Ratingen Sie hilft allen ohne Wenn und Aber

Ratingen · Ilse Gerhold war schon im Übergangsheim am Sondert tätig, als dieses nur den wenigsten Ratingern bekannt war.

Ilse Gerhold regt sich keinesfalls über "die jungen Leute auf, die da immer ihre Smartphones in der Hand haben", wie das oft von ihren Altersgenossen und auch Jüngeren zu hören ist. Sie hat nämlich ihr eigenes auch meist in Griffweite. Sie braucht es. Ilse Gerhold tut viel Gutes und organisiert ihre Einsätze mit etlichen anderen Ratingerinnen und Ratingern, die zum Nutzen und Frommen anderer Menschen tätig sind. Und das geht nicht mit aufsteigenden Brieftauben oder per Post. Das muss manchmal sehr schnell geschehen.

Um es gleich zu erklären: Ja, sie ist die Mutter von Pastor Thomas Gerhold, Friedenskirche, Ratingen-Ost. Oder: Tom Gerhold, Pastor, ist der Sohn von Ilse Gerhold, die sich schon gemeindlich eingesetzt hat, als ihre drei Kinder noch heranwachsend waren. Da tut sich eben familiär keiner was, wenn es um Beruf und Berufung geht.

Und dennoch kommt die zarte Frau keinesfalls ehrpusselig daher, sondern stellt mit kühlem Kopf und mit klaren Strukturen die Möbel gerade, und das mit einem liebenden Herzen. Sie packt an, hilft in der evangelischen Kirche, mit großem Engagement auch bei der Caritas. Sie war schon im Übergangsheim am Sondert tätig, als diese Adresse nur den allerwenigsten Ratingen überhaupt bekannt war, und wird bis heute von den dort untergebrachten Roma-Familien hoch geschätzt. Und dennoch möchte sie keinen außerordentlichen Dank. Sie hilft, sie akquiriert - und gut ist. Sie möchte aber ganz gerne die Übersicht behalten.

Vielleicht hat das mit dem Beruf zu tun, den sie nach der Schule gelernt hat: Sie war Buchhalterin mit Kaufmannsgehilfenbrief, wie das damals hieß. Sie hatte sich im heimischen Sauerland bereits in einem diakonischen Jahr in die Aufgaben der Kirche eingebracht. Dann aber ging es bald um die familiären Aufgaben. Mit 23 Jahren, das war 1964, wurde Helmut geheiratet, in den darauf folgenden drei Jahren kamen dann die Gerholdschen Kinder zur Welt.

Die Familie wohnte aus beruflichen Gründen des Vaters in Ratingen, machte auch hier gleich wohltätig mit: Die Weihnachtsfeier des CVJM ist ohne die Eheleute Gerhold nicht vorstellbar. Und 21 Jahre lang war das Presbyterium der Friedenskirche auch nicht ohne Ilse Gerhold nicht denkbar, im Jahr 2005 wurde sie dann verabschiedet.

Die Mitarbeit bei der Ratinger Tafel ist ihr sehr wichtig - auch dort punktet Ilse Gerhold mit Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. Und sie kennt von anderen Einsätzen sowohl ihre "Kundschaft" als auch andere Ratinger, die sich ehrenamtlich einsetzen: "Irgendwie sind es immer dieselben."

Dabei ist die emsige 74-jährige Frau ein gutes Beispiel dafür, dass man bei kluger Zeiteinteilung und ganz klarer Sicht auf Kraft und Leistungsfähigkeit möglich ist, außer dem "Gutes-Tun" sehr wohl noch ein eigenes Leben führen kann, in dem die Partnerschaft eine große Rolle spielt, in dem der Familienclan seinen Platz hat und Freunde willkommen sind. Natürlich buddelt Ilse Gerhold im Garten, geht zum so genannten Herzsport, wandert, handarbeitet. Sie kann nicht übers Wasser gehen.

Aber sie freut sich auf eine verhaltene Weise, wenn ihr Ehemann sehr herzlich über ihre Ehe meint: "Die Liebe endet nicht."

Diese Erkenntnis ist - nach der Goldhochzeit - einfach nicht zu toppen.

(gaha)
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