An(ge)dacht Selfie mit Luther

Ratingen · Lutherdenkmäler entstanden im 19. Jahrhundert landauf, landab, meistens an Orten seines Wirkens, so in Eisenach, Eisleben oder Mansfeld. Das älteste wurde 1821 auf dem Marktplatz in Wittenberg errichtet.

Am berühmtesten ist wahrscheinlich das Lutherdenkmal in Dresden. Es überstand die Bombennacht im 2. Weltkrieg. Trotzig stand der Reformator, die Bibel im Arm, vor den damaligen Ruinen der Frauenkirche. Das lange Gewand, der strenge Blick, die Heilige Schrift gehören zum landläufig bekannten Bild des Martin Luther, das durch den Wittenberger Maler Cranach geprägt wurde und auf das sich die Bildhauer späterer Zeiten bezogen. Unzählige Fotos entstanden an diesen Orten: Meist Touristen ließen sich mit dem Denkmal ablichten: "Luther und ich".

Das Reformationsjubiläum in diesem Jahr hat Luther nun eher zufällig ein weiteres Denkmal gesetzt: Die kleine Lutherfigur, hergestellt von Playmobil. Die Idee kam von der Nürnberger Tourismuszentrale. Innerhalb von drei Tagen war die erste Auflage von 34.000 Stück vergriffen. Bis heute sind mehr als 750.000 Figuren des kleinen Luthers verkauft, es ist die erfolgreichste Figur der Firma aller Zeiten.

Der kleine Luther hält wie der große eine Bibel in der Hand, schaut aber nicht grimmig, sondern lacht freundlich. Für einen guten Spruch war Luther ja immer zu haben. Die Figur gibt es auch in Lebensgröße. Martin mit Hut, Federkiel und Bibel. Diese Figur ist zu Gast am Sonntag auf dem Stadtkirchenfest. Und wie in Wittenberg oder Dresden kann man sich dann an der evangelischen Stadtkirche zusammen mit dem Reformator fotografieren: "Selfie mit Martin."

Martin Luther als Figur, altehrwürdig oder verspielt, beides ist möglich. Die Kirche will heute wie damals nicht bei den Figuren stehen bleiben: Sondern sie schaut darauf, was sie in der Hand halten: Das war damals und das ist heute die Bibel.

PFARRER GERT ULRICH BRINKMANN, EVANGELISCHE STADTKIRCHE

(RP)
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