Suchthilfe in Ratingen Raus aus dem Teufelskreis

Ratingen · Suchthilfe der Diakonie unterstützt suchtkranke Menschen auf ihrem Weg aus der Abhängigkeit. Sparkasse HRV überreicht einen Scheck in Höhe von 7.700 Euro.

 Peter Jage und Björn Schulte von der Sparkasse HRV unterstützen mit einem Scheck die präventive Jugenarbeit der Diakonie. Monika Benninhoff und Christian Brügel (v.l.) stellen die Arbeit der Suchthilfe vor.

Peter Jage und Björn Schulte von der Sparkasse HRV unterstützen mit einem Scheck die präventive Jugenarbeit der Diakonie. Monika Benninhoff und Christian Brügel (v.l.) stellen die Arbeit der Suchthilfe vor.

Foto: Achim Blazy (abz)

Die Pandemie hat deutliche Spuren hinterlassen. „Sucht ist ein wesentliches Thema der Coronazeit“, stellt Peter Jage, Betriebswirt bei der Sparkasse Hilden/ Ratingen/ Velbert (HRV) fest. Er ist überzeugt: „Vielen Menschen ist das Leben entglitten.“ Seine Idee war deshalb, die Suchthilfe der Diakonie im Kirchenkreis Düsseldorf-Mettmann finanziell in ihrer Arbeit zu unterstützen. 

Für das Team der Diakonie eine freudige Überraschung. „Damit hatten wir nicht gerechnet“, so Dagmar Argow, die den Bereich Soziale Dienste leitet. Sie bestätigt Jages Vermutung: „Auch wir haben einen Anstieg der Suchtproblematik während der Pandemie beobachtet.“ Kontrollmechanismen durch Kollegen oder den Freundeskreis wurden durch Homeoffice oder Homeschooling weitgehend ausgehebelt, so die Mitarbeiter der Suchthilfe. Fehlende Kontakte führten zu Isolation, und die wiederum endete für einige Mitbürger in der Alkohol- oder Computersucht.

Besonders betroffen: junge Menschen. „Es gab nur wenig Kontakte zu Freunden und Mitschülern, und so war es einfach, nach dem Homeschooling einfach am Rechner sitzen zu bleiben und zu spielen“, sagt Argow. „Das Thema online wird immer präsenter“, bestätigt Christian Brügel von der Suchthilfe. „So schaffen sich die Jugendlichen Erfolgserlebnisse und suchen positive Bestätigung in der virtuellen Welt. Viele finden dann den Anschluss an das reale Leben nicht mehr.“ Ebenfalls deutlich gestiegen ist die Abhängigkeit von Sozialen Medien. So bestimmen besonders häufig bei jungen Mädchen Instagram-Auftritte und die Zahl der erzielten Likes den Alltag.

„Wir würden gerne aktiv auf die jungen Leute zugehen, direkt die Stellen aufsuchen, an denen sich sie sich gerne aufhalten, möglicherweise den Ratinger Jugendrat einbeziehen oder eine Peergroup gründen, die uns in unserer Arbeit unterstützen kann“, hofft Monika Benninghoff, Leiterin der Suchthilfe. Diese Gruppe sollte aus gleichaltrigen Jugendlichen bestehen und für andere Orientierung bieten.

Was bislang aufgrund knapper finanzieller und personeller Ressourcen nur ein Wunsch war, ist mit der Scheckübergabe der Sparkasse in greifbare Nähe gerückt. Die Mitarbeiter der Diakonie haben bereits entschieden: Sie werden die unverhoffte Summe von 7.700 Euro für die präventive Jugendarbeit einsetzen.

Eine Entscheidung, die Björn Schulte und Peter Jage von der Sparkasse HRV gerne unterstützen. Stiftungsmanager Schulte erklärt, aus welchem Topf das Geld kommt: „Im Jahr 2015 haben wir eine Gemeinschaftsstiftung gegründet, in der sich Kunden und Bürger engagieren können. Bis jetzt agieren wir sehr erfolgreich, die Stiftung wächst Jahr für Jahr.“ Während einige Kunden eine eigene Stiftung gründen, um einen individuellen Zweck zu fördern, spenden andere einmalig einen Betrag ihrer Wahl für die Gemeinschaftsstiftung. Diese Gelder werden dann an Organisationen der Städte Velbert, Ratingen und Hilden ausgezahlt. Diesmal wurde die Suchthilfe der Diakonie ausgewählt.

Das achtköpfige Team zeigt den Betroffenen, aber auch ihren Angehörigen, Wege aus dem Teufelskreis der Abhängigkeit – egal, ob es um Spiel-, Alkohol-, Drogen-, Sexsucht oder Essstörungen geht. Neben Einzelgesprächen bieten sie Gruppenangebote, begleiten bei der Suche nach Therapieangeboten und sind auch nach dem Klinikaufenthalt für die Hilfesuchenden da, wenn es darum geht, im Alltag wieder Fuß zu fassen.

„Eine deutliche Erleichterung ist der Umzug der Suchthilfe von der Anger-  an die Graf-Adolf-Straße“, so Monika Benninghoff. Im benachbarten Statt-Café können völlig zwanglos erste Gespräche stattfinden. „Die Angebote sind jetzt besser vernetzt.“

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