Ratingen Sie bringen Kunst auf die Motorhaube

Ratingen · 60 Künstler gestalten 60 Autohauben für eine Schau zum 25. Jahrestag der Deutschen Einheit im Herbst dieses Jahres. Auch Künstler aus Ratingen und Heiligenhaus machen mit: Michael Hanoussek, Petra Dreyer und Yilderim Denizli.

 Für die Kunstaktion "Unter die Haube" gestalten Michael Hanoussek, Petra Dreyer und Yilderim Denizli (rechts) Autohauben. In der Mitte ist Organisator Kurt Hamann zu sehen.

Für die Kunstaktion "Unter die Haube" gestalten Michael Hanoussek, Petra Dreyer und Yilderim Denizli (rechts) Autohauben. In der Mitte ist Organisator Kurt Hamann zu sehen.

Foto: Achim Blazy

"Deutschland unter die Haube" - das ist der Titel einer Ausstellung zum 25. Jahrestag der Deutschen Einheit, die vom 3. Oktober bis zum 9. November in der Gedenkstätte "Deutsche Teilung Marienborn" gezeigt wird. 60 Künstler werden in dem einmaligen, grenzüberschreitenden Projekt bis zum 25. Jahrestag der Deutschen Einheit am 3. Oktober insgesamt 60 Autohauben individuell gestalten und Deutschland auf diesem Wege im echten Wortsinn "unter die Haube bringen".

Zu diesen Künstlern gehören der in Ratingen lebende und arbeitende Maler und Bildhauer Yildirim Denizli und das Künstlerpaar Petra Dreier und Michael Hanousek mit Atelier in Heiligenhaus. In der vergangenen Woche wurden die Hauben in Denizlis Atelier in der ehemaligen Nußbaumschule im Stadtteil Schwarzbach gebracht - vom Organisator der Ausstellung persönlich, dem Hamburger Fotografen Kurt Hamann. Was wohl jetzt mit ihnen passiert?

Mit der Käferhaube, die Yildirim Denizli gestalten soll, wird der türkischstämmige Maler und Bildhauer erst einmal drei bis vier Wochen leben, über sie und das Projekt nachdenken und Ideen zu Papier bringen. Bis Ende August hat er Zeit dafür. Thematisch festlegen lassen will er sich nicht, sondern frei bleiben und im Idealfall etwas Zeitloses schaffen - etwas, "das auch nach 500 Jahren noch nicht alt aussehen darf", formuliert Denizli seinen Anspruch. Das gilt auch für Petra Dreier und Michael Hanousek. Die beiden haben lange Zeit in Ratingen gearbeitet und sind jetzt schon einige Jahre in Heiligenhaus, geben dort auch Malunterricht. Über den Gegenstand meditieren und auf eine Idee hoffen - Ratingen ist gespannt, mit welchen Ergebnissen die Künstler die Stadt bei der großen Ausstellung repräsentieren werden.

Zum Hintergrund: Am 9. November 2014 wurde in Berlin unter anderem mit einer spektakulären "Lichtgrenze" an den Fall der Mauer vor 25 Jahren erinnert. 1989 dauerte es nur elf Monate, bis die DDR der BRD beitrat.

Am 3. Oktober 1990 wurde die Wiedervereinigung besiegelt und entsprechend gefeiert. Der "Tag der Deutschen Einheit" erinnert jedes Jahr an die historischen Ereignisse Anfang der 1990er Jahre in Deutschland. Seit Mauerfall und Wiedervereinigung hat sich viel Positives getan.

Dennoch gibt es auch 24 Jahre nach der Wiedervereinigung immer noch eine Reihe wesentlicher gesellschaftlicher, mentaler sowie wirtschaftlicher Unterschiede, die das Zusammenwachsen der beiden ehemaligen deutschen Staaten und der Menschen erschweren. Nach "Ost" und "West" geteilte Entgelte oder ebenso gruppierte Sozialleistungen sowie regional äußerst auffällige politische Radikalisierungen sind dafür nur drei Beispiele. Von einer umfassend realisierten deutschen Einheit kann noch nicht die Rede sein.

Das vielschichtige Thema "Deutsche Einheit" greift das Projekt "Deutschland unter die Haube" jetzt auf - mit künstlerischen Mitteln und mit Hilfe des "liebsten Kindes" der Deutschen.

Symbolisch ist die Auswahl der Autoteile, die quasi als Leinwände für die künstlerische Beschäftigung mit dem Thema "Deutsche Einheit" dienen: Jeweils 20 Hauben stammen von der ehemaligen DDR-Marke "Trabant", vom in der Wendezeit im Westen weit verbreiteten "Golf II" sowie vom "VW-Käfer", der weltweit als das Symbol des so genannten "Wirtschaftswunders" in der BRD nach dem Zweiten Weltkrieg gilt.

(RP)
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