Frau der Woche Sie hilft Menschen ganz unaufgeregt

Birgid Blumberg steht noch bis zum Sommer nächsten Jahres dem Inner Wheel Club in Ratingen vor. 28 Frauen gehören dem Club an.

 Birgid Blumberg ist 67 Jahre alt und pensionierte Lehrerin.

Birgid Blumberg ist 67 Jahre alt und pensionierte Lehrerin.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Viele Männer treffen sich weltweit unter dem Namen Rotary, zugehörige Frauen unter der Bezeichnung Inner Wheel. Auch die Übersetzung ins Deutsche hat eine Bedeutung, die im Jahr 2019 ziemlich daneben ist. Das Selbstbewusstsein der Frauen allerdings straft die vorurteilige Betrachtung Lügen. Zum Beispiel, wenn man die derzeitige Ratinger Präsidentin Birgid Blumberg als Beispiel nimmt. Sie ist sicher nicht dazu berufen, ihrem Ehemann „den Rücken frei zu halten“.

Entstanden ist die Vereinigung, der in Ratingen 28 Frauen angehören, nach dem Ersten Weltkrieg in Großbritannien und sicherlich hier und da auch noch mit dem damaligen Frauenbild verbunden. Inzwischen gibt es weltweit rund 3.700 Inner Wheel Clubs und insgesamt fast 100.000 Mitglieder in 103 Ländern aller fünf Erdteile.

Denkt man an diese Historie, wenn man zweimal pro Tag mit zwei mehr oder weniger parierenden, aber lebensfreudigen Airedales an Lintorfs Ortsrändern spazieren geht, gedenkt man unablässig der Freundschaft untereinander, dem sozialen Engagement und der internationalen Verständigung? Natürlich nicht. Aber manchmal schon, denn diesen Werten hat sich auch die Präsidentin verschrieben, die noch bis zum Sommer als Chefin die Truppe repräsentiert.

Also – Birgid Blumberg kommt nicht als Gattin daher, die ihre herausragende Position wie eine Standarte vor sich herträgt. Sie macht einen Job im Frauenverein und innerhalb ihrer Familie, der ihr ureigenstes Ding ist. Sie ist nämlich 67 Jahre alt, in ihrem Job als Lehrerin inzwischen rechtmäßig pensioniert und aufgrund der Zuneigung einer begeisterten Schülergruppe der Ratinger Käthe-Kollwitz-Schule immer noch als Kunsterzieherin freiwillig an der Schule tätig.

Bis dahin mäanderte auch ihr Lebens- und Bildungsweg durch die Zeit. Hätte sie Fotografin werden sollen? Das wäre schön gewesen. War das Studium auf Lehramt der Brüller? Vielleicht war es nicht unbedingt das ganz große Halleluja. Aber letztlich ganz in Ordnung, immerhin wurde sie Lehrerin für Kunst und Geografie. Denn sonst hätte sie nicht so lange durchgehalten – zunächst in Düsseldorf, dann in Ratingen.

Sie bewies generell Durchhaltevermögen – hätte sie sonst eine lange Warteschleife auf den Ehemann ausgehalten, dem seine Familie einen eher beruflich orientierten Lebensweg heftig ans Herz gelegt hatte. Sie hat gewusst, dass das Durchhalten für sie (und ihn) richtig war. Sie war gern und erfolgreich in der Schule tätig; allerdings nicht, um sich in angewandter Handarbeit oder Haushaltsführung Lorbeeren zu erarbeiten. Also mit Nähen, Sticken und weiblicher Nadelarbeit läuft nichts bei ihr.

So hat es auch kaum ein halbes Jahr gedauert, bis sie nach der Geburt der Kinder wieder im Dienst war, und außerdem kann sie organisieren. Dafür ist sie offenbar haltbar gut gelaunt, knuddelt auch den Hund, der wieder einmal sehr geschickt etwas Essbares von der Tischplatte geklaut hat. Sie murmelt auch nicht, dass er das sonst nie macht.

Birgid Blumberg arbeitet mit ihrer Familie für die Blumberg-Stiftung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die ihnen Chancen für ein besseres Leben ermöglicht. Aber auch das passiert ganz unaufgeregt.

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