Gesundheit Singen kann Krankheiten lindern

Mettmann · Dass Singen glücklich macht, ist bekannt, aber Singen kann mehr: viele Lungenkrankheiten können gelindert werden.

 Profisängerin Brigitta Hansen bringt ihren Sängern auch die richtige Atemtechnik bei.

Profisängerin Brigitta Hansen bringt ihren Sängern auch die richtige Atemtechnik bei.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Pia gähnt, Savos gähnt und auch Ulrike und Gerd gähnen – dabei ist es gerade mal kurz nach 17 Uhr. Und eigentlich sind die älteren Herrschaften auch gar nicht müde, dieses bewusste Gähnen soll die Gesichtsmuskulatur lockern und dient schlicht als Vorbereitung auf die anstehende Gesangsstunde mit Sängerin Brigitta Hansen. „Prima macht ihr das“, lobt die zarte Ratingerin ihre elfköpfige Truppe und strahlt in die Runde, „Jetzt atmet bitte noch einmal tief ein und summt „sch“, das wärmt die Stimmbänder auf.“

Seit sieben Jahren bietet die ausgebildete Gesangslehrerin im Gesundheitszentrum, jetzt im Gesundheitsladen des evangelischen Krankenhauses, wöchentlich gemeinsames Singen an, viele der Senioren sind von Beginn an dabei. „Wir erarbeiten gemeinsam Volkslieder, klassisches Stücke, auch mal Schlager oder Oldies, jeder darf sich einbringen“, erklärt Brigitta Hansen, die mit Begeisterung ihrer Aufgabe nachgeht, sie hat für jeden ein liebes Wort oder eine Umarmung, kennt auch die Krankengeschichten ihrer Teilnehmer. Darunter ist auch Pia, seit drei Jahren singt sie mit großer Freude, gerade war sie ein wenig krank und musste aussetzen. „Wie schön Pia, dass du da bist“, freut sich Brigitta Hansen. Gerade Pias Krankengeschichte unterstützt die Sängerin in ihrer These: Würde mehr gesungen werden, müssten weniger ins Krankenhaus. „Ich habe schon lange schlecht Luft bekommen, ich habe es an den Bronchien“, erklärt die ältere Dame, „hier im EVK riet man mir zum Singen. Und was soll ich sagen? Mein Lungenvolumen hat sich so wahnsinnig gebessert, dass ein Facharzt an der Uniklinik Köln mir das unlängst kaum glauben wollte.“

Mimimi und Mumumu und uijuijui machen die Teilnehmer jetzt noch, wackeln mit dem Kiefer hin und her, sie gibbeln und lachen wie Kinder, weil sich das alles schon lustig anhört. Dann endlich dürfen sie wieder Platz nehmen und gemeinsam mit dem „richtigen“ Singen starten. Neben den acht Frauen sitzen drei Männer, fast wie die drei Tenöre, nebeneinander, zwei, Gerd und Savas, haben sehr tiefe Bass-Stimmen und erzeugen ergänzend zu den hellen Stimmen der Frauen eine wohlige Tiefe.  „Rock my soul“ heißt das Stück, das bereits in der vergangenen Woche geübt wurde, heute arbeitet Hansen mit ihren emsigen Schülern an den Feinheiten und es klingt harmonisch, professionell, rein. „Ihr sei einfach eine tolle Truppe“, bemerkt die Profisängerin und lacht Savas, den Griechen, fröhlich an, „du klingst wirklich ein wenig wie Placido Domingo.“

Man merkt: die allermeisten Teilnehmer sind seit Jahren dabei, aufhören ist keine Option, wohl aber sind in den vergangenen Wochen krankheits- oder altersbedingt einige Mitsänger ausgeschieden. Ulrike gehört zu einer der ersten, die das Singen als Genesungsweg für sich entdeckt hat. „Ich hatte vor acht Jahren eine Lungenembolie, heute kann ich meine Lunge wieder gut belasten.“ Brigitta Hansen nickt. „Die besonderen Atemtechniken beim SIngen fördern die Durchblutung und verbessern die Muskulatur  um die Lunge und im gesamten Brustkorbbereich. .Naja, und wer wieder besser atmen kann gewinnt natürlich an Lebensfreude, es wirkt also auch auf die Psyche.“ Maria pflegt zuhause ihren 98-jährigen, blinden Ehemann. „Ich brauche dieses wöchentliche Treffen einfach auch für mich, als Auszeit und um Kraft zu tanken.“

Mit „Horch was kommt von draußen rein“ enden die eineinhalb Stunden im Gesundheitsladen.“ Brigitta Hansen packt ihr Begleitkeyboard  ein, verabschiedet sich herzlich von jedem einzelnen. „Sie ist einfach ein Schatz“, schwärmt Pia überschwenglich, „sie vermittelt uns das alles mit so viel Freude und Herzlichkeit, besser geht es gar nicht. Wir sind so glücklich, dass wir sie haben.““

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