Ratingen Schuldner müssen warten

Düsseldorf · Die Schuldnerberatung des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) berät und begleitet Menschen in finanzieller Not. Doch die Mitarbeiter sind überlastet, es gibt eine lange Warteliste.

Wenn das Geld nicht nur knapp wird, sondern gar nicht mehr reicht, wenn der Lohn gepfändet wird und auch die Miete nicht mehr überwiesen werden kann — spätestens dann brauchen die Menschen dringend Hilfe und kompetente Ansprechpartner. In Ratingen sind dies die Mitarbeiter des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF), die hochverschuldete Menschen beraten und betreuen.

Im Sozialausschuss stellte Wolfgang Wesselsky von der Schuldnerberatung des SkF nun die Entwicklung der vergangenen Jahre vor. Ergebnis: Die Zahlen steigen, ein Ende ist nicht in Sicht. Allein in diesem Jahr geht man von 8000 überschuldeten Haushalten in Ratingen aus.

Beim SkF stößt man angesichts dieser Zahlen an seine Grenzen. 88 Menschen stehen auf der allgemeinen Warteliste, auf der Warteliste der Arge stehen noch einmal 44 Menschen.

Unterschiedliche Ausgangslagen

"Wir weisen natürlich niemanden ab, der zu uns in die Sprechstunde kommt", sagt Wesselsky. In einer akuten Krise werde sofort geholfen, wenn zum Beispiel eine Lohnpfändung anstehe oder die Miete und der Strom nicht mehr bezahlt werden könnten. "Oft hilft es den Menschen auch schon, einfach ihre Sorgen loszuwerden und nicht mehr ganz allein dazustehen", so Wesselsky.

Wer allerdings eine längere Beratung oder auch Betreuung, beispielsweise bei einer Insolvenz oder der Kontoführung braucht, der muss sich in Geduld üben. Bis zu drei Monaten muss man warten, doch "unser Ziel ist es, diese Zeit auf unter vier Wochen zu verkürzen". "Wir bräuchten mehr Mitarbeiter", sagt Wolfgang Wesselsky. Schon jetzt ist die Warteliste lang, doch angesichts von Finanz- und Wirtschaftskrise befürchtet der Berater einen deutlichen Anstieg der Zahl an Hilfesuchenden. "Die ersten Folgen der Krise spüren wir bereits, vor allem bei Menschen, die in Zeitarbeitsfirmen beschäftigt sind."

Und auch wenn er sehr hofft, dass es nicht noch schlimmer wird, die Prognosen für 2009 sehen nicht gut aus.

Steuwe: "Nicht ausscheren"

Doch neue Mitarbeiter kosten Geld. Finanziert wird die Schuldnerberatung vom Kreis, der Bezirksregierung, aus eigenen Mitteln des SkF und von der Stadt. Um eine neue Stelle zu schaffen, müsste die Stadt mehr Geld zuschießen. Aber auch der Kreis solle mehr Geld geben, forderten Mitglieder der Parteien im Sozialausschuss. Dieser Meinung schließt sich zwar auch Sozialdezernent Rolf Steuwe an, schätzt diese Möglichkeit aber als wenig erfolgversprechend ein. "Wir haben im ganzen Kreis eine einheitliche Regelung, es wäre also nicht sinnvoll, hier auszuscheren", so Steuwe.

(RP)
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