Ratingen Spatenstich für A44: Projekt bleibt umstritten

Düsseldorf · Es war der Tag der Gegensätze: Hier die Befürworter des 222 Millionen Euro teuren Projekts, dort die Gegner, die mit Transparenten vor blühenden Rapsfeldern ihrem Unmut Luft machen. Der A44-Lückenschluss zwischen Autobahnkreuz Ratingen-Ost und der Anschlussstelle Heiligenhaus-Hetterscheidt wurde Montag mit symbolischem Spatenstich auf den Weg gebracht.

 Der Spatenstich zum Lückenschluss.

Der Spatenstich zum Lückenschluss.

Foto: Blazy

Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer (CSU) hatte sich auf der Baustelle an der Ratinger Straße (direkt gegenüber dem geschlossenen Traditionslokal "Zum Grünen Jäger") eine hellorangefarbene Schutzweste angezogen. Botschaft: Packen wir's an. Der Politiker, der für seinen Ziehvater aus der Region, den EX-CDU-Bundestagsabgeordneten Heinz Schemken, ein großes Dankeschön parat hatte, sprach von einem "außergewöhnlichen Projekt".

Außergewöhnlich ist die Geschichte in der Tat: Seit rund 40 Jahren gibt es ein planungstechnisches und juristisch ausgefochtenes Gerangel um den Sinn und die Größe des Projekts. Ramsauer rechnete vor, dass jeder verbaute Kilometer rund 20 Millionen Euro kosten werde. Die Dauer der Projektentwicklung habe seinen Vorstellungen von zügiger Bearbeitung ganz und gar nicht entsprochen, fügte er an. Doch nun werde das "nicht ganz billige Projekt" umgesetzt, aus Mitteln des Bundes. Dafür dankte Landesverkehrsminister Lutz Lienenkämper (CDU) "seinem Freund Peter" außerordentlich.

Aus Sicht der Gegner ist der Eingriff in die Natur schlichtweg brachial. Auf einem Plakat sind Grabsteine für die Beerdigung der blühenden Landschaften zu sehen. Mehr als 200 Menschen, darunter viele Bürger aus Heiligenhaus und Ratingen, kamen auf den Platz mit weißem Zelt, um sich am Ort des Geschehens zu vergewissern: Ja, es geht nun auch wirklich los mit dem umstrittenen Bauprojekt.

Befürworter der 9,8 Kilometer langen Verbindung gehen von einem erheblichen Schub für die Region aus. Dr. Udo Siepmann, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Düsseldorf, betonte: "Heutzutage spielt die Planbarkeit von Transportlösungen eine existenzielle Rolle für Unternehmen." Auch die künftig sehr rasche Erreichbarkeit des Düsseldorfer Flughafens werde den niederbergischen Raum attraktiver machen, so Siepmann.

Landrat Thomas Hendele ergänzte, dass diese Region, die unter höherer Arbeitslosigkeit zu leiden habe als andere Regionen des Kreises Mettmann, diesen Lückenschluss dringend benötige. Harald F. Austmeyer, Geschäftsführer des Landesbetriebes Straßenbau NRW, betonte: "Wir wissen, dass die A44 nicht nur Freunde und Befürworter hat. Straßenbau und Straßenplanung finden nicht hinter verschlossenen Türen und irgendwelchen Hinterzimmern statt."

Umfassende Bürgerbeteiligung und der Ausgleich verschiedenster Interessen — auch der Naturschutzbelange — seien enorm wichtig, so Austmeyer, der davon ausgeht, dass man spätestens im Jahr 2016 auf dem Weg vom Ruhrgebiet zur Rheinschiene deutlich schneller unterwegs sein wird.

(RP)
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