Lokalsport 04/19 und das kleine Leistungsloch

Ratingen · Der Fußball-Oberligist hinkt nach vier Spieltagen den eigenen Erwartungen hinterher. Es spricht jedoch einiges für Besserung.

 Carlos Penan (r.) ist mit seiner Athletik und Spielfreude zu oft der Alleinunterhalter in Ratingens Offensive.

Carlos Penan (r.) ist mit seiner Athletik und Spielfreude zu oft der Alleinunterhalter in Ratingens Offensive.

Foto: Achim Blazy

Der Präsident geht erst einmal von Bord. Am Tag nach der enttäuschenden 1:2-Niederlage von Ratingen 04/19 gegen den FSV Vohwinkel sitzt Jens Sieghorst im Flieger. Es geht in den Urlaub. "Ich mache mir aber keinerlei Sorgen", sagt der Vorsitzende vor dem Abflug. "Der Karl, der macht das schon."

Karl Weiß jedenfalls ist nicht dafür bekannt, schnell aus der Ruhe zu geraten. Auch nach dem enttäuschenden Auftritt seiner Mannschaft gegen Vohwinkel präsentierte sich der Trainer gefasst. "Ich habe gedacht, dass wir heute drei Punkte holen würden", sagte er. "Aber wenn zwei, drei vermeintliche Leistungsträger nicht ihre Leistung bringen, wird es auch für uns schwer."

Das Ärgerliche an der Sache ist, dass es wohl kaum Gegner in der Oberliga gibt, die von einer spielstarken Mannschaft wie Ratingen so gut zu schlagen wären. Ohne Frage - in den beiden Terada-Angreifern hat Vohwinkel im Angriff viel Qualität. Doch die Hintermannschaft präsentierte sich am Stadionring wahrlich nicht in Oberliga-Form. "Da muss man bessere Lösungen finden", betonte Weiß.

Einer ärgerte sich ganz besonders - obwohl er gar nicht auf dem Platz stand. Emrah Cinar lief mit versteinerter Miene durch den Kabinentrakt des Stadions. Er wusste, dass ihn der RSV gut hätte gebrauchen können: Fatih Özbayrak ist gesperrt, Ismail Cakici ist von seiner Bestform momentan ein gutes Stück entfernt. Da hätte ein kantiger Stürmer wie Cinar dem Ratinger Spiel sehr gutgetan. So lag die offensive Last fast allein auf den Schultern von Flügelstürmer Carlos Penan. Der Offensivmann erzielte zwar einen sehenswerten Treffer nach einem Steilpass von Erkan Ari. Doch ein Tor pro Spiel wie am Sonntag und auch zuletzt in Hilden reicht einfach nicht, um Zählbares mitzunehmen.

Hinzu kommt die Sache mit der Disziplin. Dass in Mark Zeh und Fatih Özbayrak gegen Vohwinkel zwei Leistungsträger fehlten, hat nichts mit Pech oder Verletzungen zu tun. Sondern eher mit Dummheit. Immerhin sind beide im nächsten Spiel gegen Speldorf am 10. September wieder dabei - Özbayrak sitzt das letzte Spiel seiner Vier-Spiele-Sperre am Wochenende im Pokal gegen Velbert aus. Diese Partie gegen den zweiten der Landesliga dürfte Weiß und seinem Trainerteam indes durchaus gelegen kommen: Auch wenn Velbert ein Spitzenteam der Landesliga ist, so spielt es immer noch eine Liga unter dem RSV - und kann zumindest auf Papier ein idealer Aufbaugegner für das angeknackste Selbstbewusstsein der Ratinger sein.

Dabei hat Trainer Weiß zwei wichtige Ziele: Die Abstimmung in der Hintermannschaft muss verbessert werden (was mit Rückkehrer Zeh gelingen sollte), gleichzeitig braucht es im Spiel nach vorn deutlich mehr Kreativität. Viel Arbeit also noch für den Ratinger Übungsleiter. Doch die Zuversicht seines Vorsitzenden gibt es nicht zu Unrecht: Weiß ist schließlich ein alter Trainerfuchs. Und die Mannschaft ist qualitativ sicher nicht in der unteren Hälfte anzusiedeln.

Wenn jetzt noch die Rädchen im Getriebe der Ratinger in den kommenden Spielen ein wenig besser ineinandergreifen, dürfte das Gastspiel von 04/19 im Tabellenkeller der Oberliga nur von kürzerer Dauer sein.

(RP)
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