Fußball 04/19: Im Heimspiel flattern die Nerven

Ratingen · Die Mannschaft steht auf Platz sieben der Oberliga - obwohl sie im eigenen Stadion erst zehn Punkte holte.

Fußball: 04/19: Im Heimspiel flattern die Nerven
Foto: Blazy, Achim (abz)

Sascha Meier musste selbst lachen, nachdem er seine Geschichte beendet hat. "Ich weiß", sagt er. "Ich erzähle hier gerade, wie toll alles ist - aber wir haben 1:2 gegen Oberhausen verloren." Der Mittelfeldspieler von Ratingen 04/19 ärgerte sich natürlich über die Niederlage seiner Mannschaft. Aber als einer der letzten verbliebenen Routiniers im Kader des Fußball-Oberligisten hat der 32-Jährige gelernt, mit einer gewissen Portion Realismus an die Sache heranzugehen.

"Wir haben eine großartige talentierte Mannschaft", sagt Meier. "Ich habe seit Monaten so viel Spaß wie noch nie zuvor als Fußballer." Eine bemerkenswerte Aussage, sind es doch die Talente im 04/19-Kader, die Meier um seinen Stammplatz gebracht haben. "Ich weiß, dass ich in letzter Zeit nicht oft gespielt habe. Daran musste ich mich auch erstmal gewöhnen. Aber wenn ich sehe, welches Potenzial diese Truppe hat, da bin ich begeistert."

Natürlich weiß auch Meier, dass Aufwand und Ertrag gerade in letzter Zeit nicht immer im richtigen Verhältnis stehen. "Wir wurden gegen Oberhausen unruhig, nur weil wir mit einem Tor zurücklagen. Das muss die junge Mannschaft noch lernen, auch mit solchen Momenten adäquat umzugehen." Einfach ist das jedoch nicht. Denn der RSV erspielte sich allein vor der Pause sechs Hochkaräter. Doch die Offensivabteilung ist zu verspielt. "Wenn ich sehe, dass Daniel Keita alleine auf den Torhüter zulaufen kann und dann versucht, ihn aus 30 Metern zu überlupfen, dann stimmt etwas nicht", sagt Trainer Peter Radojewski. Meier sagt: "Wir müssen abgeklärter sein."

Das sind die Ratinger in schöner Regelmäßigkeit. Allerdings nur in Auswärtspartien. In Wuppertal zum Beispiel rannte 04/19 lange einem Rückstand hinterher, verfiel jedoch nicht in Panik, sondern drehte das Spiel mit zwei Toren in der Schlussphase - und das beim erklärten Aufstiegsfavoriten. Und gegen Oberhausen, im Heimspiel gegen eine zusammengewürfelte und schwach auftretende Zweitvertretung, verloren die Ratinger nach dem Rückstand den Kopf. "Dafür hätte ich gerne eine Erklärung", sagt Meier, während er den Kopf schüttelt. "Aber ich weiß es auch nicht."

Natürlich wiegt schwer, dass ein eigentlich sauberer Treffer von Julian Dusy in der ersten Hälfte aberkannt wurde. Doch spätestens nach dem wunderschönen Ausgleichstor durch Meier hätte 04/19 den Mut mitnehmen müssen, das Spiel für sich zu entscheiden.

Jens Stieghorst, der Vorsitzende des Vereins, ist angesichts der Heimbilanz genervt. "Wir sind an sich voll im Soll. Platz sieben ist super, unsere Punkteausbeute auch. Aber eins unserer Ziele war es, den Zuschauern in Heimspielen attraktiven, erfolgreichen Fußball zu bieten. Da sind zehn Punkte aus den Heimspielen einfach zu wenig. Das kostet uns auch Zuschauer", sagt er. "Gegen Hilden war das Stadion voll, jetzt sitzen hier noch hundert Leute, obwohl wir oben mitspielen."

Ein wirkliches Rezept zur Verbesserung hat Trainer Radojewski nicht. Ist auch schwer, denn an sich spielt 04/19 ja einen ansehnlichen Fußball, erarbeitet sich Chancen. "Aber wir müssen das Ding dann auch mal zu hundert Prozent zu Ende bringen und den Ball einfach ins Tor jagen. Es gibt so viele Situationen, in denen uns die Zielstrebigkeit vor dem Tor fehlt. So haben wir Oberhausen wieder aufgebaut."

Das Ziel des Trainers, aus den letzten drei Hinrundenspielen neun Punkte zu holen, hat sich bereits jetzt erledigt. Doch jetzt geht es darum, einen versöhnlichen Jahresausklang zu erreichen. Mit Siegen in Essen - und im Heimspiel gegen Nievenheim.

(RP)
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