Ratingen "Schummelei mit Daten"

Ratingen · Der Verein Bürger gegen Fluglärm kritisiert die Methoden und Zahlen zur Berechnung der neuen Lärmschutzzonen. Die Prognosen für das Jahr 2017 haben angeblich eine Verkleinerung der Zonen zur Folge.

 Der Verein Bürger gegen Fluglärm kritisiert die Methoden und Zahlen zur Berechnung der neuen Lärmschutzzonen.

Der Verein Bürger gegen Fluglärm kritisiert die Methoden und Zahlen zur Berechnung der neuen Lärmschutzzonen.

Foto: Bußkamp, Thomas

Der Flughafen Düsseldorf geht gerne mit Erfolgsmeldungen an die Öffentlichkeit. Wenn's um Datenmaterial für die Berechnung der Lärmschutzzonen gehe, breche nach Meinung des Vereins Bürger gegen Fluglärm offenbar die große Zurückhaltung aus.

Dann rücke der Flughafen in Größe und Bedeutung hinter den Provinzairport Münster/Osnabrück zurück und lege Zahlen vor, die kleiner seien als zum Beispiel im Planfeststellungsbeschluss für Münster/Osnabrück festgelegt. "Leidtragende dieser Schummelei sind Hunderttausende von Fluglärm betroffene Anwohner, denen die wiederholten Rechenfehler den zustehenden Lärmschutz und die Gesundheit rauben", untermauert der Vereinsvorsitzende Christoph Lange.

Die Ergebnisse fehlen

Der Hintergrund dieser Kritik besteht darin, dass nach dem 2007 verabschiedeten Fluglärmgesetz neue Lärmschutzzonen ausgewiesen werden müssen. Bis heute liegen die Ergebnisse nicht vor. Schon im September des vergangenen Jahres haben der Büdericher Bürgermeister Dieter Spindler und Rechtsamtsleiter Heinrich Westerlage die Kommunalpolitiker darüber informiert, dass die Lärmschutzzonen durch den vermehrten Flugverkehr und den Ausbau des Airports nicht etwa größer, sondern im Gegenteil sogar kleiner ausfallen würden.

Die Stadt hat die Transparenz der zugrunde liegenden Daten und die unzureichende bis fehlende Beteiligung am Verfahren offiziell bemängelt. "Wie kann der prognostizierte Fluglärm für das Jahr 2017 geringer ausfallen, wenn der Flughafen auf größere Jets setzt?", fragt Lange.

Flughafensprecher Christian Hinkel liefert dafür als Erklärung, dass "deutlich weniger ältere und lautere Flugzeuge wie die Mc Donnell Douglas MD 80 oder die Tupolev 154 heutzutage am Airport zum Einsatz" kämen. Der Flughafen sei 2008 vom Umwelt- sowie vom Verkehrsministerium aufgefordert worden, ein entsprechendes Datenerfassungssystem (DES) zur Verfügung zu stellen.

Der Airport sei dieser Verpflichtung nachgekommen. Als Basisjahr diene das Jahr 2008. "Die unabhängige Firma Airsight erstellte daraufhin eine Prognose bis 2017", erklärt Hinkel. Die so gelieferten Daten seien dann vom Verkehrsministerium auf Plausibilität und anschließend noch durch die Flugsicherung und die Lärmschutzkommission geprüft worden. Vorwürfe der "Schummelei" weist er zurück. Seit 2007 habe der Flughafen zusammen mit den Airlines insgesamt rund 60 Millionen Euro für Investitionen in Schallschutz für die Anwohner ausgegeben.

Neck: Stresstest in Sicht

Ulrich Neck von der IG Waldgemeinde Ratingen schlug leisere Töne an und sagte, dass es seit 2009 "vielschichtige Diskussionen" gegeben habe. Daran sei die IG Waldgemeinde beteiligt gewesen. Neck: "Ein wesentlicher Kritikpunkt waren der gewählte Flottenmix und die Bewegungszahlen aus 2008, als die Hauptstart- und Landebahn nicht immer in Betrieb war, als Basis für die Prognose für 2017. Auch die Stadt Ratingen hat in 2010 einen Einspruch gegen das Datenerfassungssystem eingelegt."

Er habe selbst im Januar 2011 im Landesverkehrsministerium die Vorbehalte artikuliert: "Die Neigung, etwas zu ändern, war gering." Allerdings sei vom parlamentarischen Staatssekretär Horst Becker zugesagt worden: In 2012 werde mit den Daten des Flugbetriebs von 2011 eine Überprüfung der Datenbasis 2008 zu 2011 gemacht. Neck nennt das einen "Stresstest". Die Verordnung lege sogar fest, dass solche Überprüfungen 2013 und auch noch 2014 erfolgen sollen.

Neck: "Es ist eine klare Forderung der IG Waldgemeinde an die Landesregierung, dass diese Überprüfungen durchgeführt werden und mit den Bürgervertretungen sowie den Gemeinden erörtert werden. Selbstverständlich sind die notwendigen Konsequenzen zum Wohle der Bürger zu ziehen." Der notwendige und berechtigte Schutz vor dem Fluglärm müsse gewährleistet sein. Frage des Tages

(RP)
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