich und seinen Teamkollegen.

Foto: Achim Blazy

Völlig deprimiert und ratlos zeigte sich Ratingens Trainer Peter Radojewski nach der 3:5-Niederlage seiner Oberliga-Fußballer. Denn die hatten gegen die Sportfreunde Baumberg gerade die dritte Chance in Folge vergeben, sich aus dem Abstiegskampf zu verabschieden - und das gegen einen direkten Konkurrenten um die rettenden Ränge über Platz 16.

Wenige Tage später hat sich die Stimmung völlig gewendet. Weder Ratingen 04/19, noch die Sportfreunde, noch die aktuell auf Platz 16 liegenden Sonsbecker werden absteigen, sollte Rot-Weiß Essen (RWE) tatsächlich seine U23 bis zum 25. Mai offiziell aus der Oberliga zurückziehen. Denn dann würden die Essener als fünfter Absteiger feststehen. Doch bisher gibt es aus Essen nur Absichtserklärungen. Aktuell liegt dem zuständigen Staffelleiter des Fußballverbandes Niederrhein der Antrag auf Rückzug offenbar nicht schriftlich per Einschreiben vor. Das muss er laut § 52 der Spielordnung des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletik-Verbandes bis zum Abschluss des letzten Spieltages. Ansonsten gilt der zurückgezogene Verein erst für die kommende Saison als Absteiger.

Ein offizieller Rückzug von RWE würde den Ratingern und vier weiteren Teams zwei Spieltage Abstiegskampf ersparen. In Ratingen geht man davon aus, dass das auch passieren wird, die Mannschaft also durch ist: "Der Klassenerhalt ist gut und beruhigend für uns und den Verein", sagt Mittelfeldspieler Blerim Rrustemi. Bei keinem seiner vorherigen zwölf Vereine habe er es bisher erlebt, dass der Ligaerhalt so kurz vor Saisonende durch einen Ausstieg einer anderen Mannschaft gesichert wird. "Es ist auch nicht unser Anspruch, auf den Rückzug anderer angewiesen zu sein", sagt der 31-Jährige.

Genau deshalb und für den Fall, dass RWE sein Team doch erst nach der Saison zurückziehe, wolle die Mannschaft in den ausbleibenden zwei Spielen nochmal richtig Gas geben. "Das vergangene Spiel war nicht ideal. Wir haben individuelle Fehler gemacht. Fünf Toren zu Hause zu bekommen, ist einfach zu viel", sagt Rrustemi. Genau wie er, glaubt auch der Sportliche Leiter Michael Kulm, dass die Mannschaft nun ohne Druck am Sonntag, 15 Uhr, in Kray und kommende Woche im eignen Stadion gegen den Tabellenführer SV Hönnepel-Niedermörmter zeigen kann, was wirklich in ihr steckt. "Beides sind schöne Spiele, weil es um die Meisterschaft geht. Für Sportler ist es immer was Besonderes, wenn man da noch mitentscheidend sein kann", sagt Kulm. Kray liegt sechs Punkte und sieben Tore hinter Platz eins - hat also noch eine theoretische Chance auf den Oberliga-Titel. "Es ist der Idealfall, dass die Last der letzten Monate und Spiele jetzt von der Mannschaft abgefallen ist. Sie kann nun befreiter ins Spiel gehen", sagt Kulm. Er erwartet allerdings auch, dass das Team zeigt, dass es den Ligaerhalt auch sportlich schaffen kann - vor allem um zu vermeiden, dass man am Ende als großer Verlierer dasteht, wenn Essen wegen versäumter Fristen doch nicht als fünfter Absteiger gewertete werden sollte. "Ich vertraue aber darauf, dass die Essener den angekündigten Rückzug jetzt auch vollziehen", sagt der Sportliche Leiter.

Rrustemi verspricht, dass die Mannschaft in Kray um jeden Punkt kämpfen wird. Der albanische Fußballer, der bereits in sechs Ländern gespielt hat, würde seine Erfahrungen auch in der kommenden Saison gerne an seine Ratinger Mitspieler weitergeben. Noch stehe aber nicht fest, ob sein Vertrag bei 04/19 verlängert werde. "Im Prinzip habe ich Lust, dort weiterzumachen. Ich fühle mich gut und Ratingen ist ein Verein, der noch besser werden kann", sagt Rrustemi.

Kulm ist derzeit noch eifrig damit beschäftigt, den Kader für die kommende Saison aufzustellen. Kapitän Patrick Fiedorra bleibt der Abwehr genauso erhalten wie Stephan Rott und Lukas Fedler. Im Mittelfeld bleiben definitiv Sascha Meier, Yusuf Keser und Ali Can Ilbay. Chamdin Said wird auch weiterhin für 04/19 auf Torejagd gehen. Verlassen werden den Verein die Torhüter Marcel Grote und Alexander Pleß. "Mit den übrigen Spielern werde ich die Gespräche bis zum Saisonende zum Abschluss bringen", sagt Kulm. Auch mit weiteren möglichen neuen Spielern sei er in Kontakt.

Fest steht, dass die bereits verkündeten drei Neuzugänge von Rot-Weiß Essen - Daniel Raschka (Tor), Damian Bartsch (Mittelfeld) und Berkay Öz (Sturm)- nicht die Letzten gewesen sein sollen. "Wir suchen gut ausgebildete, junge Spieler. Da liegt es nahe, sich bei Essen oder Oberhausen umzuschauen", sagt Kulm, der betont, dass er schon vor dem verkündeten Rückzug der Essener Kontakt zu den drei Spielern gehabt habe. "Durch meine Zeit in Essen habe ich gute Verbindungen und kannte die Spieler bereits", sagt Kulm.

(RP)
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