Ratingen Sie wollen wachrütteln

Düsseldorf · Im Februar hat sich die Grüne Jugend neu gegründet. Ihre Hauptanliegen: die Bürgersolarstromanlage und bessere Angebote für Jugendliche.

Da staunten die Ratinger nicht schlecht, als sich am Donnerstag, noch während der Wochenmarkt abgebaut wurde, Angela Merkel, Guido Westerwelle und Wolfgang Schäuble vor der Dresdner Bank aufbauten und die Passanten zum Glücksradspiel aufforderten. Nein, selbstverständlich waren nicht die echten CDU- und FDP-Bosse nach Ratingen gekommen. Die Ratinger Grüne Jugend hatte sich ihre Gesichter auf den Kopf gebunden, um klarzustellen, wer ihre politischen Gegner sind.

Rund 30 Mitstreiter

"Mit dieser Aktion wollen wir den Ratingern die Konsequenzen der Weltwirtschaftskrise zeigen und klarmachen, dass wir uns zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft entwickelt haben", erklärt Jean-Philippe Steeger, Sprecher der Grünen Jugend in Ratingen. Dazu hatten sich einige der Jugendlichen als Politiker und Banker verkleidet, die anderen gingen als normales Volk: Proletarier eben, wie es die Jugendlichen ausdrückten. "Ein-Euro-Jobber" oder "Moderner Sklave" waren da auf ihren Plakaten zu lesen. "Es geht uns um den Werteverfall", so Steeger. "Denn vor allem bei der CDU und FDP dreht sich doch alles nur noch um den Euro. Das sind doch keine sozialen Parteien."

Er und seine rund 30 Mitstreiter wollen in den nächsten Wochen und Monaten in Ratingen richtig durchstarten. "Dazu haben wir uns vor zwei Monaten neu gegründet, denn bei unseren Vorgängern ist die Grüne Jugend irgendwann eingeschlafen", erklären Florian Herzog (20), Nils Watermann (18) und Mario De Fako (21). "Die Ratinger wachrütteln und politisch motivieren" ist ihr gemeinsames Ziel. "Und da kommt doch nur eine Partei in Frage", schmunzelt Mario De Fako.

Der Einsatz von regenerativen Energien zum Umweltschutz und die Integrative Gemeinschaftsschule, um allen Kindern die gleichen Chancen einzuräumen, sind für sie wichtige Themen. Doch auch in Ratingen gibt es ihrer Meinung nach viel zu tun.

"Wir setzen uns sehr für die Bürgersolarstromanlage ein", erklärt Jean-Philippe Steeger. Aber auch mehr Skateranlagen, eine Disco und überhaupt bessere Angebote für Jugendliche stehen ganz oben auf ihrer Liste. Dazu haben sie übrigens schon Kontakte zu Jugendlichen aus anderen Parteien geknüpft. "Erst neulich hatten wir ein Treffen mit der Jungen Union", erzählt Steeger. "Aber das Wichtigste ist für uns wirklich, alle Jugendlichen anzusprechen, damit die sich wieder mehr für Politik interessieren und auch wählen gehen", so Steeger.

Doch auch der Spaß darf bei der Grünen Jugend nicht zu kurz kommen. Am vergangenen Wochenende haben sie das Ratinger Kino gemietet und sich gemeinsam den Film "Die fetten Jahre sind vorbei" angesehen. Und an diesem Wochenende treffen sie sich am Grünen See, um gemeinsam zu feiern. "Außerdem würden wir demnächst gerne ein Konzert veranstalten", erzählen die jungen Politiker.

Einziges Problem hierbei: In städtischen Einrichtungen wie dem Lux oder der Manege sind Veranstaltungen von Parteien eigentlich nicht erlaubt. "Aber da werden wir uns noch was einfallen lassen."

(RP)
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