Verband der pyrotechnischen Industrie Endlich wieder echtes Silvester

Ratingen · Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) mit Sitz in Ratingen hofft auf ein Silvesterfeuerwerk wie in Zeiten vor Corona. In Zukunft soll das Feuerwerk deutlich umweltfreundlicher werden.

Die Auslieferung der Feuerwerks-Waren läuft bereits auf Hochtouren.

Die Auslieferung der Feuerwerks-Waren läuft bereits auf Hochtouren.

Foto: dpa/Christophe Gateau

Zwei Jahre in Folge kämpften der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) mit Sitz in Ratingen und seine Mitgliedsbetriebe ums Überleben. Coronabedingt hatte die Bundesregierung jedes Feuerwerk in der Silvesternacht verboten. Jetzt gibt es einen Hoffnungsschimmer. Die Betriebe waren in den zwei Jahren nicht untätig. Sie haben sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandergesetzt.

„Mehr als 90 Prozent des Jahresumsatzes werden in guten Zeiten in den Tagen vor Silvester gemacht – plötzlich brach der Umsatz über Nacht weg“, erinnert sich VPI-Vorsitzender Thomas Schreiber. „Als Branche standen wir mit dem Rücken zur Wand.“ Die Branche musste sich massiv Zukunftsfragen stellen, fragte sich aber auch nach der Zukunft des Feuerwerks.

CO2-Reduktion, Klimawandel, Plastik in den Weltmeeren – „wir sehen uns mit unseren Unternehmen und Produkten in der Verantwortung, einen Beitrag zu mehr Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit zu leisten“, sagt Richard Eickel, VPI-Mitglied und Geschäftsführer der Firma COMET. „Zwei Jahre lang waren uns wegen Corona die Hände gebunden. Aber wir haben nie aufgegeben, die Ärmel hochgekrempelt und Feuerwerk neu gedacht“, sagt Thomas Schreiber.

Das Ergebnis ist ein weltweit einmaliges Angebot und eine absehbare globale Vorreiter-Rolle der deutschen Industrie mit Blick auf umweltfreundliches und biologisch abbaubares Feuerwerk in den nächsten Jahren.

„Unsere ‚grüne‘ Produktreihe ist umweltfreundlicher, klimaneutral und komplett plastikfrei“, freut sich NICO-Geschäftsführer und VPI-Mitglied Michael Kandler. Das Unternehmen WECO, Europas Marktführer für den privaten Silvesterspaß, hat erfolgreich nach biologisch abbaubaren Materialen gesucht, um die bisherigen Plastik-Raketenspitzen und Plastik-Zündschnurschutzhülsen zu ersetzen. „Ab 2023 wird der Plastikanteil damit radikal sinken“, so Schreiber. Nach einem erfolgreichen Silvester-Spaß 2022 stehen schon im nächsten Jahr alle Zeichen auf Grün.

Und nach einem echten Silvester sieht es derzeit aus. Das Bundesinnenministerium positionierte sich klar gegen die Forderung der Deutschen Umwelthilfe nach einem generellen Böllerverbot zum Jahreswechsel.

Der VPI begrüßt die Haltung der Politik auch aus einem anderen Grund: „Silvester 2021/22 hat uns sehr zu denken gegeben“, sagt Schreiber. Es mache sehr betroffen, dass die Begeisterung für Feuerwerk so weit geht, dass offensichtlich massiv illegale Produkte organisiert wurden.“ Schwere Böllerunfälle waren die Folge. Auch in diesem Jahr haben Ermittler laut VPI bereits mehrere Tonnen illegal importierter Feuerwerkskörper abgefangen.

„Illegales Feuerwerk ist kein Spaß, sondern eine lebensgefährliche Bedrohung für Leib und Leben“, warnt Schreiber. Weil die deutschen Hersteller und Händler von Feuerwerk seit geraumer Zeit einen Trend zu mehr illegalem Feuerwerk feststellen, wollen die VPI-Mitglieder nun mit einer eigenen Experten-Gruppe der Verbreitung von illegalem Feuerwerk den Kampf ansagen. Dafür haben sie eigens den „Arbeitskreis gegen illegales Feuerwerk“ (AGIF) ins Leben gerufen. „Damit appellieren wir bewusst an Feuerwerksfans die Sicherheitsmaßnahmen, Vorschriften und ‚Spieregeln‘ im Umgang mit Feuerwerk zum Wohle aller zu beachten“, so Schreiber.

Für den Neuanfang einer ganzen Branche und nachhaltigeren und sicheren Feierspaß.

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