Lokalsport 04/19: Ilbay freut sich auf Kumpel Keita

Ratingen · Die beiden Offensivspieler des Fußball-Oberligisten wollen in der kommenden Saison gemeinsam angreifen. Das letzte Saisonspiel beim VdS Nievenheim muss Ilbay jedoch noch alleine bestreiten.

Lokalsport: 04/19: Ilbay freut sich auf Kumpel Keita
Foto: Otto-Krschak

Sie kickten schon als kleine Kinder zusammen auf den Straßen Wuppertals. Wenn Ali Can Ilbay den Ball zu Daniel Keita-Ruel spielte, gab es nichts, abgesehen vom runden Kunstleder und dem Tor. Rund zehn Jahre später sieht die Welt ein klein wenig anders aus. Härter. Der eine, Ilbay, hat seine Ausbildung zum Immobilienkaufmann vor ein paar Tagen erfolgreich beendet. Der andere, Keita, bekam vor ein paar Tagen die Nachricht, dass er das Gefängnis höchstwahrscheinlich vorzeitig verlassen darf. Zwei Typen, unterschiedliche Wege.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich eben diese Wege der beiden in der kommenden Saison bei Ratingen 04/19 wieder kreuzen. Ilbay hat vor kurzem seinen Vertrag verlängert. Und Keitas Papier liegt unterschriftsreif bereit. "Ich freue mich drauf, wieder mit ihm zusammen zu spielen", sagt Ilbay. Keita hatte ihn in seinen Briefen aus dem Gefängnis erwähnt. Wie sehr er sich freue, dass der 22-Jährige beim Verein bleibe, hatte Keita an den Sportlichen Leiter Michael Kulm geschrieben.

"Daniel und ich sind hier richtig gute Freunde geworden. Das waren wir damals, als wir auf der Straße gekickt haben, noch nicht. Da kannte man sich halt auf dem Platz." Das konnte man in den Oberliga-Spielen in denen beide zusammen gespielt haben, sehr gut sehen. Ilbay bereitete die Tore von Keita vor - und umgekehrt. "Als Daniel dann wieder in den Knast musste, klappte es bei mir mit den Toren nicht mehr so gut", bekennt Ilbay. "Da habe ich dann halt mehr Vorlagen gegeben."

Die Rückkehr Keitas ist für Ilbay ein wichtiger Grund, dass er seinen Vertrag verlängert hat. "Wir sind jetzt Dritter geworden, aber in der kommenden Saison wollen wir so richtig angreifen", sagt er. Und in Keita, der die komplette Rückrunde fehlte, verstärkt den RSV in der kommenden Saison wieder, weitere Stürmer sollen noch kommen. "Wir haben uns personell definitiv verbessert", betont Ilbay.

Doch das ist nicht der einzige Grund, warum er in Ratingen bleibt. Natürlich gab es Angebote von finanzkräftigeren Vereinen mit größeren Namen, als ihn 04/19 vorweisen kann. "Aber darum geht es nicht. Ich fühle mich in der Mannschaft sehr wohl", sagt Ilbay. "In den vergangenen Jahren habe ich regelmäßig den Verein gewechselt. Hier werde ich geschätzt und verstehe mich super mit der Mannschaft. Natürlich achte ich aufs Geld, ich muss schließlich immer aus Köln kommen. Aber auch da war das Angebot vom Verein am Ende sehr fair." Ilbay wohnt in Köln, wird dort weiter als Immobilienkaufmann arbeiten. Doch zuerst steht nach der Saison ein Urlaub an. "Ich habe noch keine Ahnung, wo es hingeht", sagt er. "Aber wir machen in diesem Jahr keine Mannschaftstour. Deshalb werde ich sehr kurzfristig eine Reise buchen. Wahrscheinlich in die Türkei oder nach Kroatien. Hauptsache Strand."

Vorher aber noch das letzte Spiel der Saison. In diesem muss Ilbay noch ohne seinen Kumpel auskommen. Morgen beim VdS Nievenheim sollte es, so meint Ilbay, aber auch so mit einem Sieg klappen. "Für die geht es um nichts mehr", betont er. "Aber unser Präsi hat uns gesagt, wir sollen noch einmal die Siegprämie einfahren." Trainer Peter Radojewski will unbedingt den 20. Erfolg der Saison. "Ich habe einige Jahre zurückgesucht", sagt der Coach. "Aber so gut wie in diesem Jahr waren wir bis 2003 noch nicht."

Und das hat der Klub auch Ali Can Ilbay zu verdanken. "Darauf müssen wir aufbauen", sagt Ilbay. Die Rückrunde, so rechnen er und der Trainer, war schon besser als die Hinrunde. Und die kommende Saison, so die Erwartung der Verantwortlichen, soll noch einmal besser werden. "Dieses Jahr waren die Top sechs unser Ziel", sagt Ilbay. "Nächstes Jahr wollen wir unter die besten Drei kommen - mit dem Blick nach oben." Und wenn sich Ali Can Ilbay und Daniel Keita-Ruel genau so blind finden wie vor zehn Jahren auf der Wuppertaler Straße, ist das gar kein aussichtsloses Unterfangen.

(RP)
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